Bund kauft Nord-Stream-2-Rohre für LNG-Terminal vor Rügen

Bund kauft Nord-Stream-2-Rohre für LNG-Terminal vor Rügen

18. April 2023 Aus Von mvp-web
Stand: 17.04.2023 21:29 Uhr

Die Bundesregierung hat Ersatzrohre gekauft, die eigentlich für die Gaspipeline Nord Stream 2 gedacht waren. Sie sollen stattdessen für den Bau des geplanten LNG-Terminals vor Rügen benutzt werden.

Das bestätigte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums am Montagabend in Berlin. Laut einem Bericht der „Ostsee-Zeitung“ wurden mehrere tausend Rohre gekauft. Allerdings betonte das Ministerium, dass über Menge und Kosten keinen Angaben gemacht würden, weil die Verträge vertraulich seien.

Ministerium: Sanktionsrechtliche Fragen geklärt

Nach früheren Angaben der Landesregierung lagern im Hafen Sassnitz-Mukran auf Rügen Nord-Stream-2-Rohre mit einer Gesamtlänge von rund 60 Kilometern. Sämtliche sanktionsrechtlichen Fragen mit dem Verkäufer, der Nord Stream 2 AG, seien geklärt worden, so das Ministerium. Zudem sei geprüft worden, ob auch Unterlagen, Messdaten und Gutachten zur Erdgaspipeline erworben werden. Der Bund will vor Rügen ein schwimmendes Terminal für Flüssigerdgas (LNG) errichten. Favorisiert wird derzeit als Standort der Sassnitzer Hafen Mukran. Die Anlage soll helfen, Deutschlands Gasversorgung zu sichern, seit kein Gas mehr von Russland bezogen wird.

Aus den staatlichen Untersuchungen zu den Nord-Stream-Anschlägen sickert nur wenig durch. Erkenntnisse von unabhängigen Datenanalysten werfen allerdings neue Fragen auf.

Wirtschaftsminister Meyer: Pläne aus „Notwehr“ öffentlich gemacht

Unterdessen bekräftigte Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) seine Zweifel, ob das LNG-Terminal auf Rügen überhaupt benötigt wird. Man sei mit den Plänen für das Terminal aus „Notwehr“ an die Presse gegangen, weil RWE nicht kommuniziert habe, sagte Meyer dem „Nordkurier.“ Der Bund könne aber für sein Projekt ein „überragendes öffentliches Interesse“ definieren und es weiter verfolgen“. Er selbst habe von diesem geplanten Standort erst Anfang des Jahres erfahren und das Vorhaben dann im Februar öffentlich gemacht, damit man überhaupt eine Diskussion darüber führen konnte.

Vom ursprünglich geplanten Standort vor Sellin ist der Bund inzwischen abgerückt. Andere Standorte seien in der Prüfung, heißt es. Dem Vernehmen nach geht es dabei etwa um den Hafen Mukran im Norden der Insel oder weiter draußen auf der Ostsee vor Rügen. Im Nordosten gibt es vehementen Widerstand gegen ein LNG-Terminal vor Rügen.