Krieg gegen die Ukraine IAEA-Team reist zum AKW Saporischschja

Krieg gegen die Ukraine IAEA-Team reist zum AKW Saporischschja

29. August 2022 Aus Von mvp-web
Stand: 29.08.2022 10:48 Uhr

Noch in dieser Woche soll ein Team der Internationalen Atomenergiebehörde das AKW Saporischschja in der Ukraine inspizieren. Das kündigte ihr Generaldirektor Grossi an. Offenbar kam es erneut zu Angriffen auf das Kernkraftwerk.

Nach dem wiederholten Beschuss des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja hat sich ein Expertenteam der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) auf den Weg dorthin gemacht. „Der Tag ist gekommen, die Unterstützungs- und Hilfsmission der IAEA ist jetzt auf ihrem Weg nach Saporischschja“, teilte IAEA-Chef Rafael Grossi auf Twitter mit.

„Wir müssen die Sicherheit der größten Nuklearanlage der Ukraine und Europas schützen“, schrieb Grossi. Die Mission unter seiner Führung treffe „später diese Woche“ am Atomkraftwerk ein. Auf einem Foto zu seinem Tweet posiert der IAEA-Chef mit einem Team aus 13 Menschen, die Mützen und Westen mit dem Logo der UN-Nuklearbehörde tragen.

Eine Reise von IAEA-Experten ist seit Monaten im Gespräch, scheiterte aber bislang unter anderem an fehlenden Sicherheitsgarantien und Streit über die Modalitäten des Besuchs. Das größte Kernkraftwerk Europas mit sechs Reaktoren im Süden der Ukraine ist seit März von russischen Truppen besetzt, wird aber weiter von ukrainischen Technikern betrieben.

Das Kraftwerk liegt nahe Saporischschja, wo vor dem Krieg mehr als 700.000 Menschen wohnten. Direkt am Atomkraftwerk liegt die Stadt Enerhodar, die vor dem russischen Überfall auf das Nachbarland mehr als 50.000 Einwohner hatte.

G7-Staaten: AKW gehört rechtmäßig der Ukraine

Immer wieder kommt es zum Beschuss des Kraftwerksgeländes, den sich Russland und die Ukraine gegenseitig vorwerfen. Vergangene Woche waren zwei Reaktoren notabgeschaltet worden, weil die Stromversorgung zeitweise ausfiel. Die internationale Gemeinschaft befürchtet einen möglichen nuklearen Unfall. IAEA-Experten wollen selbst Schäden und Sicherheitssysteme vor Ort untersuchen, weil die Angaben aus Kiew und Moskau dazu oft widersprüchlich sind.

Die sieben führenden westlichen Industriestaaten (G7) begrüßten den angekündigten Inspektionsbesuch. Zugleich bekräftigen die Direktoren der G7-Staaten für die Nichtverbreitung von Kernwaffen ihre Besorgnis über die Sicherheit der Anlage. Versuche Russlands, das Kraftwerk vom ukrainischen Stromnetz abzukoppeln, wären inakzeptabel. Das AKW Saporischschja und die von ihm erzeugte Elektrizität gehörten rechtmäßig der Ukraine, heißt es in einer Erklärung.

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Angespannte Lage am AKW

Kiew hatte seine Zustimmung zu einer Mission der IAEA zunächst verweigert – aus der Befürchtung heraus, ein Besuch der Inspektoren könne die russische Besatzung des Kraftwerks international legitimieren. Am Freitag drängte Präsident Wolodymyr Selenskyj IAEA-Chef Grossi zur schnellstmöglichen Entsendung einer Mission angesichts der „gefährlichen“ Lage.

Die Lage am AKW hatte sich zuletzt stark zugespitzt. Gestern Abend schlugen angeblich mehrere Artilleriegeschosse in der Stadt Enerhodar ein, in der die Kraftwerksbediensteten wohnen. Videos beider Seiten zeigten, dass in Wohnvierteln zahlreiche Autos brannten. Wie in den Tagen zuvor machten die russische und die ukrainische Seite sich gegenseitig für den Beschuss verantwortlich.

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Offenbar neun Tote

Zuvor hatten russische Truppen angeblich eine bewaffnete ukrainische Drohne direkt über einem der sechs Reaktoren abgeschossen. Russland monierte, die Ukraine wolle mit solchen Schritten einen Besuch von IAEA-Experten in dem AKW verhindern.

Der geflüchtete ukrainische Bürgermeister von Enerhodar, Dmytro Orlow, sprach von einer Provokation: Russische Truppen hätten geschossen. Er warf Moskau „nukleare Erpressung“ vor, weil sich russische Truppen in dem AKW verschanzen. Durch den nächtlichen Beschuss auf die Stadt seien neun Menschen verletzt worden, zwei von ihnen schwer, teilte Wladimir Rogow, Mitglied der Besatzungsverwaltung, mit.

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Selenskyj kündigt Vergeltung an

Entlang der Front und aus mehreren Regionen im ukrainischen Hinterland wurden am Sonntag russische Angriffe gemeldet. Präsident Selenskyj beriet mit Militär und Sicherheitsapparat über die nächsten Schritte zur Abwehr der Invasion. Details nannte er nicht, kündigte aber an: „Die Besatzer werden die Folgen spüren in den weiteren Aktionen unserer Verteidiger.“

Am Montag ist es 187 Tage her, seit Russland den Krieg gegen das Nachbarland begonnen hat. Kein Angriff auf ukrainische Städte werde unbeantwortet bleiben, sagte Selenskyj. „Saporischschja, Orichiw, Charkiw, Donbass – sie werden für alle eine Antwort bekommen.“

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Ukraine: Sturmangriffe abgewehrt

Auch das Gebiet Riwne im Norden der Ukraine wurde nach Behördenangaben am Sonntagabend mit russischen Raketen angegriffen. Ebenso schlugen im Zentrum der ostukrainischen Großstadt Charkiw am Sonntagabend zwei Raketen ein, wie Bürgermeister Ihor Terechow mitteilte. Ein Verwaltungsgebäude sei zerstört worden.

Dutzende Orte entlang der mehr als 2000 Kilometer langen Frontlinie seien von russischen Panzern, Rohr- und Raketenartillerie beschossen worden, teilte auch der ukrainische Generalstab mit. An mehreren Stellen im Donbass seien russische Sturmangriffe abgewehrt worden.

Der Kreml treibt unterdessen seine Pläne voran, in den besetzten Gebieten Referenden über einen Anschluss an Russland abzuhalten. „Die Entscheidung steht an“, sagte der Vizechef des Präsidialamtes, Sergej Kirijenko. Ihm zufolge seien in den prorussischen Separatistengebieten Donezk und Luhansk 91 bis 92 Prozent der Bevölkerung für einen Beitritt zu Russland. In den seit Februar eroberten Gebieten Cherson und Saporischschja seien es 75 bis 77 Prozent.