Der Impfstoff AstraZeneca (AZD1222, AstraZeneca) zur Impfung gegen Corona
23. Januar 2021Der Impfstoff von AstraZeneca („COVID-19 Vaccine AstraZeneca“) ist ein Impfstoff-Kandidat gegen das Corona-Virus SARS-CoV-2. Der Impfstoff wurde bislang in vier Studien mit knapp 24.000 Teilnehmenden erprobt. Nach den Ergebnissen kann er vor Covid-19 schützen, der Erkrankung durch dieses
. Vorübergehende Nebenwirkungen der Impfungen wie Schmerzen an der Einstichstelle, und Beschwerden wie Fieber, Kopfschmerzen oder Muskelschmerzen sind zwar häufig, bleiben aber meist leicht. Viele Fragen zur längerfristigen Wirkung des Impfstoffs lassen sich im Moment noch nicht beantworten.
Art des Impfstoffs
Der Impfstoff AstraZeneca (vorher: AZD1222) ist ein sogenannter Vektor-Impfstoff. Der Impfstoff besteht aus den „Hüllen“ harmloser Viren, die den „Bauplan“ (Abschrift der) für ein Eiweiß auf der Oberfläche des Coronavius SARS-CoV-2 enthalten. Diese Vektoren werden von Körperzellen aufgenommen, die dann für eine kurze Zeit das Corona-Protein (S-Protein) herstellen. Dabei entstehen keine vollständigen Coronaviren. Dadurch wird das angeregt, Abwehrstoffe ( und T-Zellen) gegen das Corona-Protein zu bilden. Wenn die geimpfte Person später in Kontakt mit diesem Coronavirus kommt, wird dieser schnell durch daserkannt und gezielt bekämpft.
Für wen ist der Impfstoff AstraZeneca zugelassen?
Die europäische Zulassungsbehörde EMA entscheidet derzeit, ob und wenn ja für wen der Impfstoff in Europa zugelassen wird. Bislang liegt nur die Bewertung der britischen Arzneimittelbehörde MHRA vor. In Großbritannien ist der Impfstoff bereits zugelassen.
Anfangs hieß der Impfstoff ChAdOx1-S oder AZD1222. Im Rahmen der Zulassung durch die MHRA hat der Impfstoff den Namen „COVID-19 Vaccine AstraZeneca“ erhalten – kurz „AstraZeneca“.
Informationen dazu, welchen Personengruppen in welcher Reihenfolge eine Corona-Impfung in Deutschland angeboten werden soll, hat die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch Instituts veröffentlicht.
Zugelassene Impfstoffe
In Deutschland stehen folgende Impfstoffe gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 zur Verfügung:
Name des Impfstoffs | Hersteller | Zulassung |
---|---|---|
Comirnaty | Biontech/Pfizer | Dezember 2020 |
Covid-19-Vaccine Moderna | Moderna Biotech | Januar 2021 |
Wie läuft die Impfung ab?
AstraZeneca wird in die Muskulatur eines Oberarms gespritzt. Es sind insgesamt zwei Spritzen erforderlich: Die zweite Impfdosis wird 4 Wochen nach der ersten gegeben.
Wie wurde der Impfstoff AstraZeneca untersucht?
Der Impfstoff wurde in vier Studien mit insgesamt etwa 24.000 Teilnehmenden untersucht. Die letzte Auswertung erfolgte Anfang November 2020. Bis dahin waren im Mittel etwa 2 Monate nach der Impfungvergangen.
Die Studien haben untersucht, wie gut der Impfstoff AstraZeneca eine Erkrankung mit Covid-19 verhindern konnte. Darunter fielen alle Arten von Erkrankungen, von leicht bis schwer.
Welche Studiengruppen gab es?
Eine Hälfte der Teilnehmenden bekam den Impfstoff AstraZeneca, die andere entweder einen Meningokokken-Impfstoff oder ein Scheinmedikament in Form einer Kochsalzlösung.
Die meisten Teilnehmenden erhielten zwei volle Impfdosen. Ein Teil der Teilnehmenden erhielt bei der ersten
nur die halbe Dosis. Die britische Arzneimittelbehörde fasst in ihrer Bewertung diese beide Gruppen zusammen, da sie nicht von großen Unterschieden in der Wirksamkeit ausgeht.
Wer wurde von der Teilnahme ausgeschlossen?
Ausgeschlossen wurden Personen mit sehr schweren chronischen Erkrankungen, einer Immunschwäche oder anderen speziellen Risiken. Auch Kinder und Jugendliche sowie Schwangere und stillende Mütter nahmen nicht teil.
Wie gut wirkt der Impfstoff AstraZeneca?
In den Studien wurde untersucht, wie gut die Impfung eine durch das Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelöste Covid-19-Erkrankung verhindern konnte. Covid-19-Erkrankung hieß: neben einem positiven PCR-Test mussten Symptome wie beispielsweise Fieber, Husten oder Atemnot vorliegen.
Die britische Arzneimittelbehörde (MHRA) hat die Wirksamkeit von AstraZeneca auf Basis von Daten zu etwa 11.500 Personen ausgewertet.
Wie gut beugt die Impfung einer Covid-19-Erkrankung vor?
Bei der Berechnung der folgenden Ergebnisse wurden nur Personen betrachtet, die beide Impfdosen bekommen haben. Um die Zahlen besser vergleichen zu können, haben wir alle Ergebnisse auf 10.000 Personen umgerechnet.
Wie viele Personen erkrankten an Covid-19? | Kontrolle (Meningokokken-Impfstoff oder Kochsalzlösung) |
AstraZeneca | Prozentuale Verringerung des Risikos |
---|---|---|---|
Alle Teilnehmenden mit 2 Impfdosen | 173 von 10.000 |
52 von 10.000 |
ca. 70 % |
Die Tabelle zeigt: Das Risiko, an Covid-19 zu erkranken, sank durch die Impfung mit AstraZeneca um etwa 70 %.
Bei Menschen mit Vorerkrankungen war der Impfstoff ebenso wirksam.
Es gibt bislang nur wenige Daten zur Wirksamkeit bei Menschen über 65 Jahren. Deshalb ist noch offen, ob die Impfung bei ihnen ebenso wirksam ist wie bei Jüngeren.
Wie gut beugt die Impfung schweren Verläufen vor?
Es wurde auch untersucht, ob eine Impfung mit AstraZeneca schwere Krankheitsverläufe vermeiden kann. Eine schwere Covid-19-Erkrankung hieß unter anderem: Jemand hatte eine sehr niedrige Sauerstoffsättigung, sodass er zum Beispiel eine Behandlung mit Sauerstoff benötigte, einen Kreislaufschock, Lungenversagen, wurde auf eine Intensivstation verlegt oder starb an Covid-19.
Bis Anfang November trat nur bei einer Person ein schwerer Verlauf auf. Daher lässt sich bislang noch nicht sicher beurteilen, wie gut der AstraZeneca-Impfstoff auch schwere Verläufe verhindern kann. Er trug aber dazu bei, dass weniger Personen aufgrund ihrer Beschwerden in ein Krankenhaus aufgenommen werden mussten.
Schützt auch schon die erste Impfdosis?
Es ist unklar, wie gut man bereits nach der ersten Dosis gegen eine Covid-19-Erkrankung geschützt ist. Die britische Zulassungsbehörde geht davon aus, dass man nach der ersten Dosis einen gewissen Impfschutz von mindestens 12 Wochen hat.
Kann man trotz Impfschutz das Coronavirus übertragen?
Die Studie hat in erster Line untersucht, ob der Impfstoff AstraZeneca Covid-19-Erkrankungen verhindern kann. Es ist aber noch unklar, ob man sich trotz Impfschutz mit dem Corona-Virus SARS-CoV-2 anstecken kann, dann aber ohne Beschwerden bleibt. Ob eine geimpfte Person das Virus dann trotzdem übertragen kann, muss ebenfalls weiter untersucht werden.
Welche Nebenwirkungen treten auf?
Es ist normal, dass nach einer Impfungbestimmte Nebenwirkungen auftreten. Denn es kann zeigen, dass der Körper auf den Impfstoff reagiert und Abwehrstoffe bildet. Meist sind die Nebenwirkungen leicht und legen sich innerhalb einiger Tage wieder.
Die britische Arzneimittelbehörde MHRA hat die Nebenwirkungen von AstraZeneca auf Basis von Daten zu etwa 24.000 Personen ausgewertet.
Um die Zahlen besser vergleichen zu können, haben wir alle Ergebnisse auf Prozent umgerechnet.
Wie häufig traten vorübergehende Nebenwirkungen auf? | Kontrolle (Meningokokken-Impfstoff oder Kochsalzlösung) |
AstraZeneca |
---|---|---|
Schmerzen, Druckempfindlichkeit, Rötung oder Schwellung an der Einstichstelle | bei 50 % | bei 75 % |
Beschwerden wie Erschöpfung, Kopfschmerzen, Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit, Muskelschmerzen | bei 60 % | bei 73 % |
Es gibt bisher keine Hinweise darauf, dass es durch die Impfung zu schweren Nebenwirkungen kommt.
In der Studie traten nur vereinzelt schwerere Erkrankungen auf, zwischen geimpften und ungeimpften Personen gab es dabei keinen Unterschied. Die Arzneimittelbehörden beobachten und prüfen solche Fälle weiter gründlich.
Welche Fragen sind noch offen?
Unklar ist:
- Wie lange hält der Impfschutz an?
- Gibt es seltene Nebenwirkungen, die sich in der Studie nicht zeigten?
- Gibt es verzögerte Nebenwirkungen, die sich erst Monate nach der Impfung zeigen?
- Wie wirksam und sicher ist der Impfstoff bei Gruppen, die in den Studien entweder gar nicht oder kaum eingeschlossen waren (zum Beispiel Kinder, Schwangere oder Menschen mit einer starken Immunschwäche)?
- Ist die Impfung für Personen sinnvoll, die bereits eine Covid-19-Infektion hatten?
- Wie gut schützt die Impfung vor Langzeitschäden durch Covid-19?
- Wie wirksam werden auch asymptomatische Infektionen verhindert?
- Wie gut verhindert der Impfstoff die Übertragung des Coronavirus?
Die Zulassungsstudien zum Impfstoff AstraZeneca werden fortgesetzt. Deshalb können sie in den nächsten Monaten noch weitere Erkenntnisse zur Wirksamkeit und zu Nebenwirkungen liefern.
Sehr seltene Nebenwirkungen können während der Zulassungsstudien eines Impfstoffs meist nicht erkannt werden. Deshalb überwachen internationale Behörden nach der Zulassung von Impfstoffen immer die Verdachtsmeldungen zu Nebenwirkungen.
Wenn jetzt nach und nach weltweit Millionen von Menschen gegen Corona geimpft werden, ist allein aufgrund von Zufall zu erwarten, dass immer wieder nach einer
schwerere Erkrankungen auftreten. Die Behörden müssen dann genau prüfen, ob tatsächlich ein Zusammenhang mit der besteht oder ob es sich um Zufall handelt. Diese Prüfung führt dann unter Umständen dazu, dass die Liste der möglichen Nebenwirkungen im Laufe der Zeit ergänzt wird.