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14. Januar 2024Israel hat nach eigenen Angaben im Norden des Gazastreifens mehrere Raketenwerfer zerstört. An der Grenze zwischen dem Libanon und Israel gab es erneut Gefechte.
- Israel meldet Erfolge im Gazastreifen
- „Das ganze Land hält inne“
- Israel will Druck auf Hamas weiter erhöhen
- Pro-palästinensische Demonstration in Washington
- Erneut Gefechte an Grenze zum Libanon
16:22 Uhr
Tote bei Vorfällen im Westjordanland
Bei gewaltsamen Vorfällen im Westjordanland sind drei Palästinenser getötet worden, unter ihnen ein Teenager. Das palästinensische Gesundheitsministerium in Ramallah teilte mit, ein 14-Jähriger sei während eines israelischen Militäreinsatzes in Jericho tödlich durch Schüsse im Brustbereich verletzt worden. Ein Armeesprecher sagte, man prüfe den Bericht.
Nach Angaben der Armee durchbrach ein palästinensischer Fahrer bei einem weiteren Vorfall in der Nähe von Hebron eine Armeesperre. Die Soldaten hätten das Fahrzeug verfolgt und seien dabei beschossen worden. Sie hätten daraufhin das Feuer erwidert und zwei Insassen „ausgeschaltet“. „Das von den Terroristen verwendete Gewehr, eine Axt und Munition wurden vor Ort gefunden“, hieß es in der Mitteilung der Armee. Das Gesundheitsministerium bestätigte den Tod der beiden Männer. Die Lage im Westjordanland hat sich seit Beginn des Kriegs zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gazastreifen am 7. Oktober noch einmal deutlich verschärft.
Solidaritätskonzert für Hamas-Geiseln
Am 100. Tag des Überfalls der Hamas auf Israel ist in Berlin mit einem Solidaritätskonzert an die Geiseln im Gazastreifen erinnert worden. Bei dem Konzert der Angehörigeninitiative „Das gelbe Piano“ spielte in der James-Simon-Galerie auf der Museumsinsel der Pianist Igor Levit. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, sagte bei dem Konzert laut Redetext, es gebe keine passenden Worte für den Überfall der Terrororganisation vom 7. Oktober.
Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, erinnerte an das „unvorstellbare Leid“ der betroffenen Familien. Ziel der Hamas ist laut Klein „die völlige Vernichtung der Jüdinnen und Juden“. Daraus mache die Terrororganisation kein Geheimnis. Deutschland müsse deutlich Position beziehen und sich solidarisch an die Seite Israels stellen, mahnte der Antisemitismusbeauftragte. Israel sei das Land in der Region, das demokratische Werte vertrete und in dem Andersdenkende sowie Menschen mit unterschiedlicher sexueller Orientierung ohne Verfolgung, Diskriminierung oder Furcht um ihre körperliche Unversehrtheit leben könnten.
Seit dem 7. Oktober erlebten Jüdinnen und Juden in Deutschland einen Antisemitismus, „wie wir ihn seit 1945 noch nicht gekannt haben“, warnte Klein. Er erinnerte daran, dass Häuser mit Davidsternen markiert, Synagogen angegriffen und Jüdinnen und Juden in der Öffentlichkeit attackiert wurden. „Auf den Straßen wurde offen zur Gewalt gegen sie aufgerufen“, beklagte der Antisemitismusbeauftragte.
Berlin: Demonstranten fordern Freilassung der Geiseln
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) und die israelische Botschaft in Deutschland haben heute mit einer Demonstration in Berlin an die 100 Tage Geiselhaft der von der Hamas aus Israel entführten Menschen erinnert. An dem Demonstrationszug hätten sich 600 Menschen beteiligt, teilte die Polizei auf Anfrage der Nachrichtenagentur epd mit.
Die Veranstalter hatten dazu aufgerufen, gemeinsam mit Angehörigen von Geiseln, die eigens aus Israel angereist waren, für die sofortige Freilassung ihrer Familienmitglieder und eine klare internationale Ächtung der Verbrechen der Hamas auf die Straße zu gehen.
Laut Polizeiangaben beteiligten sich 600 Menschen an der Demonstration am Lustgarten. Manche schwenkten israelische und alte iranische Fahnen aus der Zeit vor der Revolution.
Israel: Opfer nach Hisbollah-Angriff aus Libanon
Bei neuen Angriffen vom Libanon aus hat es heute im Norden Israels zivile Opfer gegeben. Ein etwa 40-jähriger Mann sei in der Grenzortschaft Juval getötet und eine 70-jährige Frau schwer verletzt worden, teilte der Rettungsdienst Magen David Adom mit.
Den Angriff mit Panzerabwehrraketen auf den Ort sowie drei weitere im Grenzgebiet reklamierte die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah für sich. Es handele sich um Unterstützung für das palästinensische Volk, teilte die Miliz mit. Nach Angaben der israelischen Armee wurde in Juval ein Haus von einer Rakete getroffen. Israelische Kampfjets hätten ihrerseits „Terror-Infrastruktur der Hisbollah und militärische Ziele im Libanon angegriffen“.
Krieg belastet Israels Haushalt
Die Kosten des Nahostkrieges treiben das israelische Staatsbudget immer tiefer in die roten Zahlen: Der Konflikt hat laut einem überarbeiteten Haushaltsentwurf eine Lücke von 6,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Etat 2024 hinterlassen. Bisher war Israel für dieses Jahr von 2,25 Prozent ausgegangen. Für 2023 veranschlagte das Finanzministerium 4,2 Prozent, während 2022 noch ein Überschuss von 0,6 Prozent im Vergleich zum BIP erzielt worden war.
Noch heute soll die israelische Regierung über den neuen Entwurf beraten, eine Entscheidung wird am Montag erwartet. Laut dem Entwurf werden die Kosten für den Krieg gegen die Hamas für die Jahre 2023/24 mit umgerechnet rund 36,8 Milliarden Euro veranschlagt. Die Berechnungen beruhen auf einem Szenario, wonach sich die schweren Kämpfe auf das erste Vierteljahr 2024 beschränken.
Gesundheitsbehörde: Fast 24.000 Palästinenser getötet
Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen sind nach Angaben der dortigen Gesundheitsbehörde 23.968 Menschen seit Kriegsbeginn getötet worden. Zudem gebe es 60.582 Verletzte, teilt die der militant-islamistischen Hamas unterstellte Behörde weiter mit.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Israel meldet Erfolge im Gazastreifen
In ihrem seit 100 Tagen andauernden Krieg gegen die militant-islamistische Hamas im Gazastreifen hat die israelische Armee weitere Erfolge gemeldet: Im Norden des von der Hamas kontrollierten Palästinensergebiets seien mehrere Raketenwerfer zerstört, im gesamten Gebiet weitere Ziele getroffen worden, hieß es heute in einer Meldung. Dazu gehörten demnach auch Ziele in der im Süden gelegenen Stadt Chan Junis.
Die Hamas berichtete von Kämpfen mit israelischen Truppen in Chan Junis. Insgesamt seien in der Nacht mehr als 100 Menschen bei israelischen Angriffen getötet worden, erklärte die Palästinenserorganisation.
Graue Flächen: Bebaute Flächen im Gazastreifen, Schraffur: Israelische Armee
„Das ganze Land hält inne“
ARD-Korrespondent Oliver Feldforth aus Tel Aviv zu den Aktionen zum Gedenken an die Geiseln am 100. Tag nach dem Überfall der militant-islamistischen Hamas auf Israel.
100-Minuten-Streik in israelischen Unternehmen
Hunderte israelische Unternehmen sind heute als Zeichen der Solidarität mit mehr als 130 Geiseln im Gazastreifen in einen 100 Minuten langen Streik getreten. Sie folgten damit einem Aufruf des Dachverbands der Gewerkschaften (Histadrut) am 100. Tag nach dem Überfall der militant-islamistischen Hamas auf Israel. Zu Beginn des Streiks schwiegen zum Zeichen der Verbundenheit Tausende von Teilnehmern einer Kundgebung von Angehörigen und Unterstützern der Geiseln 100 Sekunden lang. Die Kundgebung in Tel Aviv sollte insgesamt 24 Stunden lang bis zum Sonntagabend dauern.
Nach Schätzung Israels werden noch 136 Geiseln im Gazastreifen festgehalten, die Hamas-Terroristen und andere Gruppierungen am 7. Oktober bei einem Massaker im israelischen Grenzgebiet verschleppt hatten. Etwa zwei Dutzend davon sind vermutlich nicht mehr am Leben.
Netanyahu: Kampf „bis zum vollständigen Sieg“
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat sein Land am 100. Tag nach dem Überfall der militant-islamistischen Hamas auf Israel erneut auf einen Kampf „bis zum vollständigen Sieg“ eingeschworen. Der Staat Israel, seine Streitkräfte und Sicherheitsdienste führten einen „moralischen und gerechten Krieg, der seinesgleichen sucht, gegen die Hamas-Monster, die neuen Nazis“, sagte der innenpolitisch unter Druck stehende Regierungschef.
„Niemand wird uns stoppen“, sagte Netanyahu und wies dabei auf die von Südafrika beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag eingereichte Klage wegen Völkermords hin. Netanyahu dankte dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz dafür, dass Deutschland die Völkermordklage klar zurückwies.
10:40 Uhr
Namibia kritisiert deutsche Haltung zu Völkermord-Vorwürfen an Israel
Namibia hat Deutschland für seine Entscheidung scharf kritisiert, die von Südafrika vor dem Internationalen Gerichtshof erhobenen Völkermord-Vorwürfe gegen Israel zurückzuweisen. „Namibia lehnt Deutschlands Unterstützung für die völkermörderischen Absichten des rassistischen israelischen Staates ab“, erklärte Präsident Hage Geingob. Er warf Berlin vor, den „Tod von mehr als 23.000 Palästinensern (…) zu ignorieren“ und beklagte „Deutschlands Unfähigkeit, Lehren aus seiner schrecklichen Geschichte zu ziehen“. Namibia war von 1884 bis 1915 als Deutsch-Südwestafrika eine deutsche Kolonie.
Teheran: Streben keine Nuklearwaffen an
Irans Atomchef hat erneut bekräftigt, dass sein Land nicht nach Nuklearwaffen strebt. „Der Besitz von Massenvernichtungswaffen hat nie einen Platz in der Sicherheits- und Verteidigungsdoktrin der Islamischen Republik Iran gehabt“, sagte Mohammed Eslami in einem Fernsehinterview. Er reagierte auf die Frage, ob es angesichts des Konflikts mit Israel nicht an der Zeit sei, eine Atombombe zu haben oder wenigstens einen Atomtest durchzuführen.
Eslami begründete seine ablehnende Aussage auch mit einer Fatwa, einem religiösen Rechtsgutachten, durch Irans Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei. Irans Staatsoberhaupt hatte darin Massenvernichtungswaffen verboten.
Unterdessen hat der Iran nach dem Stillstand der Atomverhandlungen seit einigen Jahren die Produktion von hochangereichertem Uran intensiviert. Experten werfen dem Land vor, dass eine friedliche Nutzung des fast waffenfähigen Urans nicht plausibel sei.
Baerbock betont Unterstützung zur Freilassung der Hamas-Geiseln
Zum 100. Tag im Krieg zwischen Israel und der Hamas hat Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) ihre Unterstützung zur Freilassung der von der islamistischen Palästinenserorganisation verschleppten Geiseln betont. „Seit 100 Tagen fehlen Kinder, Eltern, Brüder, Schwestern, Freunde in Israel. 100 Tage voll Ungewissheit, Verzweiflung, Trauer – und Hoffnung“, erklärte Baerbock im Onlinedienst X, ehemals Twitter. „Wir geben nicht auf, wir lassen in unserer Arbeit nicht nach, bis alle Geiseln der Hamas wieder zu Hause sind.“
Erneut Gefechte an Grenze zum Libanon
An der Grenze zwischen dem Libanon und Israel hat es in der Nacht erneut Schusswechsel gegeben. Terroristen seien aus dem Libanon auf israelisches Gebiet eingedrungen und hätten auf patrouillierende Soldaten geschossen, teilte die Armee am frühen Morgen mit. Die Soldaten hätten das Feuer erwidert, vier Terroristen seien dabei getötet worden, hieß es. Während des Schusswechsels hätten die eigenen Truppen mit Artillerie und Mörsern auf das Gebiet gefeuert.
Erst am Vortag war es an der Grenze zwischen den beiden Ländern zu gegenseitigem Beschuss gekommen. Die libanesische Hisbollah-Miliz hatte dabei nach Angaben des israelischen Militärs mehrere Geschosse auf den Norden Israels abgefeuert. Die israelischen Armee habe die Stellungen unter Beschuss genommen. Darüber hinaus bombardierten israelische Kampfjets «terroristische Infrastruktur» der Hisbollah im Süd-Libanon, hieß es.
Israel will Druck auf Hamas weiter erhöhen
Israels Armee will den militärischen Druck auf die islamistische Hamas zum 100. Tag des Krieges im Gazastreifen weiter erhöhen. Das kündigte der israelische Generalstabschef Herzi Halevi an. „Druck, der zur Zerschlagung der Hamas und zur Rückkehr der Geiseln führt“, sagte er. Heute dauert der Krieg in dem von Israel abgeriegelten Küstengebiet am Mittelmeer 100 Tage an. Auslöser war die verheerende Terrorattacke der Hamas und anderer extremistischer Gruppen auf Israel am 7. Oktober. Mehr als 1.200 Menschen wurden dabei getötet und etwa 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israel reagierte mit massiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive.
Angesichts der katastrophalen humanitären Lage in dem abgeriegelten Küstengebiet steht Israel international immer mehr unter Druck. Die Hamas-Führung setze ihre Hoffnungen auf einen Waffenstillstand „und ist überzeugt, dass dieser Moment nahe ist“, sagte Halevi. Man werde aber weiter „entschlossen und beharrlich“ sein. „Um die Hamas zu zerschlagen, ist Geduld notwendig und unerlässlich“, sagte der Generalstabschef.
Pro-palästinensische Demo in Washington
Tausende pro-palästinensische Demonstranten haben in London, Washington und anderen Städten gegen den Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen protestiert. In der US-Hauptstadt schwenkten die Demonstranten, darunter viele junge Leute, palästinensische Flaggen. Sie riefen in Sprechchören „Waffenruhe jetzt“ und hielten Plakate mit Aufschriften wie „Befreit Palästina“ und „Beendet den Krieg im Gazastreifen“ hoch.
Auf einer Bühne, die nur einige Häuserblocks vom Weißen Haus entfernt war, berichteten mehrere US-Palästinenser über Freunde und Verwandte, die im Gazastreifen getötet oder verletzt wurden. Sie forderten US-Präsident Joe Biden auf, die militärische und finanzielle Unterstützung für Israel zu beenden.
In Washington und London forderten Tausende bei pro-palästinensischen Demonstrationen das Ende der Kämpfe
Tausende Israelis fordern Freilassung von Hamas-Geiseln
Tausende Menschen haben bei einer Kundgebung in Tel Aviv die Freilassung der von der Terrormiliz Hamas im Gazastreifen festgehaltenen israelischen Geiseln gefordert. Die Demonstranten, unter ihnen auch viele Angehörige, versammelten sich am Samstagabend – dem Vorabend des 100. Tags der Geiselhaft – hinter einem riesigen Transparent mit der Aufschrift „Und die Welt schweigt“ und forderten in Sprechchören, die Geiseln „jetzt, jetzt, jetzt“ freizulassen.
Frankreichse Präsident Emmanuel Macron forderte in einer Videobotschaft, die bei der Kundgebung auf großen Bildschirmen gezeigt wurde, die Verhandlungen über die Freilassung der Hamas-Geiseln wieder aufzunehmen. „Frankreich lässt seine Kinder nicht im Stich“, sagte er mit Blick auf drei französische Geiseln.
Tausende fordern in Tel Aviv die Freilassung der Menschen in der Gewalt der Terrormiliz Hamas