liveblog Krieg in Nahost 14.02.2024 ++ Raketenangriff trifft Stadt im Norden Israels ++
14. Februar 2024Bei einem Raketeneinschlag in der Stadt Safed im Norden Israels ist offenbar eine Frau getötet worden. Palästinenserpräsident Abbas hat die militant-islamistische Hamas dazu aufgerufen, weitere Gefangene auszutauschen.
- Berichte über Tote nach Raketeneinschlag im Norden Israels
- Hamas: 103 Palästinenser im Gazastreifen getötet
- Waffenstillstandsgespräche in Kairo ohne Ergebnis beendet
- Israel zeigt mutmaßliches Versteck von Hamas-Anführer
16:36 Uhr
Erdogan: Wollen mit Ägypten in Gaza kooperieren
Die Türkei ist nach den Worten von Präsident Recep Tayyip Erdogan bereit, beim Wiederaufbau des Gazastreifens mit Ägypten zusammenzuarbeiten. Die Katastrophe für die Bevölkerung in dem Palästinensergebiet sei das wichtigste Thema bei seinem Gespräch mit Präsident Abdel Fattah al-Sisi gewesen, sagte er bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Kairo.
Geisel-Angehörige fordern Weltstrafgericht zum Handeln auf
Angehörige von Geiseln der Hamas haben den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag dazu aufgerufen, gegen die Führer der Terrororganisation Hamas zu ermitteln und Haftbefehle zu erlassen. Etwa einhundert Menschen hatten sich vor dem Sitz des Gerichts in Den Haag versammelt. Sie forderten strafrechtliche Ermittlungen wegen Geiselnahme, sexueller Gewaltverbrechen, Folter und Mord.
Der Chefankläger des Strafgerichtshofes, Karim Khan, ermittelt bereits wegen mutmaßlicher Verbrechen auf beiden Seiten des Konflikts. Dies habe höchste Dringlichkeit mit der Absicht, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, sagte Khan Anfang der Woche. Er äußerte auch große Besorgnis über Bombardierungen und die geplante Bodenoffensive israelischer Truppen in Rafah.
Erdogan zu Besuch in Ägypten
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ist zu seinem ersten Besuch seit über einem Jahrzehnt in Ägypten eingetroffen. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi Erdogan mit einem Handschlag auf dem Rollfeld des Flughafens in Kairo empfing. Bei den Gesprächen zwischen den beiden Staatschefs soll es Erdogan zufolge um ein mögliches Ende des Kriegs zwischen Israel und der Hamas gehen.
Recep Tayyip Erdogan (rechts) und Abdel Fattah al-Sisi in Kairo: Die Beziehungen zwischen Ägypten und der Türkei waren seit 2013 lange höchst angespannt. Damals hatte al-Sisi den demokratisch gewählten Präsidenten Mohammed Mursi von den islamistischen Muslimbrüdern abgesetzt, die Erdogans Partei AKP nahestehen.
Libanon meldet Tote und Verletzte im Süden
Bei israelischen Luftangriffen im Süden des Libanon sind nach Angaben libanesischer Sicherheitskreise vier Zivilisten getötet worden, darunter zwei Kinder. Neun weitere Menschen seien bei den Angriffen verletzt worden, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus libanesischen Sicherheitskreisen.
Die israelische Armee hatte zuvor mitgeteilt, als Reaktion auf vorherigen Beschuss auf den Norden Israels mit Kampfjets “eine Reihe von Angriffen auf den Libanon” zu fliegen. Libanesische Medien berichteten von Luftangriffen auf Dörfer im südlichen Teil des Landes, darunter Adschit, Sawwaneh und Schehabije.
Spanien und Irland fordern EU-Untersuchung
Irland und Spanien haben die EU-Kommission zu einer Untersuchung aufgerufen, ob sich Israel im Gazastreifen an Pflichten zum Schutz von Menschenrechten hält.
In einem Brief des irischen Ministerpräsidenten Leo Varadkar und seines spanischen Kollegen Pedro Sánchez wird Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mitgeteilt, dass die Kommission dem Europäischen Rat “angemessene Maßnahmen” vorschlagen solle, wenn ein Verstoß gegen das Assoziierungsabkommen zwischen Israel und der EU festgestellt werde.
Das Abkommen sehe vor, dass “Achtung der Menschenrechte und demokratischer Prinzipien” ein wichtiger Teil der bilateralen Beziehungen sei, hieß es in dem Brief. Die Ministerpräsidenten ließen wissen, dass sie wie UN-Generalsekretär António Guterres Bedenken “wegen des abscheulichen menschlichen Leids” im Gazastreifen hätten.
Abbas ruft Hamas zu Gefangenenaustausch auf
Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas hat die im Gazastreifen herrschende Islamisten-Organisation Hamas dazu aufgerufen, einen Austausch von Geiseln gegen Gefangene mit Israel zu beschleunigen. Er möchte das palästinensische Volk vor weiteren “Katastrophen” bewahren, sagt Abbas laut der amtlichen palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa. Abbas regiert mit der palästinensischen Autonomiebehörde im Westjordanland.
Hamas: 103 Palästinenser im Gazastreifen getötet
Bei israelischen Angriffen und Kämpfen im Gazastreifen sind nach Darstellung der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde binnen 24 Stunden 103 Palästinenser getötet worden. Zugleich seien weitere 145 Menschen verletzt worden, teilte die Behörde am Mittwoch mit. Seit Beginn des Krieges am 7. Oktober wurden den Angaben nach insgesamt 28 576 Einwohner des Küstenstreifens getötet und 68 291 verletzt. Die Zahlen ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Tote nach Raketeneinschlag im Norden Israels
Bei einem Raketeneinschlag in der Stadt Safed im Norden Israels ist israelischen Medienberichten zufolge eine Frau getötet worden. Der Angriff sei aus dem Nachbarland Libanon gekommen, meldeten Medien ferner unter Berufung auf den Leiter des Rettungsdienstes Magen David Adom, Eli Bin.
Das Militär bestätigte den Bericht über die Tote zunächst nicht. Es sprach allerdings von acht Verletzten und etwa zehn Raketenabschüsse, die es Richtung Nordisrael gegeben habe. Auch ein Militärstützpunkt sei ins Visier geraten. Zuvor hatte der Rettungsdienst bereits sieben Verletzte durch den Raketeneinschlag gemeldet.
Safed liegt etwa zwölf Kilometer von der libanesischen Grenze entfernt, jedoch weiter südlich als die Schauplätze der fast täglichen Grenzscharmützel zwischen dem Militär und der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah.
Baerbock fordert Feuerpause statt Bodenoffensive in Rafah
Außenministerin Annalena Baerbock hat angesichts des humanitären Leids von der israelischen Regierung eine Feuerpause statt eine Bodenoffensive gegen die Hamas in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens gefordert. “In Rafah harren auf engstem Raum 1,3 Millionen Menschen unter furchtbarsten Bedingungen aus”, erklärte die Grünen-Politikerin vor ihrer Abreise zu einem zweitägigen Besuch in Israel. “Eine Offensive der israelischen Armee auf Rafah würde unter diesen Bedingungen die humanitäre Lage komplett zum Kippen bringen”, sagte sie.
Die Menschen in Rafah könnten sich “nicht einfach in Luft auflösen”, sagte Baerbock. Sie bräuchten sichere Orte und sichere Korridore, um nicht noch weiter ins Kreuzfeuer zu geraten. “Sie brauchen mehr humanitäre Hilfe. Und sie brauchen eine Feuerpause”, verlangte die Bundesaußenministerin in ungewöhnlich deutlichem Ton von der israelischen Regierung. In Israel werde sie auch darüber sprechen, wie das humanitäre Leid gelindert und zugleich die Freilassung der Geiseln erreicht werden könne, sagte Baerbock.
Graue Flächen: Bebaute Flächen im Gazastreifen, Schraffur: Israelische Armee
UNRWA-Überprüfung beginnt
Nach schweren Vorwürfen Israels gegen das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA beginnt eine unabhängige Expertengruppe heute mit der Überprüfung der Organisation. Die Vereinten Nationen hatten das Gremium unter Leitung der ehemaligen französischen Außenministerin Catherine Colonna eingesetzt. Die 67-Jährige wird dabei mit Fachleuten vom Raoul-Wallenberg-Institut in Schweden, dem Michelsen-Institut in Norwegen und dem Dänischen Institut für Menschenrechte zusammenarbeiten. Ein Zwischenbericht ist für Ende März geplant.
Israel zeigt mutmaßliches Versteck von Hamas-Anführer
Die israelische Armee ist nach eigenen Angaben auf ein verlassenes Versteck des Anführers der islamistischen Hamas im Gazastreifen, Jahia Sinwar, gestoßen. In dem Tunnelabschnitt unter der südlichen Stadt Chan Yunis habe Sinwar mit seiner Familie und Hamas-Kämpfern gelebt, während über ihnen der Krieg tobte, teilte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari mit und veröffentlichte dazu ein kurzes Video von einem Rundgang durch das mutmaßliche Versteck.
Darin zeigt ein israelischer Soldat einen Raum, in dem Al-Sinwar gewohnt habe, samt einem Tresor voller Banknoten in israelischer und US-Währung in Millionen-Höhe. Die Angaben zum Video ließen sich zunächst nicht unabhängig prüfen. Zu dem Komplex gehörten auch Toiletten und Duschen, eine Küche, wo sich Vorräte für eine lange Zeit befunden hätten, sowie ein Raum für Leibwächter samt Waffen und Munition. Das Video sei am 10. Oktober – also drei Tage nach Beginn des Gaza-Kriegs – von einer Überwachungskamera in einem der Tunnel der Hamas aufgenommen worden, hieß es. Es zeige angeblich, wie der Hamas-Kriegsherr “mit seiner Frau und Kindern gerade fliehe”, hieß es. Wo sich Al-Sinwar und sein Führungsstab heute aufhalten, ist nicht bekannt.
Waffenstillstandsgespräche in Kairo ohne Ergebnis beendet
Die Gespräche zwischen den USA, Ägypten, Israel und Katar über einen Waffenstillstand im Gazastreifen sind ergebnislos zu Ende gegangen. Nach Angaben des ägyptischen staatlichen Informationsdienstes sollen die Konsultationen und die Koordinierung zu den Schlüsselfragen jedoch fortgesetzt werden.
An den Gesprächen hätten der ägyptische Präsident Abdel Fatah Al-Sisi, der amerikanische CIA-Direktor William Burns und der katarische Ministerpräsident Scheich Mohammed Bin Abdulrahman al-Thani teilgenommen. Ziel sei es gewesen, eine Waffenruhe für den Gazastreifen zu vereinbaren und die Zivilbevölkerung mit mehr Hilfsgütern zu versorgen. Israel wird auf der Webseite des Informationsdienstes nicht erwähnt.
Außenministerin Baerbock besucht Israel
Außenministerin Annalena Baerbock bricht heute zu ihrer fünften Israelreise seit dem Terrorangriff der islamistischen Hamas am 7. Oktober auf. In Jerusalem ist nach der Ankunft ein Gespräch der Grünen-Politikerin mit Außenminister Israel Katz geplant. Mit Ministerpräsident Benjamin Netanyahu will Baerbock am Nachmittag zusammenkommen. Auch ein Treffen mit Oppositionsführer Jair Lapid ist geplant.