Nächstes Impfdebakel? Astrazeneca meldet offenbar Lieferprobleme bei Impfstoff
23. Januar 2021
Deutscher Pflegerat kritisiert Impf-Tempo: „Deutlich mehr impfbereite Pflegende als Angebote“
Samstag, 23. Januar, 7.54 Uhr: Der Deutsche Pflegerat und die Bundespflegekammer dringen auf mehr und raschere Impfungen für Pflegerinnen und Pfleger. „Es gibt deutlich mehr impfbereite Pflegende, als es Angebote zur Impfung gibt“, sagte der Präsident des Pflegerats, Franz Wagner, der „Rheinischen Post“ (Samstagsausgabe). Kritik übte er an einigen Bundesländern. Dort müsse „deutlich nachgebessert werden, wie die Impfungen organisiert werden“.
„Eine Impfung der Pflegenden am Arbeitsplatz muss überall ermöglicht werden“, forderte Wagner. „Und es muss deutlich mehr Impfstoff zur Verfügung gestellt werden, da derzeit nicht einmal die Menschen mit höchster Priorität alle zeitnah geimpft werden können.“ Parallel dazu solle weiter an Impf-Informationskampagnen gearbeitet werden, um passgenau unterschiedliche Zielgruppen ansprechen zu können.
Fehlende Impfbereitschaft „ist nicht das Problem“, sagte auch Markus Mai vom Präsidium der Bundespflegekammer. „Das Problem ist, dass der Impfstoff knapp ist und erste Länder wie Nordrhein-Westfalen einen Impfstopp an Kliniken verhängt haben“, sagte er ebenfalls der „Rheinischen Post“. Dieses Vorgehen führe „zu einem Vertrauensverlust des Krankenhauspersonals und ist mit großer Enttäuschung gekoppelt“, kritisierte Mai weiter.
Gates steht im Mittelpunkt einiger Verschwörungstheorien rund um das Coronavirus. Eine der unbelegten Behauptungen ist, dass Gates unter dem Vorwand der Impfungen Chips zur Kontrolle über die Menschheit einpflanzen wolle. „Diese verrückten Ideen verbreiten sich irgendwie schneller in den sozialen Medien als die Wahrheit. Ich bin überrascht, dass mein Name in diesen Verschwörungstheorien auftaucht“, sagte Gates am September bei „Bild Live“.
Analyse: Deutschland impft langsam, nur Hälfte der Dosen verabreicht
19.45 Uhr: In Deutschland wurden bisher etwa 1,5 Millionen Menschen gegen das Coronavirus geimpft, doch wie viele Impfdosen aktuell ungenutzt bleiben, das erfährt man nicht. Genau das kritisiert Jacob Kirkegaard, Fellow bei der amerikanischen Stiftung German Marshall Fund und Absolvent der Johns-Hopkins-Universität. Ihm sei es „angesichts der Wichtigkeit der Aufgabe völlig unbegreiflich“, dass es darüber keine Statistik gebe, sagte er der „Welt“.
Kirkegaard untersuchte die Impfdosen und durchgeführten Impfungen mit dem 19. Januar als Ausgangspunkt. Während es Dänemark gelang, nahezu 100 Prozent seiner Dosen zu verabreichen, waren es in Deutschland demnach nur 50 Prozent. Noch schlechter sieht es in Frankreich (unter einem Drittel), Luxemburg (25 Prozent) und den Niederlanden aus (15 Prozent).
„Was wir brauchen, ist absolute Transparenz und einen echten Wettbewerb in Europa und den Regionen“, forderte Kirkegaard. Und weiter: „Wer zu langsam impft, sollte sich schämen – und die gute Praxis der erfolgreichen Länder und Regionen abschauen.“ Mehr noch, wer schneller impfe, solle auch für mehr Impfstoff kämpfen. Dadurch entstehe ein Wettbewerb: „Wer zu langsam impft, muss unter Druck geraten, von den Besseren zu lernen.“
Kirkegaard rechnet hoch, dass mit dem Impftempo Dänemarks heute europaweit bereits sieben Millionen Europäer mehr geimpft worden sein könnten, darunter 1,3 Millionen Deutsche. Damit stünde die Bundesrepublik anstatt bei 1,5 Millionen Geimpften bei 2,8 Millionen geimpften Bundesbürgern.
Bericht: Nach Biontech meldet auch Astrazeneca Lieferprobleme bei Impfstoff
16.27 Uhr: Nachdem der Impfstoff-Hersteller Biontech Lieferprobleme beim Impfstoff gemeldet hatte, gibt es nun offenbar auch Probleme beim britisch-schwedischen Konkurrenten Astrazeneca. Das berichtet die „Bild“ unter Berufung auf Unternehmenskreise.
Demnach habe das Unternehmen die EU-Kommission darüber informiert, dass man nach der Zulassung, welche bis Ende Januar erwartet werde, zunächst deutlich weniger liefern werden könne. Mitverantwortlich für die Lieferprobleme sind offenbar die Corona-Mutationen. Demnach müsse der Impfstoff nun angepasst werden. Bereits produzierte Ware könne demnach möglicherweise nicht ausgeliefert werden. Für Deutschland waren allein in diesem Jahr rund 56,5 Millionen Impfdosen des Herstellers Astrazeneca vorgesehen.
Zwei Bundesländer wollen Patienten Wahl des Impfstoffes ermöglichen
16.17 Uhr: Europaweit sind bisher die Corona-Impfstoffe von Biontech und Moderna zugelassen, demnächst soll das Vakzin von Astra-Zeneca folgen. Aber haben Patienten dann einen Einfluss darauf, welchen der Impfstoffe sie gespritzt bekommen? Dem erteilte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zuletzt mit Blick auf die geringe verfügbare Menge eine Absage.
Dennoch gebe es nach Informationen der „Bild“ zwei Bundesländer, die den Patienten eine Wahl des Impfstoffs ermöglichen wollen. Die Rede ist von Berlin und Baden-Württemberg. In der Hauptstadt stehen in jedem der sechs Impfzentren ein anderes Vakzin zur Verfügung, in Baden-Württemberg soll bei der Termin-Buchung die Wahl möglich sein. Alle anderen Bundesländer erteilen einer Auswahlmöglichkeit eine Absage.