Dehoga MV: „Keine Perspektive, keine Zuversicht, kein Zeitplan“
13. Februar 2021Der Chef des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands in MV, Schwarz, hat sich über den Ausgang des MV-Gipfels für seine Branche enttäuscht gezeigt. Es gebe keine Perspektive, keine Zuversicht und keinen Zeitplan.
„Die Unsicherheit ist das Schlimmste, was uns im Moment beschäftigt.“ sagte Mecklenburg-Vorpommerns Dehoga-Chef Lars Schwarz im Interview auf NDR 1 Radio MV. Von Gesprächen zu sogenannten Test- oder Modellregionen, die Wirtschaftsminister Harry Glawe für kommende Woche angekündigt hat, verspricht sich Schwarz wenig: „Ach, so ein kleines bisschen fehlt mir die Zuversicht, dass diese erneuten Gespräche nun zum Erfolg führen – weil wir sind seit Wochen in ganz intensiven Gesprächen, machen Vorschläge, stellen Stufenpläne vor, waren die ersten, die was vorgelegt haben und sind mittlerweile das Bundesland, das noch gar nichts kommuniziert hat. Also es ist enttäuschend.“ Man werde aktiv mitarbeiten, werde sich einbringen – und man habe nicht nur die Hoffnung sondern auch die Erwartung, dass dann endlich mal Ergenisse dabei rauskommen.
Aufwendige Öffnungspläne für die Schublade
Schwarz sagte weiter, man habe zusammen mit dem Tourismusverband einen Öffnungsplan vorgelegt, andere Branchen wie Schaustellerverband, Handwerkskammer, Museumsverband seien in diesen Plan mit eingestiegen: „Aber ich habe im Moment nicht das Gefühl, dass uns die Landesregierung ernsthaft mit solchen Plänen – wo ganz viel Arbeit drinsteckt, wo ganz viele Details drinstecken, die versuchen, alle mitzunehmen und alles zu bedenken – dass sie das als Grundlage nehmen. Sondern es werden immer neue Taskforces beschäftigt und so richtig raus, muss man ehrlich sagen, kommt nichts.“
Schwarz: Lage in den Betrieben dramatisch
Mit Blick auf Ausgleichszahlungen für die Betriebe sagte Schwarz, man habe ganz viele Versprechungen gehört. Monate nach den Ankündigungen sei nun tatsächlich das Geld bei den Betrieben angekommen, zumindest November- und Dezemberhilfen. Es gebe seit weinigen Tagen auch die Möglichkeit Überbrückungshilfe III zu beantragen. „Zusammengefasst ist das sehr sehr unbefriedigend und hat mit schneller Hilfe überhaupt nichts zu tun. Die Lage in den Unternehmen ist tatsächlich dramatisch. Wir wissen nicht mehr, was wir den Mitarbeiten erzählen können. Wir haben gestandene Unternehmen, erfolgreiche Unternehmen – die sind verzweifelt und wissen nicht mehr, wie es weitergeht.“ Man brauche Zuversicht und Perspektive, man brauche ein Zeichen, wann es wieder losgehen kann – immer in Verbindung mit dem Gesundheitsgeschehen. „Da drückt sich auch die Landesregierung, um da Farbe zu bekennen und uns eine Perspektive zu geben. Und das ist eigentlich für uns die schlimmste und schwierigste Situation, die wir haben können.“
Kleine Betriebe: „Wir können nicht mehr, wir machen zu“
Laut einer aktuellen Umfrage innerhalb des Dehoga sagen 75 Prozent der Betriebe, sie können nicht mehr oder werden nur noch ganz kurze Zeit durchhalten können. „Wir haben auch ganz viele kleine Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern. Die melden sich gar nicht. Die werden einfach nicht mehr da sein – die beschließen für sich, wir können nicht mehr, wir machen zu. Und wenn wir irgendwann durchs Land fahren in einiger Zeit, dann werden wir feststellen: ‚Da ist keiner, Mensch, dort ist keiner und da ist keiner mehr!‘ Das wird ein Bild sein, das sich erst deutlich zeigen wird, wenn die Pandemie vorbei ist.“
Dehoga plädiert für landesweite Öffnungsperspektive
Angesprochen auf Öffnungsbemühungen für die Hansestadt Rostock sagte Schwarz dem NDR, er habe vollstes Verständnis dafür, dass Rostocks Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen (parteilos) für seine Unternehmen kämpfe. Dennoch plädierte Schwarz für bundesweit, landsweit bzw. norddeutschlandweit abgestimmte Lösungen, um Ungerechtigkeiten zu vermeiden. Die ausgegebenen Grenzwerte der Sieben-Tage-Inzidenzen seien absolut nicht nachvollziehbar: „Es hieß, wir müssen auf die 50 oder unter die 50 kommen, die 50 sind jetzt nicht mehr wahr, erklärt hat uns das keiner. Jetzt sind die 35 die neue 50. Ich hab‘ die große Befürchtung, wenn wir bei 35 sind, dann gibts irgendwie ’ne 20 oder noch irgendwas anderes.“ Die Unternehmen seien überall genauso verzweifelt und am Ende – deshalb sei es wichtig, überall im Land zu öffnen.