Buga in Rostock: Totgesagte leben länger?

Buga in Rostock: Totgesagte leben länger?

21. April 2022 Aus Von ...Susanne Kimmpert
Stand: 21.04.2022 16:21 Uhr

Kurz vor Ostern machte eine als “streng vertraulich” gekennzeichnete Risikoanalyse klar, dass die Buga 2025 in Rostock in der bisher geplanten Form als eintrittspflichtige Veranstaltung nicht mehr realistisch sei. Zu spät dran die Vorbereitungen, zu teuer das Ganze, so die Begründung der BUGA GmbH gegenüber dem Aufsichtsrat. Nun erklärte der Geschäftsführer der stadteigenen BUGA-Gesellschaft, dass die Planungen trotz allem nicht auf Eis gelegt werden sollen.

von Jürgen Opel, Judith Greitsch, NDR Ostseestudio Rostock

Bis auf Widerruf wolle die BUGA GmbH die Arbeiten zur Vorbereitung einer Bundesgartenschau fortsetzen, heißt es unter anderem in einem Statement des Geschäftsführers der BUGA GmbH, Oliver Fudickar. Das Ergebnis der sogenannten Risikoanalyse, wonach die BUGA in drei Jahren nicht realisierbar sei, bedeute keinesfalls, dass die Planungen auf Eis gelegt worden seien. Bis zum 5. Mai sollen nun vier Varianten zur Rettung der Gartenschau geprüft werden, so Fudickar. Dann tagt erneut der Aufsichtsrat unter Vorsitz von Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen (parteilos).

Dabei gehe es um Szenarien, die von einer kompletten Verschiebung der BUGA auf das Jahr 2026 oder 2028 bis zu einer Durchführung der Gartenschau im IGA-Gelände in den Jahren 2025 oder 2026 reichen. Ob bei diesen Varianten Bund und Land die rund 100 Millionen Euro für die BUGA geben sollen, weiter mitspielen, soll nun geklärt werden. Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD), der die 60 Millionen Euro an BUGA-Landesmitteln verwaltet, kündigte bereits einen außerplanmäßigen Termin der “Interministeriellen Arbeitsgruppe” an. Dann soll wohl geklärt werden, ob das Land seine Finanzierungszusagen noch einhalten kann.

Risikoanalyse oder Eingeständnis des Scheiterns

Als Gründe für das BUGA-Aus hatten die Autoren des nicht öffentlichen Papiers die anhaltende Corona-Pandemie, die Folgen des Kriegs in der Ukraine, die steigenden Materialkosten und fehlende Fachkräfte angeführt – Argumente, die von Insidern stark angezweifelt werden. Von hausgemachten Versäumnissen unter anderem bei der professionellen Personalausstattung, der Unterstützung durch den Aufsichtsratsvorsitzenden und Oberbürgermeister Madsen und generellen Planungsfehlern ist da die Rede. Doch dabei bleibt es nicht. Neben dem Planungsverzug bei einzelnen Projekten von mehr als einem Jahr stehen ja auch immense Kostensteigerungen im Raum. Bis zuletzt waren die Planer von Investitionen von mehr als 140 Millionen Euro ausgegangen. Nun steht ein Plus von 30 Prozent auf die Gesamtkosten in der Prognose. Dass es noch viel mehr werden könnte, pfeifen die Spatzen bereits vom Dach. Keine der jetzt zu prüfenden Varianten werde “billiger” zu haben sein, kündigte Geschäftsführer Fudickar schon einmal an.

Transparenz? Fehlanzeige

Augen zu und durch, scheint die Devise zu sein. Auch, damit nicht der Eindruck entsteht, die BUGA GmbH und deren Geschäftsführer Oliver Fudickar würden nun die Hände in den Schoß legen. Warum die Stadt nicht ganz die Reißleine ziehe, diese Frage müsste Oberbürgermeister Madsen als BUGA-Aufsichtsratschef beantworten. Doch seit Wochen ist er trotz mehrerer Anfragen in Sachen BUGA nicht zu sprechen. Bleibt die Annahme, dass es den Verantwortlichen weniger um die eigentliche BUGA als Event zwischen Rabatten und Beeten geht, sondern viel mehr um die Fördermittel von Land und Bund, die sie sich nicht entgehen lassen wollen – und wohl auch um den Gesichtsverlust. Noch nie in den zurückliegenden 70 Jahren BUGA-Geschichte ist eine Gartenschau ausgefallen oder verschoben worden.

Und dann ist da noch das “Geheimpapier”

Die Heimlichtuerei sorge nicht für Vertrauen, ist aus der Bürgerschaft zu hören. Bis April hatten die Aufsichtsgremien und die Geldgeber im Bund und der Landesregierung, jedenfalls sagen sie das, offensichtlich keine Ahnung, wie es wirklich um die BUGA steht. Bis zuletzt wurden den Entscheidern Berichte in die Hand gegeben, die den Schluss nahelegten, dass alles schon seinen Gang gehen wird.

Entgegen besseren Wissens, wie anzunehmen ist und entgegen der laut und leise geäußerten Mahnungen, der Fachleute und einzelner Mitglieder der Bürgerschaft. Und dass bei einem Projekt, das den Steuerzahler wohl nicht viel weniger als 200 Millionen Euro kosten könnte. Das öffentliche Interesse ist enorm und die Transparenz der Entscheidungen offensichtlich nicht gegeben. Weil das so ist, veröffentlicht NDR MV den als “streng vertraulich” gekennzeichneten Risikobericht, der der Redaktion zugespielt wurde.