Sturmböen und -flut möglich Wetterdienst warnt vor Unwetter im Norden

Sturmböen und -flut möglich Wetterdienst warnt vor Unwetter im Norden

21. Dezember 2023 Aus Von mvp-web

Stand: 21.12.2023 17:05 Uhr

An der Nordseeküste besteht von heute an Sturmflutgefahr. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt vor den Sturmböen des Tiefs „Zoltan“. An den Küsten und auf den Inseln seien orkanartige Böen möglich. Im Bahnverkehr kommt es zu Ausfällen und Verspätungen.

Für ganz Norddeutschland gilt bis Samstagabend eine Unwetterwarnung. Laut DWD ist bis dahin mit ergiebigem Dauerregen und orkanartigen Böen zu rechnen. Auf dem Brocken im Harz besteht demnach die Gefahr von Orkanböen der Stufe 3 von 4.

Reporterin Anina Pomerenke am Hauptbahnhof in Hamburg. | Screenshot

Stürmisches Wetter beeinträchtigt Reiseverkehr im Norden

Sturmschäden und Verkehrsbehinderungen

In Braunschweig wurde ein Mensch durch einen umstürzenden Baum verletzt. In Bremen stürzte ein 15 Meter hoher Baum neben einer Bushaltestelle um, wie die Feuerwehr am Donnerstag mitteilte. Verletzt wurde den Angaben nach niemand. Bilder zeigten wartende Fahrgäste, die nur knapp nicht von dem Baum getroffen wurden. In Wilhelmshaven stürzten Teile eines Gerüstes um, weshalb eine Straße gesperrt wurde. Auch von dort gab es keine Berichte über Verletzte.

In Flensburg fielen einige Dachziegel herunter. Auf der A7 kommt es nach einem Unfall in Höhe des Dreiecks Bordesholm (Kreis Rendsburg-Eckernförde) in Richtung Hamburg zu Behinderungen. Hier waren bei Sturm und Starkregen drei Pkw und ein Lkw in einen Unfall verwickelt. Die Autobahn war zeitweise gesperrt, der Verkehr staute sich kilometerweit zurück. Auf der Fehmarnsundbrücke gibt es eine Sperrung in beiden Richtungen, nachdem dort ein Lkw und ein Pkw mit Anhänger in die Leitplanke gestürzt sind. Die Brücke ist für entsprechenden Fahrzeuge gesperrt.

In Hamburg mussten die Einsatzkräften zu rund 30 wetterbedingten Einsätzen in Hamburg ausrücken, zum Beispiel weil Äste heruntergestürzt oder Keller überflutet waren. In Neuallermöhe stürzte ein Baum auf ein Auto.

Bahn: Ausfälle und Verspätungen im Fern- und Regionalverkehr

Im Fernverkehr der Deutschen Bahn gibt es sturmbedingte Ausfälle und Verspätungen. Betroffen sind Eurocity-, Intercity- und ICE-Verbindungen in Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen, wie die Bahn am Donnerstagnachmittag mitteilte. Einschränkungen durch Sturmschäden gibt es demnach auf den Strecken Kiel-Hamburg, Hamburg-Westerland, Kiel-Hamburg-Bremen-NRW, Norddeich Mole-Emden-Rheine-Münster und Magdeburg-Hannover-Bremen-Leer-Emden-Norddeich Mole. Die Intercity-Verbindung Hamburg-Kopenhagen sei ebenfalls betroffen.

Auch im Regionalverkehr meldete die Bahn am Donnerstag witterungsbedingte Verspätungen und Ausfälle. Als Alternative für die Fahrt von Hamburg nach Nordrhein-Westfalen empfahl die Bahn Verbindungen mit Umstieg in Hannover. Fahrgäste sollten sich kurzfristig online über ihre jeweilige Verbindung informieren, hieß es. Die Strecke zwischen Hamburg und Neumünster musste bereits am Mittag für den Bahnverkehr gesperrt werden. Hier war zwischen Wrist (Kreis Steinburg) und Dauenhof (Kreis Pinneberg) ein Baum auf die Gleise gestürzt. Laut DB betrifft dies den RE7/RE70 von Flensburg/Kiel nach Hamburg. Reisende werden gebeten, alternativ die Züge über Bad Oldesloe (Kreis Stormarn) und Bad Segeberg (Kreis Segeberg) in Richtung Neumünster und Hamburg Hauptbahnhof zu nutzen.

Die Zugbindung sei für Donnerstag aufgehoben, teilte die Deutsche Bahn weiter mit. Fahrgäste könnten ihr Ticket an einem späteren Tag nutzen. Die DB verwies allerdings auch darauf, dass die Züge im Fernverkehr wegen der bevorstehenden Weihnachtstage bereits sehr stark ausgelastet seien.

Aufgrund der Witterungsverhältnisse hatte die Brockenbahn den Betrieb bereits zwischen Schierke und dem Brocken eingestellt. Auch in den kommenden Tagen könne es zu Einschränkungen kommen, teilten die Harzer Schmalspurbahnen mit.

MV: Kein Weihnachtssingen im Ostseestadion in Rostock

In Mecklenburg-Vorpommern kommt es aufgrund des bevorstehenden Sturmtiefs zu Absagen von Veranstaltungen. Betroffen ist unter anderem das jährliche Weihnachtssingen im Ostseestadion, das gab Hansa Rostock am frühen Nachmittag bekannt. Laut dem Veranstalter gibt es noch keine genaue Regelung zur weiteren Gültigkeit oder möglichen Rückgabe der gekauften Karten. In den kommenden Tagen soll es weitere Informationen geben.

Sturm an der Küste: Windstärke bis Stufe 12 möglich

Sturmtief „Zoltan“ soll im Laufe des Tages auf die deutsche Küste treffen. In exponierten Lagen auf Helgoland und an der Nordseeküste sowie auf Fehmarn in der Ostsee sind laut DWD Windstärken der Stufen 11 und 12 nicht ausgeschlossen. Bereits im Verlaufe des Vormittags hatte die Windstärke an der Küste Niedersachsens zugenommen. Größere sturmbedingte Einsätze gab es laut den Leitstellen Oldenburg und Ostfriesland zunächst nicht. Dort erwartet man aber, dass sich das zum frühen Nachmittag hin ändert.

Polizei warnt vor Aufenthalt in tiefer gelegenen Elbegebieten

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) warnt vor einer Sturmflut in der Nacht. In Hamburg wird der Hochwasserscheitel am Abend gegen 23.25 Uhr von 2,5 Meter über dem mittleren Hochwasser erwartet – das bedeutet eine schwere Sturmflut. Die Polizei Hamburg hat eine Warnung vor dem Aufenthalt in tiefer gelegenen Gebieten rund um die Elbe ausgesprochen. An der Küste sowie an Elbe und Weser können die Wasserstände laut BSH die Sturmflutmarke von 2,5 Metern über dem mittleren Hochwasser erreichen.

Beruhigung in der Nacht – höhere Wasserstände am Freitag?

Auch in Husum, am Eider-Sperrwerk bei Tönning und in Elsfleth wird am Abend die Sturmflutmarke von 1,5 Metern über dem mittleren Hochwasser erwartet. Im Verlaufe des Abends sollen die Wasserstände zunächst abnehmen, bevor sie laut BSH-Vorhersage am Freitag erneut Sturmflutniveau erreichen. Betroffen sind dann voraussichtlich auch Cuxhaven, die Ostfriesischen Inseln Borkum und Norderney sowie Emden und Papenburg an der Ems. Dabei werden etwas höhere Wasserstände erwartet als am Donnerstagabend.

An einer Mole auf Helgoland bricht sich das Wasser der Nordsee.

 

 

 


Ein Spaziergänger im Sturm am Strand von Warnemünde.

 

 

 

 


Ein Feuerwehrmann zersägt im Hamburger Stadtteil Neuallermöhe einen Baum, der bei einem Sturm auf ein Auto gefallen ist.

 

 

 


Mehrere Fähren fallen aus

Wegen des stürmischen Wetters müssen sich Reisende auf einen eingeschränkten Fährverkehr einstellen. Von Donnerstagabend bis voraussichtlich zum frühen Nachmittag am Freitag fahren keine Fähren von Rostock ab, wie das Unternehmen Scandlines mitteilte. Auch ab Gedser soll im Laufe des Abends der Verkehr eingestellt werden und voraussichtlich erst am Freitagnachmittag wieder anlaufen. Der Fährbetrieb zwischen Puttgarden und Rødby soll hingegen weiterlaufen.

In Schleswig-Holstein hat die Wyker Dampfschiff-Reederei den Fährverkehr teilweise eingestellt. Dies betrifft sowohl die Föhr-Amrum-Linie als auch die Hallig-Linie. Teilweise gelten Sonderfahrpläne. Auch zwischen dem Festland und der Insel Helgoland wurden bis Freitag alle Fahrten gestrichen. Die Fähre von Pellworm nach Nordstrand fährt dagegen nach einem Sonderfahrplan. Auch Reisende nach Sylt müssen sich auf Einschränkungen einstellen. Laut Reederei FRS Syltfähre fallen zwischen Havneby auf Rømø und List auf Sylt diverse Verbindungen aus. Der Syltshuttle der Deutschen befördert bis Freitag keine windanfälligen Fahrzeuge, wie Lkw mit leeren Anhängern, Gefahrguttransporte oder Motorräder. Der Autozug des Betreibers RDC gibt an, dass sehr leichte, größere Fahrzeuge möglicherweise nicht befördert werden können.

Am Freitag soll auch der Fährverkehr von und zu der Ostfriesischen Insel Wangerooge komplett eingestellt werden, wie die Deutsche Bahn ankündigte, die den Fährverkehr mit einer Tochterfirma betreibt. Einschränkungen und Ausfälle einzelner Fahrten sind ab heute bereits für den Fährverkehr nach Langeoog, Baltrum und Spiekeroog angekündigt.

  • Emden – Borkum (AG Ems, Fähre, Katamaran): Überfahrten mit der Fähre am 22. Dezember planmäßig, Fahrten mit dem Katamaran fallen am 22. Dezember aus. Aktuelle Informationen unter: www.ag-ems.de/fahrplan
  • Norddeich – Juist (Inselfähre): Einschränkungen im Fährverkehr am 21. Dezember möglich. Aktuelle Informationen unter: www.inselfaehre.de/juist
  • Norddeich – Norderney (Inselfähre Frisia): Fähren von und nach Norderney fallen von Donnerstagnachmittag an aus. Einschränkungen im Fährverkehr sind auch am 21. Dezember möglich. Aktuelle Informationen unter: www.inselfaehre.de/norderney
  • Neßmersiel – Baltrum (Baltrumlinie): Alle Nachmittags- und Abendfahrten fallen am 21. Dezember aus. Einschränkungen am 22. Dezember erwartet. Aktuelle Informationen unter: www.baltrum-linie.de/aktuelles-blog/
  • Bensersiel – Langeoog (Schifffahrt Langeoog): Mehrere Überfahrten fallen am 21. und 22. Dezember aus. Aktuelle Informationen unter: www.langeoog.de/schiffahrt-langeoog/
  • Neuharlingersiel – Spiekeroog (Fähre Spiekeroog, Watt’n Express) Mehrere Überfahrten fallen am 21. und 22. Dezember aus. Einschränkungen am Wochenende möglich. Aktuelle Informationen unter: www.spiekeroog.de/buchen/faehre
  • Harlesiel – Wangerooge (SIW Wangerooge und Watt Sprinter) Einschränkungen am 21. Dezember, keine Überfahrten am 22. Dezember. Aktuelle Informationen unter: www.siw-wangerooge.de/siw-de

Wegen Unwetter – kein Schulunterricht in Bremerhaven

Für einen verfrühten Start der Weihnachtsferien sorgt Sturmtief „Zoltan“ in Bremerhaven: Die Stadt kündigte am Donnerstag an, dass der Schulunterricht am Freitag dort ausfällt. Es werde allerdings ein Betreuungsangebot geben, hieß es. Eltern wurden zudem gebeten, ihre Kinder sicherheitshalber in die Schulen zu bringen und wieder abzuholen. Dies gelte vor allem bei Grundschulkindern.

Weihnachtsmärkte und Parks geschlossen

Auch anderswo hat das Wetter Folgen: Die Weihnachtsmärkte in Bremerhaven und Bremen bleiben heute zum Beispiel aus Sicherheitsgründen geschlossen. Das gilt auch für mehrere Parks und den Stadtwald in Hannover. Die Stadt warnt grundsätzlich vor dem Betreten der Wälder und Parkanlagen während Stürmen und unmittelbar danach. Die Kreisfeuerwehr Northeim rät angesichts der Sturmlage dazu, Aufenthalte im Freien zu vermeiden. Absperrungen der Straßenmeistereien sollten auf keinen Fall umfahren werden.

Die Hunte ist bei Wildeshausen (Landkreis Oldenburg) über die Ufer getreten.

Mehrere Flüsse sind aufgrund der vielen Niederschläge bereits über die Ufer getreten – darunter ist auch die Hunte bei Wildeshausen (Landkreis Oldenburg).

In Hamburg und Schleswig-Holstein wollen die Betreiber der Weihnachtsmärkte ihre Buden zunächst wie geplant geöffnet lassen. „Wie es in den nächsten Tagen weiter geht, werden wir sehen“, sagte ein Sprecher des Roncalli-Weihnachtsmarktes auf dem Rathausmarkt. In Mecklenburg-Vorpommern schließen einige Weihnachtsmärkte früher als geplant – wie etwa in Neubrandenburg.

Ziemlich sicher keine weiße Weihnacht

Auch am Wochenende soll es regnerisch und mild bleiben, sagte Meteorologe Frank Böttcher am Mittwochabend dem NDR. Zu Heiligabend am Sonntag liege die Höchsttemperatur voraussichtlich zwischen 4 und 10 Grad Celsius: „Also weit entfernt vom Gefrierpunkt. Schnee und Eis werden kein großes Risiko sein.“ Und damit gibt es auch in diesem Jahr keine weißen Weihnachten.