AstraZeneca-Impfungen gestoppt: Fragen und Antworten

AstraZeneca-Impfungen gestoppt: Fragen und Antworten

16. März 2021 Aus Von mvp-web
Stand: 16.03.2021 11:00 Uhr

Deutschland setzt vorübergehend Corona-Impfungen mit dem Wirkstoff von AstraZeneca aus. Der Grund: Das Auftreten von Blutgerinnseln in Hirnvenen, das im Zusammenhang mit dem Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers stehen könnte. Der Impf-Stopp wirkt sich auch in Mecklenburg-Vorpommern aus.

Was bedeutet der Impfstopp für die Zweitimpfung in Mecklenburg-Vorpommern?

Vorerst sind sämtliche Impfungen mit AstraZeneca abgesagt worden – also auch die Zweitimpfungen. Nach Angaben von Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) finden in dieser Woche – also bis zum 21. März – definitiv keine Impfungen mehr mit AstraZeneca-Impfstoff statt. Eine Ausnahme gibt es: Die Termine von über 80-Jährigen finden statt. Die Betreffenden bekommen eine Impfung mit Biontech oder Moderna. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) prüft derzeit alle Fälle in Europa und untersucht, ob es wirklich einen direkten Zusammenhang zwischen der Impfung und den aufgetretenen Fällen von Blutgerinnseln gibt. Diese Prüfung soll zum Ende der Woche abgeschlossen sein. Sofern kein kausaler Zusammenhang festgestellt wird, wird die Impfung mit AstraZeneca wieder freigegeben.

Wie viele Menschen in MV warten auf ihre Zweitimpfung mit AstraZeneca?

Rund 19.230 Menschen in Mecklenburg-Vorpommern haben eine erste Impfung mit AstraZeneca-Impfstoff erhalten. Bei ihnen steht in den kommenden Wochen und Monaten eigentlich der zweite Pieks an. Jüngst war auf einem Impfgipfel in Schwerin beschlossen worden, dass das Zeitintervall bis zur Zweitimpfung maximal ausgeschöpft werden soll. Bei AstraZeneca beträgt die maximale Frist zwischen Erst- und Zweitimpfung zwölf Wochen. Es bleibt also noch Zeit, bis Erstimpfungen verfallen. In Mecklenburg-Vorpommern wird seit Anfang Februar 2021 mit dem AstraZeneca-Vakzin geimpft.

Kann man die Zweitimpfung mit einem anderen Impfstoff – zum Beispiel mit dem von Moderna oder Biontech – durchführen?

Das Robert Koch-Institut (RKI) rät davon ab. Das sei noch nicht abschließend untersucht, heißt es auf der RKI-Website. Britische Forscher haben dazu im vergangenen Monat eine Studie gestartet. Ergebnisse liegen noch nicht vor. Die Frage wird unter Experten diskutiert.

Woher wissen Menschen mit Impftermin, ob es eine Impfung mit AstraZeneca gewesen wäre? An wen müssen sie sich wenden, um das herauszufinden?

Hierauf gibt es laut Gesundheitsministerium noch keine Antwort. Sobald dies geklärt ist, wird dies bekanntgegeben.

Wie häufig kommen Thrombosen denn überhaupt vor?

100.000 Todesfälle in Deutschland sind jährlich auf Thrombosen zurückzuführen – in vielen Fällen ausgelöst durch Gefäßverschlüsse, die in den tiefen Bein- und Beckenvenen entstanden sind. Wenn diese Verstopfungen mit dem Blut in die Lunge gespült werden, besteht die Gefahr einer Embolie. Damit sind Thrombosen hierzulande die dritthäufigste Todesursache. Deswegen gibt es derzeit auch Kritik von Experten und Politikern an der Entscheidung, die Impfungen auszusetzen. Denn bisher sind lediglich sieben Fälle bei mehr als 1,6 Millionen Impfungen mit AstraZeneca in Deutschland dokumentiert worden.

Was wird aus Impfterminen in den kommenden Tagen?

Das hängt davon ab, mit welchem Impfstoff geimpft werden soll. Sollte es der von AstraZeneca sein, entfällt der Termin definitiv. Das gilt vorerst bis Ende dieser Woche (21. März). Eine Ausnahme gibt es: Die Termine von über 80-Jährigen finden statt. Die Betreffenden bekommen eine Impfung mit Biontech oder Moderna. Gesundheitsminister Glawe rief dazu auf, dass Bürger mit Terminen für eine AstraZeneca-Impfung nicht in die Impfzentren kommen sollen. Sofern es sich um einen Termin für eine Impfung mit Moderna oder Biontech handelt, dann bleibt alles beim Alten – die Impfung wird durchgeführt.

Muss man sich selbst um einen späteren Ersatztermin für die Zweitimpfung kümmern?

Ob diejenigen, deren Termin abgesagt wurde, selbst einen neuen Termin in der Impfhotline vereinbaren müssen oder ob ihnen ein anderer Termin sobald wie möglich angeboten wird, das ist noch nicht entschieden worden. Nach Angaben des Gesundheitsministerium wird das Vorgehen derzeit mit den Beteiligten wie etwa Callcentern abgestimmt.

Besteht die Möglichkeit, sich anstatt mit AstraZeneca-Impfstoff mit einem anderen Impfstoff impfen zu lassen?

Ob man sich jetzt stattdessen mit dem Präparat von Biontech oder Moderna impfen lassen kann, das fragen sich derzeit wohl viele. AstraZeneca-Impfstoff wurde in MV zuletzt vor allem in der Prioritätsgruppe 2 eingesetzt. Diese Gruppe ist vergleichsweise groß. In den kommenden Tagen und Wochen hätten in MV rund 70.000 Impftermine mit AstraZeneca angestanden. Kurzfristig wird es wohl schwer, Termine mit den anderen Impfstoffen anzubieten, denn die verfügbaren Kapazitäten für die nächsten Tage sind bereits verplant. Wie genau jetzt weiter verfahren wird, das ist noch unklar.

Wie wird der drastische Schritt, das Impfen mit AstraZeneca-Impfstoff einzustellen, denn begründet?

Sicherheit gehe vor Schnelligkeit, sagte Gesundheitsminister Harry Glawe. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sprach von einer reinen Vorsichtsmaßnahme. Konkret geht es in Deutschland um sieben Fälle, bei denen Blutgerinnsel, also Thrombosen, in den Hirnvenen festgestellt wurden. Diese könnten möglicherweise – das ist noch nicht bestätigt – in Zusammenhang mit der AstraZeneca-Impfung stehen. Ob es da wirklich einen unmittelbaren Zusammenhang gibt, das prüft die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA). Solange wird in Deutschland erstmal nicht mit AstraZeneca geimpft. Kritiker monieren, dass sieben Fälle zu wenig für einen solch drastischen Schritt seien. Denn durch die nun nicht durchgeführten Impfungen entstünden ebenfalls gesundheitliche Schaden bei Betroffenen. Zudem werde der Impfstoff von AstraZeneca einen weiteren herben Imageschaden davontragen.