Warnstreik an Flughäfen Leere Terminals, leere Flugzeuge
1. Februar 2024Flugreisende müssen sich auf erhebliche Einschränkungen einstellen. Die Gewerkschaft ver.di hat zu Warnstreiks an elf Flughäfen aufgerufen. Ver.di-Chef Werneke sprach von „katastrophalen Arbeitsbedingungen“.
Flugpassagiere müssen mal wieder starke Nerven haben: Die Gewerkschaft ver.di hat zu Warnstreiks bei der Luftsicherheit aufgerufen. Den Auftakt machten nach gewerkschaftlichen Angaben die Kontrolleure in Köln-Bonn und Hannover bereits am Mittwochabend. Dort wurden für die Nacht geplante Flüge bereits gestrichen. Auch in Leipzig/Halle fielen schon am Mittwochabend mehrere Verbindungen aus.
Am Flughafen Köln/Bonn habe sich das Bild im Vergleich zum Streikbeginn in der Nacht nochmals verschärft. „Nahezu alle Flüge fallen aus“, sagte eine Sprecherin am Morgen. Am Flughafen in Düsseldorf sollten laut Mitteilung etwa ein Drittel der Starts und Landungen ausfallen. Einige Flieger wurden nach Münster/Osnabrück umgeleitet. Die Wartezeiten bei der Abfertigung der Flüge blieben laut Flughafen im Rahmen.
Frankfurt: Lufthansa-Fernflüge sollen starten
Inzwischen hat der Streik auch an Deutschlands größtem Flughafen Frankfurt begonnen. Der Betreiber Fraport kündigte an, dass Sicherheitskontrollen außerhalb des Transitbereichs geschlossen blieben. „Ein Zustieg zu Flügen ab Frankfurt ist damit nicht möglich.“ Von 1.120 geplanten Flugbewegungen wurden zunächst rund 310 abgesagt, wie ein Fraport-Sprecher mitteilte.
Der Hauptkunde Lufthansa hatte allerdings angekündigt, den Großteil seines Programms in Frankfurt einschließlich der Fernflüge aufrechterhalten zu wollen. Die Langstreckenflüge würden größtenteils stattfinden, teilte die Fluggesellschaft mit. Auch Zu- und Abbringerflüge für Umsteiger sollen angeboten werden.
Im Transitbereich habe es am Morgen keine Unregelmäßigkeiten gegeben, sagte der Fraport-Sprecher. Hier müssen einige Umsteiger nachkontrolliert werden, die nicht aus sicheren Herkunftsländern nach Frankfurt geflogen sind. Hierfür gibt es einen vereinbarten Notdienst.
Mehr als 1.100 Flüge sind betroffen
Gestreikt wird an elf deutschen Flughäfen. Betroffen von den Arbeitsniederlegungen des Sicherheitspersonals sind laut ver.di die Flughäfen Hamburg, Bremen, Hannover, Berlin, Köln-Bonn, Düsseldorf, Leipzig, Dresden, Erfurt, Frankfurt/Main und Stuttgart. In der Folge dürften nach Angaben des Flughafenverbands ADV mehr als 1.100 Flüge ausfallen oder sich verspäten. „Der Streik ist eine schlechte Nachricht für die deutschen Flughäfen und die knapp 200.000 Fluggäste“, sagte ADV-Geschäftsführer Ralph Beisel.
Die Warnstreiks sollten mit Beginn je nach Startzeiten der Schichten starten. Erst am Freitag soll ein normaler Flugbetrieb wieder möglich sein.
Reisende sollen sich an Airline wenden
Der Flughafen Hannover teilte mit, dass alle geplanten 35 Starts ausfallen, berichtet der NDR. Außerdem verringert sich die Zahl der Ankünfte durch die Streiks an den anderen großen Flughäfen. Bei der Ankunft von Passagieren wird kein Sicherheitspersonal benötigt. Für die Airlines lohnt es sich aber nicht, wenn eine Maschine anschließend ohne Fluggäste wieder abheben muss.
Auch der Hamburg Airport hat nach eigenen Angaben alle 126 geplanten Abflüge gestrichen. Wenn doch vereinzelte Flieger starten, dann ohne Fluggäste an Bord, teilte eine Sprecherin mit. Auch bei den Ankünften seien Annullierungen zu erwarten. Bis Mittwochabend wurde etwa ein Viertel der ursprünglich geplanten Landungen gestrichen. Betroffen seien etwa 15.000 Fluggäste. Auch am Flughafen Berlin Brandenburg starten keine Flugzeuge – und bei den Ankünften kann es zu Ausfällen und Verspätungen können.
Bei den anderen Airports sieht es ähnlich aus. Die Flughäfen bitten Reisende, sich für nähere Informationen direkt an die jeweilige Airline oder den Reiseveranstalter zu wenden.
Streik dauert bis Mitternacht
Ver.di macht mit den Arbeitsniederlegungen Druck für bessere Bezahlung der etwa 25.000 Beschäftigten. Tarifpartner sind allerdings nicht die Flughäfen selbst, sondern der Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS). Für den 6. und 7. Februar ist die nächste Verhandlungsrunde geplant.
Der Streik soll bis kurz vor Mitternacht dauern. Ver.di begründete das Vorgehen mit stockenden Tarifverhandlungen mit dem BDLS. In drei Gesprächsrunden sei keine Einigung möglich gewesen. Der Arbeitgeberverband erklärte, in der vergangenen Runde sei ein verhandlungsfähiges Angebot vorgelegt worden, das die Gewerkschaft vollständig abgelehnt habe.
Ver.di-Chef Werneke verteidigt Streiks
Ver.di-Chef Frank Werneke verteidigte den Streik des Sicherheitspersonals an Flughäfen und den für Freitag angekündigten Streik im öffentlichen Personennahverkehr. „Die Arbeitsbedingungen in diesen Bereichen sind so katastrophal, dass die Menschen Entlastung haben wollen“, sagte Werneke im ARD-Morgenmagazin. In beiden Bereichen bewege sich bei den Tarifverhandlungen derzeit nichts.
Dass die Streiks dort kurz nach dem Ende des Lokführerstreiks stattfinden, sei ein „Zufall des Kalenders“, sagte Werneke. Generell habe die Bereitschaft, sich in Tarifrunden, bei Diskussionen über Forderungen oder bei Streiks einzubringen, zugenommen. Ver.di schließe jedes Jahr Tausende Tarifverträge ab – die meisten davon ohne Arbeitskampf.
„Aber wenn es notwendig ist, machen wir das“, sagte Werneke in der ARD. Im Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs kritisierte er schlechte Arbeitsbedingungen und eine massive Unterfinanzierung. „In den Haushaltsberatungen heute werden die Mittel gekürzt für den Nahverkehr und deshalb ist es Zeit, sich zu wehren“, so Werneke.