Ministerium: 18 Brücken auf Landesstraßen in MV marode
25. Juli 2022Sie ist die älteste auf der Liste: Aus dem Jahr 1859 stammt die Unterführung des Flüsschens Göwe unter der Landesstraße 1009 bei Weberin im Landkreis Ludwigslust-Parchim. Wann es dort die letzte Sanierung gab? Das Straßenbauamt weiß es nicht. Was aber bekannt ist: die Autos, die drüberfahren, passieren ein Bauwerk „in nicht ausreichendem Zustand“.
Die Prüfingenieure haben der Unterführung die Bewertung 3,0 verpasst. Was in der Schule ein „befriedigend“ wäre, ist bei den Brückenexperten eher ein „mangelhaft“. Denn diese sogenannte Substanzkennzahl bedeutet, dass die Standsicherheit des Bauwerks beeinträchtigt ist. Und deshalb will das Land die Brücke erneuern – für geschätzte 2,1 Millionen Euro. Die Göwe bei Weberin ist nicht der einzige Ort auf Landesstraßen, bei dem die Stabilität Sorgen bereitet. 17 weitere Brücken gelten als marode, bekommen die Note 3,0 oder schlechter.
Schlechteste Bewertung für Wismarer Hochbrücke
In diesen Fällen – so das Verkehrsministerium in einer Antwort auf eine Anfrage der FDP-Fraktion – gebe es einen „zeitnahen Bedarf für eine Instandsetzung“. Es muss also schnell etwas getan werden. Das gilt beispielsweise auch in Stralsund für die Brücke über den Ziegelgraben und in Wismar für die Hochbrücke. Das Bauwerk aus dem Jahr 1970 schneidet mit der Bewertung 3,5 am schlechtesten ab. Der Zustand ist in den Augen der Experten „ungenügend“. Es müsse dringend etwas getan werden. Die Brücke in Wismar steht schon lange auf der Sanierungsliste – für schwere LKW über 12 Tonnen ist sie schon seit Jahren gesperrt.
Ministerium: Problem ist kleiner als noch vor zwölf Jahren
Das Straßenbauamt hat in der Vergangenheit immer beruhigt. Niemand müsse Angst vor einstürzenden Brücken haben, die Bauwerke würden regelmäßig überprüft. Nach Angaben des Schweriner Verkehrsministeriums, das jetzt zum Wirtschaftsressort gehört, ist das Brückenproblem kleiner geworden. Nur noch acht Prozent aller Brücken oder Unterführungen seien in einem kritischen Zustand, vor zwölf Jahren habe der Anteil noch 16 Prozent betragen, lässt Minister Reinhard Meyer (SPD) auf eine Parlamentsanfrage der FDP-Fraktion mitteilen.
„Ein Tropfen auf den heißen Stein“
Besser ist aber immer noch nicht gut, meint die Opposition. Die CDU-Fraktion bemängelt, dass in diesem und im nächsten Jahr nur 7,6 Millionen Euro für die Sanierung von Brücken auf Landesstraßen im Haushalt eingeplant seien. Das sei nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“, so der Abgeordnete Daniel Peters. Die Baukosten würden weiter steigen und damit auch der Sanierungsstau – wenn es bei den Mitteln bleibe.
Bedarf in Höhe von 82 Millionen Euro
Das Land schätzt die Sanierungskosten bis 2035 nach aktuellen Zahlen auf 82 Millionen Euro. Die Summe bezieht sich aber nur auf Landesstraßen. Das „Brücken-Problem“ ist jedoch größer: denn die meisten Brücken liegen auf Kreis- oder Gemeindestraßen. Und dort gibt es etliche altersschwache Bauwerke. Im Landkreis Ludwigslust-Parchim sind allein 72 Brücken, Tunnel oder Unterführungen sanierungsbedürftig – mehr als auf allen Landesstraßen. Geschätzte Kosten: 35 Millionen Euro. In anderen Kreisen dürften es ähnlich sein – aktuelle Zahlen hat das Land nicht.
Es gibt noch mehr marode Brücken
Die Brücken-Liste des Ministeriums führt außerdem Brücken auf Bundesstraßen oder Autobahnen nicht auf. Und: Nicht alle Probleme auf Landesstraßen tauchen in der Liste auf. Die marode Vorpommernbrücke in Rostock gehört zwar zur Landesstraße 22, weil die Brücke aber auf Stadtgebiet liegt, ist die Hansestadt zuständig für die Reparatur. Aus der Übersicht des Landes fällt sie raus.