Corona-Impfstoffe Bund plant weitere Milliarden für mehr Impfstoff
9. Februar 2021Stand: 09.02.2021 15:20 Uhr
Der Bund will weitere 6,2 Milliarden Euro für den Kauf von Impfstoffen freigeben. Insgesamt sollen bis zu 635 Millionen Dosen beschafft werden. Der russische Impfstoff Sputnik V wäre im Fall einer Zulassung aber nicht schnell verfügbar.
Zur zusätzlichen Beschaffung von Corona-Impfstoffen auf EU-Ebene will die Bundesregierung weitere 6,2 Milliarden Euro freigeben. Die bisher von der Kommission gekauften Impfstoffe, Verhandlungen mit weiteren Herstellern sowie auch nationale Verhandlungen Deutschlands mit einzelnen Herstellern führten zu diesen Mehrkosten, heißt es in einem Schreiben des Finanzministeriums an den Haushaltsausschuss im Bundestags.
Mit der Aufstockung stünden in Deutschland in diesem Jahr insgesamt rund 8,89 Milliarden Euro zum Kauf von Impfstoffen zur Verfügung. „Das Bundesgesundheitsministerium beabsichtigt, damit insgesamt bis zu 635,1 Millionen Impfstoffdosen zu beschaffen“, heißt es in dem Schreiben von Finanz-Staatssekretärin Bettina Hagedorn. Der Haushaltsausschuss muss das zusätzliche Geld noch freigeben.
Sputnik V nicht vor Mai in der EU
Auf den russischen Impfstoff Sputnik V würde die EU im Fall einer Zulassung allerdings noch warten müssen. Russland halte eine Lieferung nicht vor Mai oder Juni für möglich, sagte der Chef des staatlichen Direktinvestmentfonds (RDIF), Kirill Dmitrijew, im russischen Staatsfernsehen. „Die großen Lieferungen in die EU sind erst dann möglich, wenn die Massenimpfungen in Russland beendet werden.“ Der RDIF ist für die internationale Vermarktung von Sputnik V zuständig, der bereits in vielen Ländern zugelassen und im Einsatz ist.
Vor dem Einsatz in der EU muss das Präparat noch von der Europäischen Arzneimittelagentur EMA zugelassen werden. Die EMA hatte in der vergangenen Woche frühere Angaben Russlands, der Antrag auf Zulassung sei bereits eingereicht, zurückgewiesen. Der Fonds teilte nun erneut mit, dass die EMA jetzt aber den Antrag angenommen habe. Die russischen Entwickler sehen sich immer wieder Vorwürfen ausgesetzt, widersprüchliche Angaben zu Sputnik V zu veröffentlichen. „Wir hoffen, dass unser Antrag in Kürze begutachtet wird und dass keine politischen Argumente vorgebracht werden in diesem Verfahren, sondern es sachlich bewertet wird“, sagte der Fonds-Chef.
Die Wirksamkeit von Sputnik V gegen den Erreger Sars-CoV-2 wird mit mehr als 91 Prozent angegeben. In Moskau sind nach städtischen Angaben aber erst etwa 400.000 von rund 13 Millionen Bürger geimpft. Viele Menschen zögern – auch weil Kremlchef Wladimir Putin, der Sputnik V international als bestes Vakzin der Welt anpreist, sich noch nicht hat impfen lassen.
Weiterer Standort für BioNTech-Produktion
Die Pharmafirma Dermapharm kündigte unterdessen an, den in der EU bereits zugelassenen Impfstoff von BioNTech und Pfizer möglichst ab Mai noch an einem zweiten Standort in Deutschland fertigen zu wollen. Bereits seit Oktober stellt Dermapharm das Präparat in Brehna bei Leipzig her und bereitet gegenwärtig auch die Produktion in Reinbek bei Hamburg vor. „Wir versuchen, im Mai zu starten“, sagte Vorstandschef Hans-Georg Feldmeier in einem Interview mit Reuters. „Der große Vorteil ist, dass wir unser Know-how von dem einen Standort auf den anderen übertragen können.“ Das beschleunige die Sache.
Die zwei Standorte sind nach Angaben von Feldmeier Teil eines Produktionsnetzwerkes von 13 Standorten, darunter von großen Pharmakonzernen wie Novartis und Sanofi, die von BioNTech/Pfizer beauftragt wurden, um das Produktionsziel der beiden Partner von zwei Milliarden Impfdosen in diesem Jahr zu erreichen.