WHO zum Corona-Ursprung Fledermaus-These am wahrscheinlichsten
9. Februar 2021Stand: 09.02.2021 14:22 Uhr
Vier Wochen lang haben WHO-Experten nach dem Ursprung des Coronavirus in Wuhan gesucht. Jetzt äußerten sich die Wissenschaftler erstmals öffentlich – und präsentierten ihre Forschungsergebnisse.
Von Steffen Wurzel, ARD-Studio Shanghai
Das Expertenteam der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat während ihres vierwöchigen Aufenthalts in China nicht klären können, wie das neuartige Coronavirus auf den Menschen übergegangen ist. Das teilten die WHO-Experten und ihre ebenfalls an der Untersuchung beteiligten chinesischen Kollegen bei einer Pressekonferenz in Wuhan mit.
Man habe keine dramatischen neuen Erkenntnisse gewonnen, sagte der dänische Leiter des internationalen WHO-Forscherteams, Peter Ben Embarek. Aber man habe bestehendes Wissen vertiefen können.
Suche nach Corona-Ursprung: WHO beendet Mission in China
Nach Ansicht der Experten ist es sehr wahrscheinlich, dass das Coronavirus in Fledermäusen entstanden ist. Weil aber Wuhan keine Stadt sei, in der es große Fledermauspopulationen gebe, sei es unwahrscheinlich, dass das SARS-CoV-2 genannte Coronavirus direkt von den Fledermäusen auf den Menschen übergesprungen sei, sagte Embarek.
Zwischenwirt ist weiter unbekannt
Welcher Virus-Zwischenwirt, also welches Tier, erstmals den Menschen mit dem Coronavirus angesteckt hat, ist nach Ansicht der WHO-Expertinnen und -Experten weiter unklar und müsse noch weiter erforscht werden.
Schwerpunktmäßig hat sich das WHO-Team mit dem Huanan-Wildtiermarkt beschäftigt. Die meisten der ersten Covid-Patienten aus dem Dezember 2019 waren auf dem Markt im Zentrum von Wuhan unterwegs. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sich dort das Virus erstmals ausgebreitet hat.
Der chinesische Wissenschaftler Liang Wannian von der staatlichen Behörde für Seuchenschutz betonte allerdings: „Mit dem Wildtiermarkt ließen sich mit die ersten Coronafälle in Wuhan in Verbindung bringen, aber eben nicht alle Fälle und auch nicht der erste Fall in der Stadt.“
China will Wildtiermarkt-These widerlegen
Bei der Pressekonferenz in Wuhan wurde erneut deutlich: Die chinesischen Behörden versuchen die These zu widerlegen, wonach die Pandemie auf dem, beziehungsweise im Umfeld des Wildtiermarktes entstanden ist. So wurde vor allem von chinesischer Seite erneut auf die Möglichkeit hingewiesen, dass mit Coronavirus infizierte Tiefkühlware das Virus nach Wuhan eingeschleppt haben könnte.
Chinesische Staatsmedien und Sprecher der kommunistischen Führung haben in den vergangenen Monaten auch immer wieder auf vermeintliche Spuren eines früheren Ausbruchs in den USA, Italien oder anderen Teilen der Welt hingewiesen. Wissenschaftlich haltbar ist bisher keine dieser Spuren. WHO-Missionsleiter Embarek hat heute in Wuhan nochmal betont, dass die Suche nach dem Ursprung der Covid-19-Pandemie erst begonnen habe – sie stünde aber noch ganz am Anfang.