Moderna bessert bei Impfstoff nach – 6-mal weniger Antikörper: Mutanten könnten dritte Corona-Impfung nötig machen
26. Januar 202116:22:42
Eine der wichtigsten Fragen im Kampf gegen die Pandemie lautet aktuell: Wirken die bereits zugelassenen Impfstoffe auch gegen Mutationen des Coronavirus? Nach Biontech liefert nun auch das Unternehmen Moderna eine Antwort.
Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit: Während die Welt fleißig impft, verändert das Coronavirus fortwährend seine Eigenschaften. Neue Varianten erschweren den Kampf gegen die Pandemie: zum einen, weil sie sich schneller ausbreiten, zum anderen, weil Impfstoffe unwirksam werden könnten.
Verändert sich ausgerechnet das Protein des Virus, auf das die bislang entwickelten Impfstoffe abzielen, könnte eine Impfung entweder komplett versagen oder zumindest die Erfolgsquote sinken. Aktuell bieten vor allem die Mutationen B.1.1.7 und B.1.351 Grund zur Sorge. Sie wurden zuerst in Großbritannien und Südafrika entdeckt, mittlerweile aber auch in Deutschland nachgewiesen.
Moderna versichert: Impfstoff wirkt gegen beide Mutanten
Impfstoff-Hersteller Moderna hat die Wirkung seines Präparats noch einmal speziell in Bezug auf B.1.1.7 und B.1.351 untersucht. Die Studie wurde noch nicht veröffentlicht. In einer Pressemitteilung verkündete das Unternehmen aber bereits, sein Impfstoff biete ausreichend Schutz gegen die beiden Varianten. „Die neuen Daten bestärken uns in unserer Annahme, dass der Covid-19-Impfstoff von Moderna vor diesen neu entdeckten Varianten schützt“, berichtet Stéphane Bancel, Geschäftsführerin von Moderna.
Die Laboruntersuchungen führte Kai Wu von Moderna gemeinsam mit dem Vaccine Research Center am National Institute of Allergy and Infectious Diseases durch. Die Forscher versahen zwei sogenannte Pseudoviren mit dem Spike-Gen der beiden Virusvarianten aus Großbritannien und Südafrika. Dann untersuchten sie, ob die Seren von acht geimpften Menschen bewirken konnten, dass Zellkulturen nicht von diesen mutierten Pseudoviren infiziert wurden.
Gegen B.1.1.7 schnitt der Impfstoff besonders gut ab. Es gebe keine signifikanten Einbußen im Vergleich zur Wirkung gegen das „gewöhnliche“ Coronavirus, heißt es. Doch bei der südafrikanischen Variante fiel die Menge der Antikörper, die sich nach der im Labor simulierten Impfung gebildet hatte, sechs Mal geringer aus.
Das mag besorgniserregend klingen, das Unternehmen versichert jedoch, der Schutz sei noch immer ausreichend. „Trotz dieser Reduzierung liegen die neutralisierenden Titer bei B.1.351 weiterhin über den Werten, die als schützend gelten“, heißt es in der Mitteilung. „Titer“ sind in der Medizin Maßangaben für Verdünnungen von Antikörpern.
Dritte Impfung notwendig?
Experten befürchten, dass die Menge der erzeugten Antikörper zwar ausreicht, um frisch geimpfte Menschen vor einer Infektion zu schützen. Es könnte aber sein, dass der Impfschutz schneller verloren geht. Generell gehen Mediziner davon aus, dass die Menge an Antikörpern nach einer Impfung langsam zurückgeht und früher oder später eine Auffrischungsimpfung ansteht. Bei der Südafrika-Variante könnte eine solche dritte Impfung eher früher als später notwendig sein.
Moderna hat nun angekündigt, nach Wegen zu suchen, um eine deutlichere Immunantwort bei Geimpften hervorzurufen. Das Unternehmen will einen Auffrischungsimpfstoff gegen die B.1.351-Variante entwickeln und testen, ob sich die neutralisierenden Titer damit erhöhen lassen. Ein derart verbesserter Impfstoff könnte dann auch gegen weitere neu entstehende Virenstämme zum Einsatz kommen. „Vorsorglich beginnt Moderna ein klinisches Entwicklungsprogramm zur Steigerung der Immunität gegen neu entstehende Varianten“, heißt es in der Pressemitteilung.
Biontech verspricht Schutz gegen B.1.1.7
Am 20. Januar 2021 hatten bereits das Mainzer Unternehmen Biontech und sein US-Partner Pfizer verkündet, dass ihr Impfstoff BNT162b2 wahrscheinlich gegen die Corona-Variante B.1.1.7 schütze. Eine Studie war zu dem Ergebnis gekommen, dass die vom Biontech-Vakzin erzeugten Antikörper die Mutation aus Großbritannien neutralisieren. Auch hier hatten die Forscher ein Pseudovirus mit dem Spike-Protein des B.1.1.7-Stammes hergestellt. Anschließend beobachteten sie die Neutralisationsrate anhand von 16 Seren geimpfter Probanden.
Die Untersuchung lasse „sehr wahrscheinlich darauf schließen, dass eine Immunisierung mit BNT162b2 auch vor einer durch den U.K.-Virusstamm hervorgerufenen COVID-19-Erkrankung schützen wird“, heißt es in einer Mitteilung von Biontech.
Zuvor hatte das Unternehmen bereits Daten einer Studie veröffentlicht, bei der speziell eine Mutation des britischen Virusstamms untersucht worden war, den auch die Südafrika-Variante teilt: N501Y. Die Laboruntersuchung zeigte, dass die Seren geimpfter Patienten auch Viren mit dieser Mutation effizient neutralisieren konnten.
Trotzdem kündigten Biontech und Pfizer an, weitere Daten zu erheben, um die Wirksamkeit ihres Präparats speziell in Bezug auf neue Mutationen zu beobachten.