Wichtigste Aussagen im ARD-Interview – Merkel zeigt sich offen für Russen-Impfstoff – bei Frage nach Ostern weicht sie aus
2. Februar 202121:34:24
Nach wie vor kommt Deutschland beim Impfen gegen das Coronavirus nur schleppend voran. Die Bürger verlieren zunehmend das Vertrauen in die Impfstrategie der Bundesregierung. Kanzlerin Merkel hat in einem ARD-Interview nun Stellung bezogen. Die wichtigsten Aussagen im Überblick.
Nur selten gibt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ein Interview im TV. Am Dienstagabend war es aber wieder soweit. In der ARD-Sendung „Farbe bekennen“ wurde Merkel von den Journalisten des ARD-Hauptstadtstudios Rainald Becker und Tina Hassel zur Impfstoff-Beschaffung, den anhaltenden Lieferproblemen und zu möglichen Lockerungen bei den Corona-Maßnahmen in den kommenden Wochen befragt.
Die Kanzlerin verteidigte dabei erneut das EU-Verfahren, die Impfstrategie der Regierung – und wehrte sich vehement gegen Kritik daran. FOCUS Online fasst die wichtigsten Aussagen aus dem ARD-Interview zusammen.
Merkel über das Prozedere bei der Impfstoff-Beschaffung
Die Entscheidung, bei der Zulassung der Impfstoffe mit der notwendigen Gründlichkeit vorzugehen, sei „kein Fehler“ gewesen, sagte Merkel in der ARD-Sendung „Farbe bekennen“. Unter anderem wurde die Kanzlerin darauf angesprochen, was bei der Impfstoffbeschaffung der Europäischen Union schiefgelaufen ist. „Ich glaube, dass im Großen und Ganzen nichts schiefgelaufen ist“, sagte Merkel. Dennoch stehe aber die Frage im Raum, warum die USA, Großbritannien oder Israel schneller sind. „Das wurmt einen natürlich.“
Merkel über den russischen Impfstoff Sputnik V
Mit Blick auf den russischen Impfstoff Sputnik V sagte sie, jeder Impfstoff sei in der Europäischen Union „herzlich willkommen“, sofern er eine Zulassung bei der EU-Arzneimittelbehörde EMA bekomme. Merkel zeigte sich grundsätzlich offen und erwähnte die „guten Daten“ des russischen Impfstoffs Sputnik V, der laut einer Studie zu mehr als 90 Prozent wirksam ist. Es werde aber nur das Vakzin von der europäischen Arzneimittelagentur zugelassen, das auch die notwendigen Daten bringe.
Laut einer am Dienstag veröffentlichten Studie schützte das Vakzin in der dritten und letzten Phase der klinischen Studien 91,6 Prozent der Probanden vor einer Covid-19-Erkrankung. Der russische Impfstoff wurde von den Studienteilnehmern zudem gut vertragen.
Merkel über das fehlende Vertrauen der Menschen
„Wir können keinen starren Impfplan machen“, verteidigte Merkel das Vorgehen bei den Impfungen von Bund und Ländern. Der Plan müsse immer wieder dynamisch angepasst werden. „Wir kämpfen um Vertrauen für diese Impfstoffe“, betonte die Kanzlerin. Nach dem Impfgipfel am Montagabend hatte es Kritik vor allem aus der Opposition an fehlenden Beschlüssen gegeben.
Merkel über die nächsten Wochen und mögliche Lockerungen
Zu den am 10. Februar anstehenden neuen Bund-Länder-Gesprächen und möglichen Lockerungen der Auflagen sagte Merkel, eine Öffnungsperspektive werde sich nicht an einem Datum orientieren können, sondern an Werten. Es gehe um die Infektionszahlen, die Auslastung der Intensivstationen und um die Frage, welchen Prozentsatz die Mutationen einnehmen.
„Hat nichts mit Wahl zu tun“: Merkel kontert Reporterfrage mit Jahreszeiten-Erklärung
Merkel über die sinkenden Corona-Zahlen
„Die Werte gehen erfreulicherweise runter“, sagte die Kanzlerin in der Sondersendung. Inzwischen gebe es 50 Landkreise oder Städte mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von unter 50. „Dort sieht die Sache natürlich wieder anders aus als da, wo wir eine Inzidenz von 200 haben.“ Gebraucht werde ein „nachhaltiger Weg aus der Pandemie“.
Merkel über Ostern
Auf die Frage, ob an Ostern wieder Treffen mit mehr Menschen möglich sein werden, gab die Kanzlerin keine klare Antwort. Sie verwies auf die Notwendigkeit, die Maßnahmen einzuhalten und wirklich vorsichtig zu sein. „Wenn wir das noch eine Weile durchhalten, dann wird das besser werden“, sagte Merkel ausweichend. Sie verwies auf den vergangenen Sommer, als die Infektionszahlen zurückgegangen waren und „eine Menge normales Leben“ möglich gewesen sei.