” faq ” Notfahrplan, Tickets, Stornierung Alles Wichtige zum Warnstreik bei der Bahn
8. Dezember 2023Erst Winterchaos, nun wieder Lokführerstreik: keine einfachen Zeiten für Bahnreisende. Notfahrplan, keine Zugbindung, wie das Ticket storniert werden kann – alles Wichtige zum Ausstand im Überblick.
Die Ausgangslage
Und ewig grüßt … der Warnstreik bei der Bahn. Nachdem die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) die Tarifverhandlungen mit der Bahn vor fast zwei Wochen für gescheitert erklärt hat, kündigte sie nun den nächsten Warnstreik an. Am Abend um 22 Uhr begann der Ausstand im Fern- und Regionalverkehr. Er soll 24 Stunden dauern. Der Güterverkehr wird bereits seit 18 Uhr bestreikt. Zählt man die Warnstreiks der konkurrierenden Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) mit, ist es bereits das vierte Mal in diesem Jahr, dass Fahrgäste sich auf weitreichende Einschränkungen auf der Schiene einstellen müssen – wetterbedingte Einschränkungen nicht mitgezählt.
Was fährt alles nicht?
Der Warnstreik soll laut Gewerkschaftsaufruf erneut alle Verkehrsarten treffen, also neben der Deutschen Bahn auch weitere Eisenbahnunternehmen, etwa den Transdev-Konzern (unter anderem Bayerische Oberlandbahn, NordWestBahn). Sowohl im Fern-, im Regional- als auch im Güterverkehr ist daher mit weitreichenden Einschränkungen zu rechnen. Zum Ausstand aufgerufen sind auch die Mitarbeiter der S-Bahnen in Berlin und Hamburg.
Im Fernverkehr war während des vorherigen GDL-Warnstreiks etwa jeder fünfte ICE und IC unterwegs. Im Regionalverkehr waren die Auswirkungen je nach Region sehr unterschiedlich. Die GDL vertritt bei der Bahn hauptsächlich Lokführer und das Zugpersonal. Fahrdienstleiter, die den Zugverkehr bundesweit koordinieren, sind zwar ebenfalls zum Warnstreik aufgerufen. Stark vertreten ist die GDL unter ihnen aber nicht. Überall dort, wo ein Lokführer trotz des Streiks zur Arbeit kommt, kann deshalb theoretisch auch ein Zug fahren.
Welche Regionen sind betroffen?
Der Warnstreikaufruf gilt bundesweit. Erfahrungsgemäß sind insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern sowie im Südwesten viele Beschäftigte bei der GDL organisiert. Dort dürfte daher im Regionalverkehr vielerorts nichts mehr gehen. Auch in Stuttgart und Frankfurt hat die GDL viele Mitglieder. In beiden Städten wird es voraussichtlich den S-Bahnverkehr stark treffen. Im Nordwesten des Landes ist die Gewerkschaft hingegen schwächer vertreten. Hier könnte es insbesondere den Regionalverkehr deshalb weniger stark treffen.
Ab wann geht es los?
Offizieller Beginn des Warnstreiks im Personenverkehr war am Abend um 22 Uhr. Fahrgäste mussten sich aber bereits in den Stunden davor auf Zugausfälle einstellen. Die Bahn hat bei den vorherigen Warnstreiks so versucht, die Züge dort abzustellen, wo sie nach dem Warnstreik gebraucht werden. Der Arbeitskampf soll laut GDL bis zum heutigen Freitag, 22 Uhr, dauern.
Gibt es wieder einen Notfahrplan?
Ja. Wie beim zurückliegenden Streik wird die Bahn für den Fernverkehr einen Notfahrplan mit einem stark reduzierten Angebot an Fahrten anbieten. Für diese Fahrten setzt sie nach eigener Aussage längere Züge mit mehr Sitzplätzen ein, um möglichst viele Menschen an ihr Ziel bringen zu können. Dennoch könne eine Mitfahrt nicht garantiert werden.
Und im Regionalverkehr?
Im Regionalverkehr bemüht sich die Bahn, zumindest ein stark reduziertes Angebot zu fahren. In welchem Umfang dies möglich ist, unterscheidet sich regional stark. In jedem Fall wird es auch im Regionalverkehr massive Einschränkungen geben. Dies gilt besonders für Bayern, wo die Aufräumarbeiten nach den Schneefällen vom Wochenende noch anhalten. Reisende werden gebeten, sich vor Fahrtantritt zu informieren, ob ihre Verbindung verfügbar ist.
Wo kann ich mich über meinen Zug informieren?
Ob ein Fern- oder Regionalzug fährt oder nicht, lässt sich nach Angaben der Bahn online feststellen. Auf bahn.de und in der App DB Navigator seien alle Verbindungen des Notfahrplans abrufbar, teilte der Konzern mit. Zudem habe die Bahn erneut eine Streik-Rufnummer eingerichtet. Unter 08000 99 66 33 könnten sich betroffene Fahrgäste über ihre Verbindungen informieren. Wer auf Nummer sicher gehen will, macht sich erst gar nicht auf zum Bahnhof: Die Bahn bittet Fahrgäste, während des Streiks auf nicht unbedingt notwendige Reisen mit der DB zu verzichten oder die Reise zu verschieben.
Was passiert mit meinem Ticket?
Wer die geplante Bahnfahrt im Fernverkehr wegen des Streiks verschieben will, kann das Ticket zu einem späteren Zeitpunkt nutzen. Die Zugbindung bei Sparpreisen und Super-Sparpreisen ist aufgehoben. Das Ticket gilt für den ursprünglichen Zielort, auch bei geänderter Streckenführung. Sitzplatzreservierungen können kostenlos storniert werden. Zudem haben Fahrgäste im Rahmen einer Sonderkulanz auch die Möglichkeit, ihre Reise vorzuverlegen und bereits am 7.12. zu fahren.
Wenn klar ist, dass ein gebuchter Zug ausfällt, kann das Ticket auch kostenlos storniert werden, das Geld gibt es in Form eines Gutscheins oder als Auszahlung zurück. Wer mit einem Ticket für den Nahverkehr auf einen höherwertigen Zug umsteigen will, etwa einen ICE oder EC, muss das Geld dafür auslegen, kann es sich aber rückerstatten lassen. Dies gilt jedoch nicht für das Deutschlandticket oder andere stark reduzierte Angebote.
Wann gibt es Entschädigung?
Es gelten die gesetzlichen Fahrgastrechte. Wer mindestens eine Stunde zu spät am Ziel ankommt, bekommt 25 Prozent des Fahrpreises erstattet, bei zwei Stunden sind es 50 Prozent. Wenn frühzeitig absehbar ist, dass das Ziel mindestens eine Stunde später als geplant erreicht wird, dürfen Fahrgäste von der Reise zurücktreten und sich den vollen Fahrpreis erstatten lassen. Wurde nur ein Teil der gebuchten Strecke gefahren, können sich Fahrgäste den nicht genutzten Teil erstatten lassen. Wer die Reise abbricht und zum Ausgangsbahnhof zurückfährt, bekommt ebenfalls den vollen Preis zurück.
Wie komme ich an mein Geld?
Ansprüche können innerhalb eines Jahres geltend gemacht werden. Es ist eine komplett digitale Rückerstattung möglich: Wenn das Ticket online oder mobil gekauft wurde, kann die Entschädigung über das eigene Kundenkonto in der Bahn-App oder auf bahn.de beantragt werden. Das Fahrgastrechte-Formular gibt es außerdem im Reisezentrum und am Informationsschalter der Bahn oder online zum Herunterladen – bei Verspätungen auch direkt im Zug. Die Unterlagen können digital oder per Post an das Servicecenter Fahrgastrechte gesandt oder im Reisezentrum abgegeben werden.
Was sind die Gründe für den Tarifstreit? Warum streikt die GDL?
Die Warnstreikankündigung kam fast zwei Wochen, nachdem die GDL die Tarifverhandlungen für gescheitert erklärt hat. In bis dahin zwei Verhandlungsrunden konnte vor allem die Kernforderung der Gewerkschaft nicht gelöst werden: die Absenkung der Arbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Auf diese Forderung war die Bahn auch in der zweiten Verhandlungsrunde nicht eingegangen. Darüber hinaus fordert die Gewerkschaft unter anderem 555 Euro mehr pro Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie. Die Bahn hatte elf Prozent höhere Entgelte bei einer Laufzeit von 32 Monaten angeboten sowie die Inflationsausgleichsprämie.
Die parallel gestartete Urabstimmung unter den GDL-Mitgliedern dauert noch einige Zeit an. Das Ergebnis soll am 19. Dezember vorliegen. Unbefristete Streiks sind möglich, wenn 75 Prozent der Abstimmungsteilnehmer für solche Arbeitskämpfe stimmen.