Tourismus lehnt LNG-Pläne vor Rügen ab

Tourismus lehnt LNG-Pläne vor Rügen ab

21. Februar 2023 Aus Von mvp-web
Stand: 21.02.2023 15:48 Uhr

Das geplante LNG-Terminal in der Ostsee vor Rügen sorgt für Wirbel. Erste Unterlagen liegen in den Kurverwaltungen aus. In Sellin will der Bürgermeister am Abend über die Pläne informieren. Der Tourismus auf der Urlaubsinsel lehnt die Pläne ab.

Die Pläne sehen zwei Anlegeplattformen für große Schiffe einige Kilometer vor der Küste Sellins vor sowie eine ca. 38 Kilometer langen Pipeline, die zur Gasinfrastruktur am Festland in Lubmin führt. Die Tourismusbranche ist wegen der Pläne um den Ruf Rügens als Urlaubsinsel besorgt. 2021 verzeichnete die Insel mehr als fünf Millionen Übernachtungen. Rügen sei eine Naturschönheit und lebe auch vom Blick aufs Meer, sagte Knut Schäfer, Vorsitzender des Tourismusverbands auf der Insel, NDR MV Live.

Frust „komplett nachvollziehbar“

„Und wenn dann große Schiffe – 250 bis 300 Meter groß – vor Reede liegen vor der Insel, aber auch direkt vor der Insel in vier Kilometern Entfernung eine Großindustrieanlage entsteht, dann passt das natürlich nicht mehr zu dem, was wir uns von naturnahen Tourismus auf der Insel versprechen“, so Schäfer. Wegen des Projekts gebe es im Gastgewerbe und auch bei Urlaubern „Frust“ – und der sei für ihn „komplett nachvollziehbar.“ Das liege auch daran, dass man von den Plänen ohne Vorabinformation überrascht worden sei. Für Schäfer bergen die
Pläne zudem ein gewisses Risiko. „Wir haben ständige Windlagen, ständige Oststurmlagen. Bei kräftigem Wind an der Ostseite der Insel solche großen Schiffe zu entladen, sei für sein Verständnis nicht ungefährlich.

Nationales Interesse: Energieversorgung sicherstellen

Demgegenüber steht ein nationales Interesse an dem Projekt. Denn im Zuge des russischen Energiekrieges gegen den Westen mit dem Stopp der Gaslieferungen galt es, die Energieversorgung zu sichern. Auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisierte das Projekt als überdimensioniert. „Der Bau des Offshore-Terminals nur wenige Kilometer vor der Küste Rügens wäre eine beispiellose Industrialisierung der Ostsee“, teilte der Verband mit. Er verwies außerdem auf Belastungen für den sensiblen Naturraum. Man werde alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, die Anlage zu stoppen.

Auswirkungen auf Tourismus sollen geprüft werden

Der Betreiber RWE will nach Angaben des Wirtschaftsministeriums in Schwerin Anfang April detaillierte Pläne vorstellen. Ab Mitte Mai könnte gebaut werden. Bis dahin werde der Bund noch das sogenannte LNG-Beschleunigungsgesetz ändern, denn die Möglichkeit von Offshore-Plattformen vor Rügens Küste müsse noch in das Gesetz aufgenommen werden, so Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD). Er verwies darauf, dass im anstehenden Genehmigungsverfahren mögliche negative Auswirkungen auf Tourismus und Naturschutz geprüft werden müssten. Das sehen offenbar auch viele Insulaner so.