Forderung der Ärzte – Mit BioNTech auch in Praxen impfen
26. Februar 2021Stand: 26.02.2021 14:45 Uhr
Niedergelassene Ärzte sollen bald gegen Corona impfen dürfen – auch mit dem BioNTech-Vakzin. Das fordern die Ärztevereinigung KBV und der Hausärzteverband. Gesundheitsminister Spahn will dafür „zeitnah“ Voraussetzungen schaffen.
Spätestens ab Mai soll auch in den Arztpraxen der BioNTtech-Impfstoff gegen das Coronavirus geimpft werden. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) erwartet „einen Impfstart für die Praxen in den nächsten sechs bis acht Wochen“, wie ein KBV-Sprecher der „Rheinischen Post“ sagte. Nach Angaben des Apothekerverbands Nordrhein stehen allein in Nordrhein-Westfalen 4000 Apotheken bereit, die niedergelassenen Ärzte ab Mai mit Impfstoff zu versorgen.
Hausärzte sind startklar
„Wir können sofort loslegen. Das ist kein Problem, wenn die Impfstoffe wie in die Impfzentren auch an die Praxen verteilt werden“, sagte der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt. Es gebe keinen vernünftigen Grund, die Impfungen in den Praxen jetzt nicht anlaufen zu lassen, betonte der Mediziner. „Wir können das, wir sind flexibel und wir können die Menschen, die noch unsicher sind, ob sie sich impfen lassen wollen, auch überzeugen.“ Große logistische Herausforderungen sehe er nicht, sagte Weigeldt. Die Impfstoffe, auch der von BioNTech, ließen sich im normalen Kühlschrank mehrere Tage lagern. Das sei vor Ort gut zu handhaben.
Pilotprojekt in Nordwestmecklenburg
Im Landkreis Nordwestmecklenburg läuft bereits ein bundesweites Pilotprojekt: Hausärzte impfen in ihren Praxen über 80-Jährige gegen Corona. Das soll ihnen den weiten Weg ins Impfzentrum ersparen. Zunächst beteiligten sich acht Hausärzte an dem Projekt. Geimpft wird außerhalb der normalen Sprechzeiten. Impfstoff und Material werden vom Kreis aus den Impfzentren an die Hausarztpraxen geliefert.
Montgomery warnt vor Überforderung der Impfzentren
Der Chef des Weltärztebunds, Frank Ulrich Montgomery, rechnet in zwei Monaten aufgrund der „Schwemme an Impfstoffen“ mit einer Überforderung der Impfzentren. „Wir werden in zwei Monaten sehr viel mehr Impfstoff in Deutschland haben, als die bisherigen Impfzentren verimpfen können“, sagte er im Interview mit den Fernsehsendern RTL und ntv. Er dringt daher auf Konzepte, wie etwa der Impfstoff zu den Hausarztpraxen transportiert werden kann.
Spahn will Voraussetzungen in Praxen schaffen
Der Marburger Bund forderte Bund und Länder auf, bei ihren Corona-Beratungen am kommenden Mittwoch eine Antwort auf die Frage zu geben, wie die zugesagten Millionen an Impfstoffdosen zügig verimpft werden könnten. „Wenn es gelingt, die ausgelieferten Mengen an Impfstoff unverzüglich an den Mann und an die Frau zu bringen, bekommen wir auch die dritte Welle besser in den Griff“, erklärte der zweite Vorsitzende des Marburger Bunds, Andreas Botzlar. „Sobald die große Masse an Impfstoff kommt, müssen wir beim Impfen endlich den Turbo einschalten.“ Dafür müsse auch in Arztpraxen und medizinischen Versorgungszentren geimpft werden.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sagte zu, dafür „zeitnah“ die Voraussetzungen zu schaffen. „Noch liegt zu viel Impfstoff im Kühlschrank“, erklärte er. Die Impfkampagne müsse „an Fahrt gewinnen“ – auch durch Impfungen in Arztpraxen.