“ liveblog “ Krieg im Nahen Osten ++ USA: Israels Truppenreduzierung hilft Hamas ++
3. Januar 2024Israels Armee riskiert laut US-Experten, mit einer geringeren Truppenstärke im Gazastreifen in die Hände der Hamas zu spielen. Frankreichs Präsident Macron fordert Israel zur Zurückhaltung im Libanon auf.
- US-Institut: Israels Truppenreduzierung in Gaza hilft der Hamas
- Macron fordert Zurückhaltung im Libanon
- US-Regierung wirft israelischen Ministern Hetze vor
12:47 Uhr
Bundesregierung grundsätzlich bereit für EU-Einsatz im Roten Meer
Die Bundesregierung ist grundsätzlich bereit, sich an einem Marine-Einsatz im Roten Meer zum Schutz der zivilen Schifffahrt zu beteiligen. In Brüssel werde eine Mission der Europäischen Union derzeit geprüft, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin und fügte hinzu: „Wir als Budesregierung wären dazu bereit.“ Es würden alle Optionen geprüft, „die völkerrechtlich und verfassungsrechtlich möglich sind“.
US-Geheimdienste: Al-Schifa-Krankenhaus wurde von Hamas genutzt
Terroristen der militant-islamistischen Hamas und des Islamischen Dschihad haben nach Einschätzung der US-Geheimdienste das Al-Schifa-Krankenhaus in der Stadt Gaza als Kommandozentrale für den Kampf gegen israelische Truppen genutzt. In und unter dem Gebäudekomplex seien zudem Waffen gelagert und zeitweise auch einige Geiseln festgehalten worden, berichteten mehrere US-Medien am Dienstag unter Berufung auf kürzlich freigegebene Geheimdienstinformationen.
Macron verurteilt Wunsch nach Aussiedlungen aus Gaza
Der französische Präsident Emmanuel Macron hat Wünsche israelischer Spitzenpolitiker nach einer Aussiedlung von Palästinensern aus dem Gazassteifen kritisiert. Derartige Forderungen seien inakzeptabel, sagte Macron nach Angaben seines Büros in einem Telefonat mit dem israelischen Minister Benny Gantz. Dies laufe einer Zweistaatenlösung zuwider, „der einzigen praktikablen Lösung für eine Rückkehr zu Frieden und Sicherheit für alle.“
Der israelische Finanzminister Bezalel Smotrich hatte am Wochenende gefordert, sein Land solle „zu Migration aus dem Gazastreifen ermuntern“ und mit Blick auf die Zukunft des Gebiets nach dem Krieg gesagt: „Wenn es im Gazastreifen nur 100.000 oder 200.000 Araber und nicht zwei Millionen gäbe, wäre die ganze Diskussion über ‚den Tag danach‘ komplett anders.“
Generalstreik im Westjordanland nach Tötung eines Hamas-Anführers
Nach der Tötung eines Anführers der islamistischen Hamas im Libanon ist es im Westjordanland zunächst relativ ruhig geblieben. Wegen eines Generalstreiks blieben dort Schulen, Universitäten, Banken, Restaurants und Regierungsbüros geschlossen.
Für Mittwochmittag wurde israelischen Medienberichten zufolge zu Demonstrationen sowie Konfrontationen mit Israels Armee in dem Palästinensergebiet aufgerufen. Das Militär führte dort eigenen Angaben zufolge in der Nacht Razzien in mehreren Orten durch.
Iran: Tötung von Hamasvertreter erzeugt mehr Spannungen in Nahost
Irans Verteidigungsminister hat nach der Tötung eines Anführers der islamistischen Hamas im Libanon vor weiteren Spannungen im Nahen Osten gewarnt. Die Störung des Gleichgewichts in der Region werde sicher Konsequenzen haben, sagte Brigadegeneral Mohammed-Resa Aschtiani vor einer Kabinettssitzung in Teheran. Verantwortlich sei vor allem die US-Politik. „Der Rauch bläst in ihre eigenen Augen“, sagte Aschtiani.
Unifil fordert Zurückhaltung von Israel und Hisbollah
Nach dem Tod eines ranghohen Hamas-Anführers in Beirut fordert die UN-Truppe im Libanon, Unifil, von Israel und der radikal-islamischen Hisbollah-Miliz Zurückhaltung, um eine weitere Eskalation zu verhindern. Beide Seiten müssten die Waffen an der sogenannten Blauen Linie im Grenzgebiet schweigen lassen, mahnt Unifil-Sprecherin Kandice Ardiel. Eine Eskalation hätte verheerende Folgen für die Menschen auf beiden Seiten der Grenze.
Medien: Regierung im Libanon wünscht keine Reaktion der Hisbollah
Nach der Tötung eines Hamas-Anführers in der libanesischen Hauptstadt Beirut steht die Regierung im Libanon einem Medienbericht zufolge mit der Hisbollah im Kontakt, um sie von einer möglichen Gegenreaktion abzuhalten. Der geschäftsführende Außenminister, Abdallah Bou Habib, sagte dem britischen Radiosender BBC 4 am Dienstagabend, dass seine Regierung mit der Hisbollah spreche, um „sie davon zu überzeugen, dass sie nicht selbst reagieren sollte.“
Der Vize-Leiter des Politbüros der Hamas, Saleh al-Aruri, war bei einer Explosion in Libanons Hauptstadt Beirut am Dienstagabend ums Leben gekommen. Er ist damit der bislang ranghöchste Hamas-Anführer, der während des Gaza-Krieges gezielt getötet wurde. Israels Militär wollte die Berichte über die Tötung des Hamas-Anführers auf Anfrage bislang nicht kommentieren.
Umsiedlungen im Gazastreifen: Israelischer Minister weist US-Kritik zurück
Der israelische Sicherheitsminister Itamar Ben Gvir hat die Kritik der USA an seinem Vorstoß, palästinensische Bewohner des Gazastreifens umzusiedeln, zurückgewiesen. „Die Vereinigten Staaten sind unser bester Freund, aber zuallererst werden wir das tun, was am besten für den Staat Israel ist“, erklärte Ben Gvir im Onlinedienst X, vormals Twitter. „Die Übersiedlung Hunderttausender von Gaza“ würde es den israelischen Bewohnern des Gürtels um den Gazastreifen erlauben, „nach Hause zurückzukehren und in Sicherheit zu leben“, argumentierte der Sicherheitsminister von der ultrarechten Partei Otzma Jehudit.
Die USA hatten zuvor die Äußerungen Ben Gvirs und des Finanzministers Bezalel Smotrich kritisiert, in denen diese eine Umsiedlung von Palästinensern und eine Rückkehr jüdischer Siedler in den Gazastreifen gefordert hatten.
Graue Flächen: Bebaute Flächen im Gazastreifen. Schraffur: Israelische Armee
US-Institut: Israels Truppenreduzierung in Gaza hilft der Hamas
Israels Armee riskiert im Gaza-Krieg nach Einschätzung von US-Experten, mit einem Nachlassen der bisherigen Bombardierungen in die Hände der islamistischen Hamas zu spielen. Die israelischen Streitkräfte gingen im Norden des Gazastreifens zu einer Phase gezielter Schläge mit geringerer Truppenstärke über, was es der Hamas wahrscheinlich ermöglichen werde, sich militärisch neu zu formieren, hieß es in einem Bericht des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW).
Israels Armee hat jüngst fünf Brigaden abgezogen und einigen Reservisten die einstweilige Rückkehr ins Zivilleben erlaubt. Israels Armee habe zwar mehrere Hamas-Einheiten dezimiert und andere kampfunfähig gemacht, vor allem im nördlichen Gazastreifen. „Aber die militärischen Kräfte der Hamas sind derzeit weder besiegt noch zerstört“, erklärte das ISW. „Ein Nachlassen des israelischen Drucks würde es der Hamas vielmehr ermöglichen, ihre militärischen Fähigkeiten und ihre Infrastruktur wieder aufzubauen“, hieß es.
Macron fordert Israel zur Zurückhaltung im Libanon auf
Nach der mutmaßlich von Israel veranlassten Tötung eines Hamas-Anführers in Beirut hat der französische Präsident Emmanuel Macron die israelische Regierung aufgefordert, „jedes eskalierende Verhalten, insbesondere im Libanon, zu vermeiden“. Das teilte der Élyséepalast in Paris am Abend nach einem Telefonat Macrons mit Benny Gantz, Minister in Israels Kriegskabinett, Medienberichten zufolge mit. Frankreich werde diese Botschaften der Zurückhaltung weiterhin an alle direkt oder indirekt beteiligten Akteure in dem Gebiet weitergeben, hieß es.
Bericht: Hisbollah hat ausgefeilteres Tunnelsystem als die Hamas
Die Hisbollah-Miliz im Libanon soll einem Medienbericht zufolge über ein ausgefeilteres Tunnelsystem verfügen als die radikal-islamistische Hamas im Gazastreifen. Die unterirdischen Wege verliefen im Süden Libanons über Hunderte Kilometer bis zur Grenze nach Israel hinein, berichtete die Zeitung „Times of Israel“ unter Berufung auf den Geheimdienstexperten Tal Beeri. Der Leiter des mit Sicherheitsfragen an Israels Nordgrenze befassten Alma Forschungs- und Bildungszentrums forscht nach eigenen Angaben schon seit Jahren auf Basis öffentlich zugänglicher Informationen zu dem Tunnelnetz der vom Iran unterstützten Schiitenmiliz im Libanon.
WHO verurteilt israelische Angriffe auf Krankenhaus in Gaza
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Israel „skrupellose“ Angriffe auf ein Krankenhaus in der umkämpften Stadt Chan Yunis im Süden des Gazastreifens vorgeworfen. Nach Angaben des palästinensischen Rettungsdienstes Roter Halbmond seien bei den Angriffen mindestens fünf Zivilisten getötet worden, darunter ein fünf Tage alter Säugling, schrieb WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus auf der Online-Plattform X, früher Twitter, in der Nacht. 14.000 Menschen seien im Al-Amal-Krankenhaus untergebracht gewesen. Viele von ihnen hätten es inzwischen verlassen. „Die heutigen Bombardierungen sind skrupellos“, schrieb Tedros.
US-Regierung wirft israelischen Ministern Hetze vor
Die USA weisen Forderungen der israelischen Minister Bezalel Smotrich und Itamar Ben-Gvir zurück, Palästinenser sollten aus dem Gazastreifen auswandern. „Diese Rhetorik ist aufhetzend und unverantwortlich“, teilte das Außenministerium mit. „Wir haben klar, konsequent und unmissverständlich erklärt, dass der Gazastreifen palästinensisches Land ist und palästinensisches Land bleiben wird.“ Die Hamas dürfe allerdings keine Kontrolle über das Gebiet haben.
Britische Behörde meldet erneut Explosionen nahe Frachtschiff im Roten Meer
Die britische Behörde für maritime Sicherheit (UKMTO) hat erneut Explosionen in der Nähe eines Frachtschiffs im Roten Meer gemeldet. Bis zu drei Detonationen hätten sich in einer Entfernung von einer bis fünf Seemeilen von dem Schiff ereignet, das sich in der Meerenge Bab al-Mandeb zwischen Eritrea und Jemen befunden habe, erklärte die UKMTO am Abend in einer kurzen Meldung im Onlinedienst X, ehemals Twitter.
Weiter hieß es, es seien keine Schäden am Schiff bekannt, die Besatzung befinde sich in Sicherheit. Seit dem Beginn des Krieges zwischen Israel und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen Anfang Oktober hat die Huthi-Miliz wiederholt Schiffe vor der Küste des Jemen attackiert.