Trotz sinkender Inzidenz Deutlich mehr Corona-Krankschreibungen
16. August 2022Die Zahl der Corona-Krankschreibungen ist unter Versicherten der Barmer Krankenkasse binnen weniger Wochen um 175 Prozent gestiegen. Die Werte lassen eine hohe Dunkelziffer vermuten – dies hatte auch Gesundheitsminister Lauterbach bereits geäußert.
Die Zahl der Krankschreibungen mit einer Corona-Infektion ist trotz rückläufiger Inzidenzen weiter gestiegen – das berichtete die Barmer Ersatzkasse. Demnach waren in der Woche vom 17. bis 23. Juli 2022 rund 67.800 bei der dort versicherten Beschäftigten mit einer Covid-19-Infektion arbeitsunfähig. Das entspreche einem Anstieg um rund 175 Prozent im Vergleich zur Woche vom 29. Mai bis 4. Juni 2022 mit 24.600 Krankgeschriebenen.
Demnach nähern sich die Krankschreibungen immer mehr dem Höhepunkt während der fünften Welle im Frühjahr dieses Jahres an, so die Krankenkasse. In der Spitze waren bis zu 88.600 Menschen, die einen Anspruch auf Krankengeld haben, arbeitsunfähig und zwar in der Woche vom 27. März bis zum 2. April.
Große regionale Unterschiede
Der Barmer-Analyse zufolge gibt es massive regionale Unterschiede bei den Corona-Krankschreibungen: Zuletzt war Niedersachsen am stärksten betroffen. Hier lag die Anzahl der Krankschreibungen mit Corona zwischen dem 17. und 23. Juli deutlich über dem Bundesdurchschnitt.
Auf Platz zwei und drei befanden sich Hessen und Rheinland-Pfalz mit 235 beziehungsweise 223 je 10.000 Krankengeld-Anspruchsberechtigen, die mit Corona krankgeschrieben waren. Sachsen bildete das Schlusslicht: Es lag mit 124 je 10.000 Anspruchsberechtigte deutlich darunter.
Der Anstieg weist auf eine hohe Dunkelziffer bei den Corona-Infektionen hin. Grund hierfür könnte sein, dass immer mehr Menschen darauf verzichteten, einen positiven Corona-Schnelltest mittels PCR-Test zu überprüfen. Doch nur mit PCR-Test bestätigte Infektionen fließen in die offiziellen Corona-Statistiken des Robert Koch-Instituts (RKI) ein.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach hatte vergangenen Freitag davon gesprochen, dass der Höhepunkt der Corona-Sommerwelle bundesweit überschritten sei. Es gebe einen „robusten Rückgang der Fallzahlen“, sagte der SPD-Politiker. Aber auch er wies darauf hin, dass es bei den Infektionszahlen derzeit eine steigende Dunkelziffer gebe. Grund zur Entwarnung gebe es ohnehin nicht, da im Herbst wieder „stark steigende Fallzahlen“ zu erwarten seien.
Hunderttausenden Packungen Paxlovid droht Vernichtung
Als Ladenhüter erwies sich unterdessen das Corona-Medikament Paxlovid: Wegen geringer Nachfrage droht in Deutschland die Vernichtung von Hunderttausenden Packungen des Medikaments. Das geht aus einer Antwort des Bundesgesundheitsministeriums auf eine parlamentarische Anfrage des CSU-Gesundheitspolitikers Stephan Pilsinger hervor, wie die RND-Zeitungen berichteten.
Demnach wurden von den bestellten eine Million Packungen bisher 460.000 an den Großhandel ausgeliefert. „Davon erreichen 280.000 bis Februar 2023 ihr Verfalldatum“, heißt es demnach in der Antwort des Gesundheitsstaatssekretärs Edgar Franke. Eine mögliche Verlängerung der Haltbarkeit des Arzneimittels werde geprüft.