Neues Papier zur Energieversorgung – So steht es um Gas, Strom, Kohle und Öl in Deutschland
19. Oktober 2022Das Wichtigste
- In einem neuen Regierungspapier „Lagebild Energieversorgung“ stellen das Bundeswirtschaftsministerium und die Bundesnetzagentur die aktuelle Energie-Lage dar.
- Dabei geht es vor allem um die Versorgungssicherheit bei Gas, Strom und Kohle.
- In einigen Bereichen sei die Lage „angespannt“.
Ein neues Dokument von Bundeswirtschaftsministerium und Bundesnetzagentur liefert nun einen Überblick, wie es in Deutschland um Strom, Gas und Kohle steht. Der Titel: „Lagebild Energieversorgung“. Darin soll der aktuelle Stand festgehalten werden, wie es wirklich um die aktuelle Energieversorgung in Deutschland bestellt ist. Das Papier liegt der „ Bild “ vor.
Sicherheit der Stromversorgung in Deutschland „sehr hoch“
Das Papier zeigt: Momentan ist die Lage auf dem Strommarkt gut. Die Versorgungssicherheit sei „sehr hoch“, heißt es in dem Bericht. Um das weiterhin gewährleistern zu können, sprach zuletzt Kanzler Olaf Scholz ein Machtwort zur AKW-Verlängerung. Die Atommeiler Emsland, Isar 2 und Neckarwestheim 2 bleiben bis April 2023 am Netz. Über sieben Prozent des Gesamtbedarfs wird aus Kernenergie gewonnen. Zum Vergleich: 21,7 Prozent sind es aus Braunkohle, so der Bericht.
Ein Problem ergibt sich im Hinblick auf die Kernenergie-Versorgung in Frankreich. Zum einen, weil Frankreichs Stromnetzbetreiber RTE wegen der Streiks in den Atomkraftwerken die Versorgungssicherheit des Landes vor dem Krisenwinter möglicherweise gefährdet sieht. Und zum anderen sei sie derzeit „auf einem historischen Tiefstand“. Der Grund sind offenbar technische Probleme. Das hat auch Folgen für Deutschland.
Frankreich versucht das Problem beim Atomstrom mit Gaskraftwerken auszugleichen, heißt es in dem Papier, über das die „Bild“ berichtet: „Auch wenn die Versorgungssicherheit im Stromsystem vollständig gewährleistet ist, steigt der Gasverbrauch zur Stromerzeugung auch in Deutschland, weil Frankreich sehr viel mehr Strom aus seinen Nachbarländern importiert.“
Sicherheit der Gasversorgung in Deutschland „angespannt, aber stabil“
Die Gaslage in Deutschland entspannt sich zunehmend. Deutschland hat seinen Erdgasvorrat am Wochenende weiter erhöht. Der Gasspeicher-Füllstand lag am Samstag bei 95,63 Prozent nach 95,28 Prozent am Freitag, wie am Montag aus den online veröffentlichten Daten von Europas Gasinfrastruktur-Betreiber (GIE) hervorging. Auch die Experten aus dem Bundeswirtschaftsministerium bewerten die Lage rund um die Versorgungssicherheit als „gewährleistet“, sie sei aber auch „angespannt“, heißt es in dem Bericht weiter.
Nun sollen „Schwimmende Speicher- und Regasifizierungseinheiten“ gemietet werden, drei davon seien bereits in diesem Winter einsatzbereit. Laut der Energie-Experten werden auch die Gas-Preise wieder rapide fallen.
Trotz Kohle-Embargo gegen Russland sei genug Kohle vorhanden
In dem Regierungspapier, das der „Bild“ vorliegt, schätzen die Experten die Sicherheit der Kohle-Versorgung als „angespannt, aber beherrschbar“ ein. Obwohl zurzeit ein Kohle-Embargo gegen Russland greift, sei demnach genügend Kohle vorhanden, um die Brennstoffversorgung aufrecht zu erhalten. Offenbar soll es aber bei der sogenannten „Binnenlogistik“ Probleme geben. Der Grund seien die niedrigen Pegelstände des Rheins. Die Folge: beim Transport der Steinkohle können die Schiffe nicht voll beladen werden.
Außerdem heißt es dazu in dem Bericht, dass die neuen Kohlekraftwerke in Süddeutschland „bis zum Winter“ nicht befüllt werden. Die Betreiber sollen daher einen „optimalen Kraftwerkseinsatz für den Winter entwickeln“, so die Forderung der Experten. Die Folge seien demnach viele „Startvorgängen der Kraftwerke“, was die Gefahr von „Kraftwerksausfällen stark erhöht“.
Deutschland ist nach wie vor auf russisches Öl angewiesen
Beim Öl ist Deutschland derweil weiterhin abhängig von Russland. Im August 2022 soll Deutschland noch 34 Prozent Rohöl aus Russland bezogen haben. Rund 40 Prozent waren es bei Diesel-Kraftstoff. Das heißt: würden die Importe eingestellt, könnte es schnell knapp werden für Deutschland. Die Experten rechnen damit, dass die Versorgung dann nur noch rund „drei Monate“ reichen würde.