Groß Strömkendorf: Feuer in Unterkunft für Ukraine-Geflüchtete

Groß Strömkendorf: Feuer in Unterkunft für Ukraine-Geflüchtete

20. Oktober 2022 Aus Von ...Linda Gerke
Stand: 20.10.2022 10:33 Uhr

Wegen eines Brandes mussten Geflüchtete aus der Ukraine ihre Unterkunft nahe Wismar verlassen. Verletzt wurde niemand. Vermutet wird Brandstiftung.

Gegen 21:20 Uhr am Mittwochabend schlug in der Einrichtung in Groß Strömkendorf ein Alarmsignal an. Zu diesem Zeitpunkt schlugen bereits Flammen aus einem Fenster an der Vorderseite des reetgedeckten Daches. Während die Feuerwehr alarmiert wurde, versuchten Mitarbeiter der Einrichtung und Passanten den Brand mit Feuerlöschern zu löschen. Zu dem Zeitpunkt befanden sich 14 Personen in der Unterkunft, darunter Geflüchtete aus der Ukraine und Mitarbeiter des DRK Landesverbandes. Sie konnten das Haus rechtzeitig verlassen. Zwischenzeitlich sei befürchtet worden, dass das Feuer auf die benachbarten Gebäude übergehe. Dies konnte aber verhindert werden.

Landkreis Nordwestmecklenburg geht von Brandstiftung aus

Hakenkreuz-Schmiererei auf dem Eingangsschild © NDR/ T. Potapski

Auf dem Eingangsschild zur Unterkunft war eine Hakenkreuz-Schmiererei aufgetaucht, die inzwischen wieder beseitigt wurde.

Die Polizei geht eigenen Angaben zufolge von Brandstiftung aus und ermittelt auch in diese Richtung. Am Wochenende zuvor hatte die Polizei die Unterkunft wegen einer Hakenkreuz-Schmiererei auf dem Eingangsschild aufgesucht, wie Landrat Tino Schomann (CDU) mitteilte. “Auch aus meiner langjährigen Erfahrung als Feuerwehrmann gehe ich derzeit davon aus, dass das Feuer absichtlich gelegt wurde”, so Schomann.

Nach dem Feuer soll ein Brandgutachter die Ursache klären. Der Löscheinsatz dauere aber noch an, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstagmorgen. Der Sachverständige komme im Auftrag der Staatsanwaltschaft zum Einsatz, wenn es die Standsicherheit der Brandruine ermögliche. Knapp 120 Einsatzkräfte und etwa 20 Einsatzfahrzeuge waren in der Nacht vor Ort.

Der Leiter der Flüchtlingsunterkunft “Schäfereck”, Andrej Bondartschuk, der selbst aus der Ukraine stammt, äußerte sich ebenfalls zur Brandstiftung: “Ich finde das sehr erschreckend, dass man in dem Land ankommt, wo man in Sicherheit ist und geschützt und plötzlich muss man wieder einmal sein Heim verlassen. Man muss wieder einmal um die eigene Sicherheit bangen und diese Unsicherheit noch einmal erlebten, die man schon mal erlebt hat.”

Bürgermeister der Gemeinde: “Bin erschrocken und verärgert”

Tino Schmidt (SPD,  Bürgermeister von Blowatz, wozu Groß Strömkendorf gehört, sagte am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur, dass es bisher keine Anzeichen für rechtsmotivierte Umtriebe gegeben habe. Man habe ein sehr gutes Verhältnis zu den Kriegsflüchtlingen, sagte Schmidt. In dem Hotel waren zeitweise bis zu 170 Menschen aus der Ukraine untergebracht. Im Sommer habe man zusammen mit den Flüchtlingen und dem DRK noch ein Sommerfest gefeiert.

Ministerpräsidentin und weitere Politiker aus MV äußern sich zum Vorfall

Im Gespräch mit dem NDR äußerte sich auch Ministerpräsidentin Manuela Schwesig zu dem Fall: “Wenn sich dieser Verdacht bestätigt, dass es Brandstiftung gegen eine Flüchtlingsunterkunft gab, dann muss das ganz harte Konsequenzen haben, denn so etwas wäre grausam und unmenschlich.” In Mecklenburg-Vorpommern sowie im Rest von Deutschland würden viele Menschen den Geflüchteten helfen, so Schwesig weiter. “Wenn jetzt einzelne dagegen mit Gewalt vorgehen wollen, wird die Polizei und werden die Sicherheitsbehörden hart reagieren. Das dulden wir in unserem Land nicht.”

Der Fraktionsvorsitzende der SPD in MV, Julian Barlen, meldete sich beim Kurznachrichtendienst Twitter zu Wort und schrieb: “Grausam und unmenschlich. Hoffe, ALLE Bewohner*innen sind unversehrt & sicher. Muss mit Höchstdruck aufgeklärt werden. Geflüchtete und Einrichtungen brauchen akut Schutz.”

Auch Anne Shepley, Die Grünen, meldete sich bei Twitter zu Wort und schrieb: “Eine entsetzliche Tat, die mich wütend macht und unendlich traurig: 30 Jahre nach Lichtenhagen stehen in MV wieder Flüchtlingsunterkünfte in Flammen.”