Konjunkturprognose gesenkt Wirtschaftsweise warnen vor Russland-Risiko

Konjunkturprognose gesenkt Wirtschaftsweise warnen vor Russland-Risiko

30. März 2022 Aus Von ...Linda Gerke
Stand: 30.03.2022 10:30 Uhr

Der Sachverständigenrat hat seine Konjunkturprognose für dieses Jahr drastisch gekürzt. Die Wirtschaftsweisen mahnen, Deutschland müsse sich gegen einen Stopp russischer Energielieferungen wappnen.

Laut dem Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hat der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Bundesrepublik drastisch verschlechtert. Die umgangssprachlich als „Wirtschaftsweisen“ bezeichneten Experten haben daher ihre Konjunkturprognose stark eingedampft.

Für das laufende Jahr rechnen die Wirtschaftsweisen nur noch mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,8 Prozent, 2023 dürfte das BIP um 3,6 Prozent zulegen. Zum Vergleich: Bei ihrer vergangenen Konjunkturschätzung im November hatten die Wirtschaftsweisen für 2022 noch ein Wachstum von 4,6 Prozent in Aussicht gestellt.

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Deutschland müsse Russland-Abhängigkeit beenden

Der Sachverständigenrat, der die Bundesregierung in wirtschaftspolitischen Fragen berät, sprach zudem mit Blick auf die große Abhängigkeit der Bundesrepublik von russischen Energielieferungen eine deutliche Warnung aus. Ein Stopp dieser Lieferungen berge das Risiko, dass die deutsche Volkswirtschaft in eine tiefere Rezession abrutscht und die Inflation noch stärker zunimmt, mahnte Monika Schnitzer, Mitglied des Sachverständigenrates.

„Deutschland sollte umgehend alle Hebel in Bewegung setzen, um sich gegen einen möglichen Stopp russischer Energielieferungen zu wappnen und gleichzeitig die Abhängigkeit von diesen Importen rasch zu beenden“, forderte das Sachverständigenratsmitglied Volker Wieland. So könne die Energiesicherheit in Deutschland auf Dauer gesteigert werden – auch wenn dadurch die Energiepreise für einige Zeit erhöht bleiben würden.

Inflation: Risiko einer Lohn-Preis-Spirale steigt

Wegen der stark steigenden Energiepreise erwartet der Sachverständigenrat auch deutlich höhere Inflationsraten in der Bundesrepublik: Für 2022 rechnen die Ökonomen nun mit 6,1 Prozent und für 2023 mit 3,4 Prozent. Zuvor hatten die Wirtschaftsweisen die Teuerung für das laufende Jahr noch auf 2,6 Prozent geschätzt.

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Die hohe Inflation und die steigenden Inflationserwartungen dürften auch die Tarifverhandlungen beeinflussen, betonte Sachverständigenratsmitglied Veronika Grimm. „Die Dynamik für Lohnforderungen dürfte ab dem zweiten Halbjahr 2022 zunehmen. Damit steigt das Risiko einer Lohn-Preis-Spirale.“

Für das Jahr 2022 rechnet der Sachverständigenrat mit einem Wachstum der von den Unternehmen tatsächlich gezahlten Löhne (Effektivlöhne) von 2,5 Prozent. Im kommenden Jahr dürften die Löhne um 4,4 Prozent steigen.

Wirtschaftsweise pessimistischer als IfW und ifo

Zuletzt hatten bereits mehrere Institute angesichts von Lieferengpässen und steigenden Energiepreisen ihre Prognosen für die Inflation nach oben und für das BIP nach unten korrigiert.

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Allerdings fielen die Prognosen der Experten nicht ganz so pessimistisch aus wie die des Sachverständigenrats. So rechnet etwa das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) für 2022 mit einem BIP-Wachstum von 2,1 Prozent. Das Münchner ifo-Institut erwartet ein Wachstum zwischen 2,2 und 3,1 Prozent.