Geteilte Reaktionen auf verlängerten Lockdown in MV

6. Januar 2021 Aus Von mvp-web
Stand: 06.01.2021 13:03 Uhr

Nach der Ankündigung des verlängerten Lockdowns zeigen sich der Einzelhandel und die Tourismusbranche besorgt. Zuspruch hingegen kommt von der Ärztekammer des Landes.

Die Läden sind geschlossen und die Kassen sind leer. Einkaufen können wir – zunächst bis Ende Januar – nur Dinge des täglichen Bedarfs. Die Strategie von Bund und Ländern: die hohe Zahl der Neuinfektionen zu reduzieren, und das Gesundheitswesen vor Überlastung zu schützen. Zuspruch bekommt die Politik von Ärzten und Pflegepersonal. Der Einzelhandel und die Hotel- und Tourismusbranche hingegen schlagen Alarm.

Handelsverband Nord: „Überbrückungshilfen reichen nicht“

Der Handelsverband Nord befürchtet eine Verödung der Innenstädte, weil immer mehr Ladenbesitzer aufgeben müssen. Dabei reiche es nicht, dass die Politik den Händlern Überbrückungshilfen gewähre, sagte Verbandsgeschäftsführer Kay-Uwe Teetz. Denn damit lasse sich nicht einmal komplett die Ladenmiete zahlen, von Personalkosten und laufenden Krediten ganz zu schweigen. Zudem müsse Saisonware vorfinanziert werden. Er befürchtet, dass viele kleinere Geschäfte für immer schließen müssen.

DeHoGa: „Geschäfte bei niedrigeren Inzidenzen öffnen“

Auch der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DeHoGa) des Landes sieht in der andauernden Schließung von Unterküften und Restaurants die Existenz vieler Unternehmer bedroht. Präsident Lars Schwarz fordert von der Landesregierung, die vierstufige Corona-Warnampel weiterzuentwickeln, um bei niedrigeren Inzidenzwerten regionale Lockerungen zu ermöglichen. Außerdem müssten die Hilfen für betroffene Unternehmen verstärkt werden. Der Verband hat seine Mitglieder befragt und beziffert den Verlust für die Monate November und Dezember auf rund eine Millarde Euro.

Ärztekammer MV: „Lockdown-Verlängerung ist unausweichlich“

Die Ärztekammer Mecklenburg Vorpommerns begrüßt die Strategie von Bund und Ländern. Nur mit einem konsequenten Lockdown könnten die Neuinfektionen reduziert und vermieden und die Arztpraxen und Krankenhäuser entlastet werden, sagte Vizepräsident Wilfried Schimanke. Ohne Lockdown würden die Corona-Neuinfektionen weiter rasant ansteigen, die Intensivstationen wären überfüllt und dann käme die Triage – das heisst, Ärzte müssten entscheiden, wer überleben kann, darf und soll. Schimanke gibt aber auch zu bedenken, dass die Kinderbetreuung schnell geregelt und gesichert werden müsse, sonst könne das Auswirkungen auf die Personalsituation in den Hausarztpraxen haben.

Schwesig „Inzidenzwert von mehr als 96 muss man sehr ernst nehmen“

Die Kontaktbeschränkungen waren am Dienstag bundesweit bis Ende Januar verschärft worden. Kitas und Grundschulen in MV blieben geöffnet, sagte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) nach dem Bund-Länder-Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Die Beratungen seien sehr schwierig gewesen, sagte Schwesig, zum einen, weil die Infektionszahlen weiter hoch seien. Zum anderen hätten Experten auf die Gefahren von Mutationen hingewiesen. Auch wenn die Lage in Mecklenburg-Vorpommern nicht so schwierig sei wie in anderen Bundesländern, müsse man einen Inzidenzwert von mehr als 96 Fällen pro 100.000 Einwohnern binnen sieben Tagen sehr ernst nehmen.