EEG-Umlage fällt weg Wird Strom jetzt wirklich billiger?
1. Juli 2022Ab heute entfällt die EEG-Umlage auf der Stromrechnung. Doch was bringt das Stromkunden unterm Strich? Experten haben ausgerechnet, mit welchen Entlastungen Verbraucher jetzt rechnen können.
Mit einer Neuerung zum Monatsbeginn können Stromkunden in Zeiten hoher Energiekosten auf etwas Entlastung hoffen. Ab heute wird die EEG-Umlage auf null Euro gesenkt. Die Umlage über das Erneuerbare-Energien-Gesetz wurde im Jahr 2000 eingeführt; Ziel war es, die Förderung von Wind- und Solaranlagen über die Stromrechnung der Haushalte und Unternehmen zu finanzieren. Zuletzt betrug die Ökostrom-Umlage noch 3,723 Cent pro Kilowattstunde.
Versorger müssen Absenkung an Kunden weitergeben
Ursprünglich sollte sie erst Anfang 2023 komplett gestrichen werden. Doch die Bundesregierung zog diesen Schritt angesichts der rasant gestiegenen Energiekosten um ein halbes Jahr vor.
Die Stromanbieter sind gesetzlich dazu verpflichtet, die Absenkung an die Kunden weiterzugeben. Außerdem darf der Arbeitspreis nicht einfach am selben Datum erhöht werden, um den Verlust zu kompensieren. Eine Strompreiserhöhung kurze Zeit später ist allerdings nicht gesetzlich verboten.
Insgesamt werden die Verbraucher in der Bundesrepublik durch die Abschaffung der EEG-Umlage um 5,1 Milliarden Euro entlastet, rechnet das Vergleichsportal Check24 vor. Das dürfte sich jedoch in der Mehrzahl der Haushalte nicht sofort bemerkbar machen. Denn die Energieversorger sind nicht dazu verpflichtet, den monatlichen Abschlag wegen der Senkung der EEG-Umlage direkt zu ändern.
Üblicherweise werden die monatlichen Abschläge nur einmal pro Jahr angepasst. Die Ersparnis durch den Wegfall der Ökostrom-Umlage dürfte somit in aller Regel erst mit der nächsten Jahresrechnung ausgeglichen werden.
Dabei können Verbraucher – je nach persönlichem Stromverbrauch – mit spürbaren Entlastungen rechnen. Diese Ersparnisse beruhen auf zwei Effekten: Der Wegfall der EEG-Umlage reduziert zunächst den Nettopreis.
Auf diesen erniedrigten Nettopreis werden dann in einem zweiten Schritt – wie bisher auch – 19 Prozent Mehrwertsteuer gerechnet. Mit der Senkung des Strom-Nettopreises reduzieren sich also anteilig auch die Kosten durch die Mehrwertsteuer, da die Grundlage der Berechnung nun kleiner ist.
Doch was bedeutet der Wegfall der EEG-Umlage konkret? Wie viel können Verbraucher wirklich sparen? Ein durchschnittlicher Single-Haushalt mit einem jährlichen Stromverbrauch von 1500 Kilowattstunden zahle etwa 66 Euro weniger, rechnet Check24 vor. Eine Familie mit 5000 kWh Stromverbrauch reduziere ihre Stromrechnung um 222 Euro. Das entspricht einer Ersparnis von 18,50 Euro pro Monat.
Verbrauch | Entlastung |
---|---|
1500 kWh | 66 Euro |
2500 kWh | 111 Euro |
3500 kWh | 155 Euro |
4250 kWh | 188 Euro |
5000 kWh | 222 Euro |
Kommen die Entlastungen bei den Verbrauchern an?
Der Wegfall der EEG-Umlage lindert den starken Anstieg der Strompreise allerdings nur teilweise. Dem Vergleichsportal Check24 zufolge sind die Strompreise für eine Familie mit 5000 kWh Stromverbrauch seit Oktober 2021 durchschnittlich um 471 Euro gestiegen. „Somit mildert die Abschaffung der EEG-Umlage den Anstieg der Strompreise um weniger als 50 Prozent“, so Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie bei Check24.
Wenig Hoffnung macht derweil auch ein Blick in die Vergangenheit: Bereits die erste Senkung der EEG-Umlage zum Jahreswechsel 2021/2022 kam aufgrund der massiv gestiegenen Einkaufspreise der Versorger bei den Verbrauchern nicht an.
Seither sind die Preise im Stromgroßhandel nochmals kräftig gestiegen – auf bislang nie dagewesene Niveaus. Der russische Angriff auf die Ukraine hat die Situation auf dem Strommarkt nochmals deutlich verschärft. Der bisherige Monatsrekordwert datiert vom März: Damals kostete eine Megawattstunde an der Leipziger Strombörse im Schnitt 252 Euro.
Im Juni belief sich der Preis für eine Megawattstunde am Spotmarkt auf durchschnittlich 217 Euro. Zum Vergleich: Im Juni 2021 kostete eine Megawattstunde lediglich 72 Euro. Das entspricht einem Aufschlag von mehr als 200 Prozent im Jahresvergleich.
„Tropfen auf den heißen Stein“
Angesichts der derzeitigen Entwicklungen an den Energiemärkten sei die Absenkung der EEG-Umlage kaum mehr als „ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt Kerstin Andreae, Chefin des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).
Stromkunden müssen sich darauf einstellen, dass die Kosten schon bald weiter steigen. „Spätestens zum Jahreswechsel rechnen wir erneut mit flächendeckenden Strompreiserhöhungen für Millionen Haushalte“, so Thorsten Storck, Energieexperte beim Vergleichsportal Verivox.
Dabei könnte der Staat durchaus noch mehr tun, um bei der Stromrechnung für eine echte Entlastung der Haushalte zu sorgen. Besonders viel bringen für Verbraucher würde eine Absenkung der Mehrwertsteuer.
Andere EU-Länder sind hier Vorreiter. So senkte die spanische Regierung bereits im vergangenen Jahr die Mehrwertsteuer auf Strom von 21 auf 10 Prozent. Belgien kappte die Mehrwertsteuer auf Strom und Gas von 21 auf 6 Prozent, die Niederlande reduzierte den Satz von 21 auf 9 Prozent.
EEG-Umlage noch nicht komplett gekippt
Durch eine Senkung der deutschen Mehrwertsteuer auf Strom von 19 auf 7 Prozent und eine Senkung der Stromsteuer von derzeit 2,05 auf 1,0 Cent pro Kilowattstunde würde eine Familie in Kombination mit der Abschaffung der EEG-Umlage um 459 Euro pro Jahr entlastet, hat das Vergleichsportal Check24 ausgerechnet. Bei einem Single-Haushalt würde sich die Ersparnis auf 147 Euro belaufen.
Formal abgeschafft ist die EEG-Umlage noch nicht. Vielmehr ist ihre Herabsetzung auf null Euro zunächst bis zum 31. Dezember 2022 befristet. Wie die Zukunft der EEG-Umlage ab dem Jahr 2023 aussieht, muss politisch erst noch entschieden werden. Energieexperten gehen aber davon aus, dass die Ökostrom-Umlage über kurz oder lang endgültig abgeschafft wird.