Eine Lockerung der Maßnahmen, mehr Begegnungen und Öffnungen von Geschäften seien deshalb aus medizinischer Sicht undenkbar. Jeder Patient könne und müsse behandelt werden, erklärte Marx weiter. Dies sei jedoch nicht mehr in allen Fällen in Wohnortnähe möglich. „Auch deshalb ist eine Fortsetzung des Lockdowns unumgänglich: Die Stationen sind voll“.
Die Coronavirus-Pandemie hält Deutschland fest im Griff. Das Niveau der Neuinfektionen und der Todesfälle bleibt erschreckend hoch – trotz Impfstart. Inzwischen haben sich die Bundesländer wohl auf eine Verlängerung des Lockdowns geeinigt. Alles Wichtige zur Coronavirus-Pandemie finden Sie hier im News-Ticker von FOCUS Online.
Top-News zur Coronavirus-Pandemie am 4. Januar 2021
- RKI-Zahlen: 9847 Corona-Neuinfektionen und 302 neue Todesfälle gemeldet (07.33 Uhr)
- Lauterbach fordert nun Ziel-Inzidenzwert von 25 und Lockdown-Verlängerung ohne Enddatum (06.25 Uhr)
- 11.100 Neuinfektionen in Deutschland – jetzt mehr als 400.000 Menschen in NRW positiv getestet (22.06 Uhr)
Corona im Überblick:
Intensivmediziner lehnen Lockerung von Corona–Einschränkungen ab
15.20 Uhr: Angesichts weiter steigender Patientenzahlen auf deutschen Intensivstationen hat die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) vor Lockerungen der geltenden Corona-Einschränkungen gewarnt. Ein Effekt des geltenden Lockdowns sei normalerweise mit einer Verzögerung von zwei bis drei Wochen festzustellen, „aber derzeit ist noch gar nichts zu spüren“, erklärte Divi-Präsident Gernot Marx am Montag.
Eine Lockerung der Maßnahmen, mehr Begegnungen und Öffnungen von Geschäften seien deshalb aus medizinischer Sicht undenkbar. Jeder Patient könne und müsse behandelt werden, erklärte Marx weiter. Dies sei jedoch nicht mehr in allen Fällen in Wohnortnähe möglich. „Auch deshalb ist eine Fortsetzung des Lockdowns unumgänglich: Die Stationen sind voll“.
In den vergangenen zwölf Tagen wurden nach Divi-Angaben deutschlandweit rund 7400 neue Corona-Patienten in bedrohlichem Zustand auf Intensivstationen aufgenommen worden. Hinzu kämen rund 15.000 andere Intensivpatienten. Angesichts dieser Entwicklungen gebe es aus medizinischer Sicht „absolut keinen Spielraum für Diskussionen über mögliche Lockerungen“.
Thüringer Wintersportort Oberhof wird abgeriegelt
13.59 Uhr: Auch in Thüringen bereitet der riesige Ansturm von Ausflüglern Probleme: Oberhofs Bürgermeister Thomas Schulz will die für Wintersport bekannte Stadt weitgehend abriegeln. „Es sollen nur noch Leute Zugang haben, die hier wohnen oder arbeiten oder ein berechtigtes Interesse daran haben, hierher zu kommen“, sagte Schulz am Montag auf Anfrage. Er habe dies dem Thüringer Innenminister Georg Meier (SPD) bereits unterbreitet.
Am Wochenende waren in Oberhof Straßen zugeparkt, Feuerwehrzufahrten versperrt und Rettungswege blockiert. Oberhof bereitet sich zudem gerade auf zwei Biathlonweltcups vor, von denen der erste Ende der Woche beginnt.
Er sehe die Sperrung der Stadt als alternativlos an, sagte Schulz. „Ich habe Verständnis dafür, dass es die Menschen, die Familien mit Kindern in der Pandemie nach draußen drängt. Doch wir wurden überrannt, für den Ort ist die Menschenmasse nicht zu bewältigen.“ Es habe sich gezeigt, dass es nicht ausreiche, auf die Vernunft der Menschen zu setzen.
Das Problem würde sich potenzieren, wenn die Biathlonfans entgegen aller Ratschläge nach Oberhof reisen würden, so Schulz. Für die Veranstaltungen am Wochenende und in der kommenden Woche sind hohe Sicherheits- sowie Hygienevorkehrungen geplant. Publikum ist nicht zugelassen.
Österreich verlängert Lockdown bis zum 24. Januar
12.21 Uhr: In Österreich wird nach Angaben aus Regierungskreisen der bis zum 18. Januar geplante Lockdown verlängert. Da das ursprünglich geplante Freitesten wegen Widerstands der Opposition nicht möglich scheine, werde die Schließung fast aller Geschäfte nun für alle bis zum 24. Januar dauern, wie die österreichische Nachrichtenagentur APA am Montag erfuhr. Die Maßnahme betrifft auch die Gastronomie, viele Dienstleistungen und den Tourismus.
Ursprünglich war geplant, dass alle, die sich einem Corona-Test unterziehen, ab 18. Januar in die ab dann wieder geöffneten Geschäfte können. Für alle ohne Test sollte ein verlängerter Lockdown bis zum 24. Januar gelten.
Am Sonntag hatte die Opposition aus unterschiedlichen Gründen angekündigt, dem entsprechenden Gesetz die Zustimmung zu verweigern. Es sei verantwortungslos, in der derzeitigen Situation an Lockerungen zu denken, kritisierte etwa die SPÖ-Vorsitzende und gelernte Epidemiologin Pamela Rendi-Wagner. Die Opposition könnte durch ihre Mehrheit in der Länderkammer die Novelle für zwei Monate auf Eis legen.
RKI-Zahlen: 9847 Corona-Neuinfektionen und 302 neue Todesfälle gemeldet
07.33 Uhr: Die deutschen Gesundheitsämter haben dem Robert Koch-Institut (RKI) 9847 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages gemeldet. Außerdem wurden 302 neue Todesfälle innerhalb von 24 Stunden verzeichnet, wie das RKI am Montagmorgen bekanntgab. Eine Interpretation der Daten bleibt weiter schwierig, weil um Weihnachten und den Jahreswechsel Corona-Fälle laut RKI verzögert entdeckt, erfasst und übermittelt wurden. Der Höchststand von 1129 neuen Todesfällen war am Mittwoch (30.Dezember) erreicht worden. Bei den binnen 24 Stunden registrierten Neuinfektionen war mit 33 777 am 18. Dezember der höchste Wert gemeldet worden – darin waren jedoch 3500 Nachmeldungen enthalten.
Die Zahl der binnen sieben Tagen an die Gesundheitsämter gemeldeten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag am Montagmorgen bei 139,4. Ihr bisheriger Höchststand war am 22. Dezember mit 197,6 erreicht worden. Die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind jedoch enorm: Die höchsten Inzidenzen hatten am Montag Sachsen mit 323,0 und Thüringen mit 251,4. Den niedrigsten Wert hatte Schleswig-Holstein mit 78,2.
Hinweisen: Die vom RKI ermittelten Zahlen weichen von denen, die FOCUS Online jeweils am Abend vermeldet, ab. Letztere basieren auf den online verfügbaren Angaben der Gesundheitsämter.
Lauterbach fordert nun Ziel-Inzidenzwert von 25 und Lockdown-Verlängerung ohne Enddatum
Montag, 4.1.2021, 06.25 Uhr: SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat einen „konsequenten“ und zeitlich nicht befristeten Lockdown gefordert. Er verwies dabei auch auf die Mutation des Coronavirus. „Wir müssen die Neuinfektionen deutlicher reduzieren als bisher geplant“, sagte er der „Passauer Neuen Presse“ (Montag). „Ein Inzidenzwert von 50 reicht nicht aus, weil wir es in Zukunft wahrscheinlich mit einer Virus-Variante zu tun haben werden, die wesentlich ansteckender ist als die bisher in Deutschland verbreitete.“ Die Rate der Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner in sieben Tagen müsse auf 25 gesenkt werden. Am Sonntag lag sie in Deutschland bei 139,6.
„Der Lockdown muss weitergehen und sollte nicht zeitlich befristet werden, sondern auf den Zielwert von 25 ausgerichtet werden“, sagte Lauterbach. Er forderte zudem eine „pragmatisch-intelligente“ Impfstrategie. „Wir sollten umdenken und uns damit abfinden, dass wir zunächst einmal nicht mehr Dosen von den Impfstoffen der Hersteller Biontech und Moderna haben.“ Die Ständige Impfkommission müsse jetzt prüfen, ob eine vorgezogene Erstimpfung auch in Deutschland praktiziert werden sollte, ähnlich wie in England. „Es gilt, in den nächsten zwölf Wochen so viele Menschen wie möglich mit der Erstimpfung zu versorgen. Die Zweitimpfung könnte dann danach erfolgen“, meinte der SPD-Politiker.
An diesem Dienstag wollen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder über das Vorgehen in der Corona-Krise über den 10. Januar hinaus entscheiden. Bis dahin gelten die aktuellen strikten Eindämmungsmaßnahmen.