^“ liveblog “ Ukraine Tag 720 Do 15.02.2024 ++ Selenskyj kommt nach Deutschland und Frankreich ++
15. Februar 2024Der ukrainische Präsident Selenskyj besucht morgen Deutschland und Frankreich, in Paris geht es um ein Sicherheitsabkommen. Großbritannien kündigt die Lieferung Tausender Drohnen an.
- Großbritannien kündigt Drohnenlieferung an
- Landesweiter Luftalarm in der Ukraine
- US-Medien: Russland arbeitet an nuklearen Fähigkeiten im All
- Putin: Biden-Wahlsieg wäre für Russland am besten
11:39 Uhr
Russland meldet Tote nach ukrainischem Angriff
Bei einem ukrainischem Angriff auf die Stadt Belgorod sind nach russischen Angaben mindestens fünf Menschen getötet worden, 18 wurden verletzt. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur RIA Novosti war bei dem Raketenangriff ein Einkaufszentrum getroffen worden.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Mehr ukrainische Soldaten für Awdijiwka
Die Ukraine schickt nach eigenen Angaben mehr Soldaten in die umkämpfte Stadt Awdijiwka im Osten des Landes. Damit sollten die Truppen in dem Gebiet verstärkt werden, erklärte die Dritte Angriffsbrigade auf Telegram. Die Situation in der Stadt sei „äußerst kritisch“. Die „objektive Lage in Awdijiwka bleibt bedrohlich und instabil“. Der „Feind setzt die aktive Truppenrotation fort und wirft neue Kräfte und Ressourcen in die Stadt“.
Die Stadt Awdijiwka, die vor Beginn des russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine etwa 33.000 Einwohner zählte, liegt in der Region Donezk. Diese ist eine von insgesamt vier Regionen, die der Kreml 2022 für annektiert erklärt hatte.
Selenskyj in Frankreich und Deutschland
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird morgen Deutschland und Frankreich besuchen. Dies bestätigt das ukrainische Präsidialamt. Zudem werde Selenskyj am Samstag auf der Münchner Sicherheitskonferenz sprechen. Während der Reise seien mehrere bilaterale Treffen geplant.
Bei einem Treffen Selenskyjs mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron in Paris soll ein bilaterales Abkommen unterzeichnet werden.
Stoltenberg besorgt angesichts stockender US-Hilfe
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat sich besorgt über die ausbleibenden US-Militärhilfen für die Ukraine geäußert. Die Blockade der milliardenschweren Hilfen im Kongress wirke sich bereits jetzt aus, sagte Stoltenberg am Rande eines Treffens der NATO-Verteidigungsminister in Brüssel.
Ein Sieg Russlands wäre nicht nur „eine Tragödie für die Ukrainer, sondern auch gefährlich für uns“, warnte er. „Wir sehen bereits die Auswirkungen der Tatsache, dass die USA keine Entscheidung treffen“, sagte Stoltenberg. Er setze aber weiter auf eine Zustimmung des Kongresses.
Britische Drohnen für die Ukraine
Großbritannien kündigt die Lieferung Tausender weiterer Drohnen an die Ukraine an. Dieses Drohnenhilfspaket im Rahmen einer internationalen Initiative habe ein Volumen von 200 Millionen Pfund (rund 234 Millionen Euro) und werde gemeinsam mit Lettland vorangetrieben, teilte Verteidigungsminister Grant Shapps mit.
Gemeinsam würden Großbritannien und Lettland der Ukraine die Fähigkeiten an die Hand geben, die sie braucht, um sich selbst zu verteidigen und diesen Krieg zu gewinnen, um sicherzustellen, dass der russische Präsident Wladimir Putin „mit seinen illegalen und barbarischen Ambitionen scheitert“, erklärt Shapps.
Direkte Kriegsschäden in Höhe von mehr als 150 Milliarden Dollar
Der Krieg in der Ukraine hat innerhalb von fast zwei Jahren einen direkten Schaden von mindestens 152 Milliarden US-Dollar (rund 142 Mrd. Euro) verursacht. Das geht aus einem gemeinsamen Bericht der ukrainischen Regierung, der Weltbank und den Vereinten Nationen hervor.
Die am meisten betroffenen Bereiche seien Wohnen (37 Prozent), Verkehr (22 Prozent), Handel und Industrie (10 Prozent), Landwirtschaft und Energie (jeweils 7 Prozent). Die Kosten für Wiederaufbau und die Erholung der von Russland angegriffenen Ukraine werden mit Stand vom 31. Dezember 2023 auf mindestens 486 Milliarden US-Dollar (rund 453 Mrd. Euro) in den kommenden zehn Jahren geschätzt.
Als Grundlage für die Berechnungen wurde der Zeitraum vom Beginn des Krieges am 24. Februar 2022 bis zum 31. Dezember 2023 herangezogen. Die finanziellen Verluste durch den Krieg in diesem Zeitraum werden mit 499 Milliarden US-Dollar (rund 465 Mrd. Euro) angegeben.
Selenskyj kommt nach München
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kommt zur Münchner Sicherheitskonferenz und trifft dort auch US-Vizepräsidentin Kamala Harris. Das Gespräch der beiden an diesem Samstag kündigte das Weiße Haus im offiziellen Programm der Vizepräsidentin für ihren Deutschlandbesuch an. Harris wird auch Bundeskanzler Olaf Scholz in München treffen. Die Teilnahme Selenskyjs an der Konferenz war zwar seit einiger Zeit erwartet worden, bisher aber nicht offiziell bestätigt.
Russische Angriffe auf mehrere Regionen der Ukraine
Russland hat in der Nacht und in den frühen Morgenstunden massive Raketenangriffe gegen Ziele in fast allen Landesteilen der Ukraine geführt. Einschläge gab es gleich in mehreren Regionen, wie die örtlichen Behörden mitteilten. So wurde im westukrainischen Lwiw ein Infrastrukturobjekt getroffen. Insgesamt seien etwa zehn Raketen allein auf die Region abgefeuert worden, schrieb Lwiws Bürgermeister Andrij Sadowyj auf Telegram. Zwei Personen seien verletzt worden, in mehreren Wohnhäusern seien wegen der Druckwelle die Fensterscheiben kaputtgegangen. Auch eine Schule sei beschädigt.
Schraffiert: von Russland besetzte Gebiete
Treffer meldete auch die Region Saporischschja im Südosten des Landes. Eine Person wurde nach vorläufigen Angaben der Gebietsverwaltung verletzt, ein Infrastrukturobjekt beschädigt. Oleh Synjehubow, der Gouverneur der Region Charkiw im Nordosten der Ukraine, meldete einen Raketeneinschlag in Tschuhujiw. Dabei sei eine 67-jährige Frau ums Leben gekommen.
Charkiw als Grenzregion steht praktisch täglich unter Beschuss – nicht nur durch Raketen, sondern auch durch Artillerie und Drohnen. Explosionen gab es zudem in den Regionen Chmelnyzkyj, Poltawa und Dnipropetrowsk.
Göring-Eckardt fordert „Taurus“ für die Ukraine
Die Vizepräsidentin des Bundestags, Göring-Eckardt, hat die Regierung aufgefordert, der Ukraine bei ihrer Verteidigung gegen die russischen Invasoren auch den Marschflugkörper „Taurus“ zu liefern. Im Deutschlandfunk sagte die Grünen-Politikerin, die zur Zeit in Kiew ist, man habe versprochen zu liefern, was man liefern könne. Dazu gehöre auch der „Taurus“.
Zugleich müsse man sich Gedanken machen, was es bedeute, wenn nicht mehr genug Munition an die Ukraine geliefert werden könne. Hintergrund ist der Streit in den USA über weitere Militärhilfen für die Ukraine. Göring-Eckardt sagte dazu, dass bedeute für Deutschland, Geld bereitzustellen, um gegebenenfalls in anderen Ländern einzukaufen. Dafür müsse die Schuldenbremse gelöst oder ein Sondervermögen eingerichtet werden, betonte die Grünen-Politikerin.
Landesweiter Luftalarm in der Ukraine
In der Ukraine ist ein landesweiter Luftalarm ausgerufen worden. Die ukrainische Luftwaffe begründete dies am frühen Morgen damit, dass mehrere Kampfflugzeuge vom Typ Tu-95MS aus Olenya in der nordwestrussischen Region Murmansk gestartet seien. Später erklärte die Luftwaffe, es seien Raketen „auf dem Weg nach Kiew“. Der Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt, Vitali Klitschko, erklärte bei Telegram: „Explosionen in der Stadt. Die Luftabwehr funktioniert.“
Auch in Lwiw nahe der polnischen Grenze waren nach Angaben des örtlichen Bürgermeisters Andrij Sadowy Explosionen zu hören.
Luftalarm im Osten der Ukraine
In mehreren Gebieten im Osten der Ukraine wurde in der Nacht wegen drohender russischer Raketenangriffe Luftalarm ausgelöst. Aus der Großstadt Charkiw wurden Explosionen gemeldet.
Am Mittwoch hatten russische Truppen die Siedlung Welykyj Burluk im Gebiet Charkiw mit umfunktionierten Flugabwehrraketen S-300 beschossen. Dabei wurden nach ukrainischen Behördenangaben zwei Menschen getötet und fünf verletzt. Vier Menschen seien aus Trümmern eines getroffenen Wohnhauses geborgen worden.
Russisches Treibstofflager bei Kursk in Band geschossen
In der Nacht auf Donnerstag hat ein ukrainischer Drohnentreffer ein großes Treibstofflager in der grenznahen russischen Region Kursk in Brand gesetzt, wie russische Behörden mitteilten. Verletzte habe es nicht gegeben. Der Brand setzte die Serie ukrainischer Angriffe auf Anlagen der russischen Öl- und Gasindustrie fort. Mit den Exporteinnahmen finanziert Russland den Krieg. In den vergangenen Wochen waren Anlagen in Ust-Luga und St. Petersburg an der Ostsee sowie Tuapse am Schwarzen Meer getroffen worden.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
NATO-Mitgliedsstaaten beraten mit Schweden und Ukraine
Die Verteidigungsminister der NATO-Staaten setzen heute ihr zweitägiges Treffen in Brüssel fort. Ab 8.30 Uhr kommt zunächst der NATO-Rat gemeinsam mit dem Verteidigungsminister des designierten Neumitglieds Schweden zusammen. Ab 13 Uhr berät dann der NATO-Ukraine-Rat, an dem auch der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umerow voraussichtlich per Video-Schalte teilnimmt.
US-Medien: Russland arbeitet an nuklearen Fähigkeiten im All
US-Geheimdienste haben Medienberichten zufolge Informationen über neue nukleare Ambitionen Russlands im Weltall zusammengetragen. Mehrere US-Medien, darunter die „New York Times“ und die Sender ABC und Fox News berichteten übereinstimmend, es gehe dabei um neue Erkenntnisse über russische nukleare Fähigkeiten, die sich gegen Satelliten im All richten und so eine Bedrohung für die nationale wie die internationale Sicherheit darstellen könnten.
Die „New York Times“ schrieb, die USA hätten den Kongress und Verbündete in Europa über die Pläne Moskaus informiert. Solche neuen nuklearen Fähigkeiten Russlands seien noch in der Entwicklung und bislang nicht zum Einsatz gekommen. Eine akute Gefahr bestehe daher nicht. Fox News berichtete, mit einem Einsatz nuklearer Systeme gegen Satelliten ließe sich möglicherweise militärische Kommunikation und Aufklärung der USA ausschalten. Es gab zunächst keinerlei offizielle Bestätigung für die Berichte.
Pistorius erhofft sich von Sicherheitskonferenz Impuls für Hilfen
Die Münchner Sicherheitskonferenz soll nach dem Willen von Verteidigungsminister Boris Pistorius einen Impuls setzen für „die Geschlossenheit der freien, demokratischen Welt, sich weiter für die Unterstützung der Ukraine einzusetzen“. Dies wäre das „wichtigste Signal“, das von dem am Freitag beginnenden Treffen ausgehen könne, sagte der SPD-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Der Krieg Russlands gegen das Nachbarland gehe alle an. „Denn es würde Autokraten und Diktatoren dieser Welt ermuntern, Ähnliches zu tun, wenn Putin damit durchkäme.“
Putin: Biden-Wahlsieg wäre für Russland am besten
Für Russland wäre nach Worten von Kremlchef Wladimir Putin ein Sieg von Joe Biden bei der US-Präsidentenwahl der beste mögliche Ausgang. In einem Interview für das russische Fernsehen, das der Kreml am Mittwoch vorab auszugsweise veröffentlichte, kritisierte Putin zwar die US-Regierung: „Ich denke, dass die Haltung der jetzigen Administration in höchstem Maße schädlich und falsch“ sei. Die beiden großen Atommächte liegen in fast allen internationalen Fragen über Kreuz, vor allem aber wegen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Trotzdem sei ein Sieg Bidens vorzuziehen, sagte Putin. „Er ist der Erfahrenere, er ist berechenbar, er ist ein Politiker alter Schule.“
Allerdings werde Russland mit jedem Präsidenten arbeiten, den das Volk der Vereinigten Staaten wähle. Putin (71) nahm den 81-jährigen Biden auch in Schutz vor Vermutungen, dass dieser nicht mehr gesund genug für sein Amt sei. Schon bei einem Gipfeltreffen in der Schweiz 2021 habe es geheißen, dass Biden nicht mehr handlungsfähig sei, sagte Putin. „Ich habe nichts dergleichen gesehen.“