Es hängt jetzt von uns ab
12. Februar 2021Stand: 12.02.2021 17:42 Uhr
Kanzlerin Merkel warnt vor einer dritten Welle und mahnt zu klugen Öffnungsschritten. Die deutschen Spediteure warnen wegen Grenzkontrollen vor leeren Supermarkt-Regalen. Schweden verlängert sein Alkoholverbot.
- CureVac beginnt europäisches Zulassungsverfahren
- Virus-Mutationen in Bayern weiter verbreitet als bislang angenommen
- RKI: 9860 Neuinfektionen und 556 Todesfälle binnen 24 Stunden gemeldet
- Spahn und Wieler zeigen sich vorsichtig optimistisch
- Britische Wirtschaft 2020 um knapp zehn Prozent geschrumpft
Pendelquarantäne für Grenzgänger in Bayern
Bayern führt im Kampf gegen die Corona-Mutationen Pendelquarantäne für Grenzgänger in Ostbayern ein. Nach Angaben von Gesundheitsminister Klaus Holetschek gelte dies für alle Grenzpendler in der Region. Zudem würden den größeren Betrieben in der Region Corona-Schnelltests zur Verfügung gestellt. Hintergrund ist die Verbreitung der britischen Virus-Mutation: In einigen grenznahen Landkreisen im Norden der Oberpfalz und in Oberfranken ist die Virus-Variante auf dem Vormarsch.
WHO mahnt zur Einhaltung der Corona-Maßnahmen
Die strikten Maßnahmen zur Eindämmung von Ansteckungen mit dem Coronavirus in vielen Ländern zeigen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Wirkung. Die Zahl neuer Todesfälle weltweit falle seit zwei Wochen, die neuer Infektionen seit vier Wochen, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. „Das scheint darauf zurückzuführen zu sein, dass Länder die Schutzmaßnahmen strikter durchsetzen.“ Er verband dies mit einer Warnung: Selbstgefälligkeit sei fehl am Platz, sagte er. „Jetzt ist für kein Land der richtige Zeitpunkt, um Maßnahmen zu lockern, ebenso nicht für einzelne Menschen, in ihrer Wachsamkeit nachzulassen“, sagte Tedros. Die Zahlen waren von mehr als fünf Millionen gemeldeten Infektionen pro Woche weltweit Anfang Januar auf zuletzt gut drei Millionen zurückgegangen. Die Zahl der gemeldeten Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion ging von fast 100.000 auf unter 90.000 pro Woche zurück.
RKI-Studie: Hundertausende Lebensjahre durch Corona verloren
Geschätzt 305.641 Lebensjahre sind laut einer Studie im vergangenen Jahr in Deutschland durch die Corona-Pandemie verloren gegangen. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Robert Koch-Instituts (RKI) in in einer im „Ärzteblatt“ erschienenen Untersuchung. Dafür berücksichtigten sie verlorene Jahre durch Tod, aber auch durch gesundheitliche Einschränkungen bei Covid-19-Überlebenden. „Durchschnittlich verlor jede verstorbene Person 9,6 Lebensjahre“, schrieben die Autoren. Männer hätten rund elf Jahre verloren, Frauen etwa acht. Herangezogen wurde für die Berechnung die statistische Restlebenserwartung.
Deutsche Bahn stellt Fernverkehr nach Tschechien und Tirol ein
Aufgrund der neuen Verordnung zu den Virus-Variantengebieten stellt die Deutsche Bahn von Sonntag an den Fernverkehr nach Tirol sowie nach Tschechien ein. Betroffen sei in Richtung Tirol die EC-Linie München-Innsbruck-Verona. Eingestellt werde außerdem die EC-Linie Hamburg-Berlin-Prag. Nach der Ausbreitung neuer Virusvarianten hatte die Bundesregierung die Regeln für die Einreise aus mehreren EU-Staaten erneut verschärft und teilweise auch stationäre Grenzkontrollen angeordnet. Neben Tschechien und Tirol in Österreich gilt auch für die Slowakei wegen der Corona-Pandemie ein Beförderungsverbot.
Merkel dringt auf „kluge Öffnungsschritte“
Bundeskanzlerin Angela Merkel dringt darauf, bei anstehenden Lockerungen der Corona-Beschränkungen nur schrittweise vorzugehen und die Folgen genau zu beobachten. „Es hängt jetzt von uns und klugen Öffnungsschritten ab, ob wir ohne eine groß ausgeprägte dritte Welle durch die Pandemie kommen. Oder ob wir zu unvorsichtig sind und dann doch vielleicht wieder steigende Fallzahlen haben“, sagte Merkel in einem Interview des ZDF-„heute journal“. Wegen neuer Virus-Mutationen müsse man besonders aufmerksam sein.
Merkel verwies darauf, dass die von den Ländern geplanten Öffnungen von Schulen und Kitas schon „ein gewagter Schritt“ seien. Sie sehe die große Bedeutung dieser Bereiche aber auch ein. Wenn zum 1. März dann auch Friseure wieder öffnen könnten, sei dies schon „ein Mehr an Kontakten, das man beobachten muss“, so die Kanzlerin. Für darauf folgende Öffnungen sei deswegen von Bund und Ländern die Marke von 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen vereinbart worden. Als Maßgabe der Öffnungsstrategie formulierte die Kanzlerin, dass immer dann der nächste Schritt möglich sei, wenn der vorherige nicht zu einem Anstieg der Fallzahlen geführt habe.
Nach dem als nächstes folgenden Einzelhandel blieben dann noch drei Stränge: Schulen in höheren Jahrgängen, Berufsschulen und Unis, zweitens private Kontakte und drittens Kultur, Kinos, Theater, Gruppensport sowie Restaurants und Hotels. „Dann müssen wir politisch entscheiden, welche Öffnungsschritte aus welchem Strang wollen wir jetzt als nächste“, sagte die Kanzlerin.
Italien: Fast jede fünfte Corona-Infektion mit britischer Mutation
In Italien soll laut einer Schätzung des Gesundheitsministeriums schon fast jede fünfte Corona-Infektion auf die britische Virus-Variante zurückzuführen sein. Im Schnitt seien es nach einer Stichproben-Analyse landesweit etwa 17 Prozent der Infektionen, teilte das Ministerium mit. In gut 80 Laboren landesweit waren dafür rund 850 Proben positiv getesteter Menschen analysiert worden. Das Ergebnis zeige, dass die Variante in Italien zirkuliere, in den kommenden Monaten könne sie zur vorherrschenden werden, hieß es in der Mitteilung.
80 Einsätze an Weiberfastnacht in Köln
Der Weiberfastnachtstag in Köln mit coronabedingtem Feierverbot ist doch nicht so störungsfrei verlaufen wie zunächst von den Behörden gemeldet. Vom späteren Donnerstagnachmittag bis zum frühen Freitagmorgen verzeichnete der städtische Ordnungsdienst 80 Einsätze, wie die Stadt mitteilte. In diesem Zeitraum gingen zahlreiche Hinweise, Beschwerden und Meldungen über Ansammlungen im öffentlichen Raum sowie über Partylärm aus Privaträumen ein. Allein wegen Partys in Kölner Wohnungen droht insgesamt 40 Menschen nun ein Bußgeld von jeweils 250 Euro.
Studie: Corona-Impfung macht Infizierte offenbar weniger ansteckend
Das Resultat der Studie ist auf den ersten Blick ermutigend: Infizieren sich Menschen nach einer Corona-Impfung mit dem Erreger Sars-CoV-2, reproduzieren sie anscheinend weniger Viren als Ungeimpfte – und wären damit weniger ansteckend. Das gelte schon nach einer einzigen Impfdosis, schreiben israelische Forscher in einer Studie, die allerdings noch nicht von Experten begutachtet wurde.
Ein Team vom Institute of Technology in Haifa hatte Laborbefunden von knapp 5800 Infizierten nachträglich ausgewertet wurden. Etwa die Hälfte der Teilnehmer hatte eine Impfdosis mit dem BioNTech/Pfizer-Präparat erhalten, die anderen waren ungeimpft. Bei jenen 1140 Menschen, deren Impfung bereits zwölf bis 28 Tage zurücklag, war die per PCR-Untersuchung ermittelte Viruslast um den Faktor vier geringer als bei den Ungeimpften.