Liveticker zur Sturmflut in MV: Schäden an Hafenanlagen und Dünen
21. Oktober 2023Deich in Wieck am Darß gebrochen
Die Sturmflut an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns hat vor allem an Hafenanlagen und Dünen für Schäden gesorgt. In Wieck am Darß ist ein Deich mehrfach gebrochen. Alle Entwicklungen im Liveticker.
Aufräumarbeiten im Hafen Stahlbrode
Im Hafen Stahlbrode sind mehrere Schiffe aufgrund des Hochwassers gesunken. Die Aufräumarbeiten dort laufen. Ein Kran wurde angefordert, um die Schiffe zu bergen. Der Hafen Stahlbrode liegt zwischen Stralsund und Greifswald.
Landkreis plant derzeit keine Evakuierung
Der Landkreis Vorpommern-Rügen plant derzeit keine Evakuierung in der Region rund um Wieck, allerdings werde die Situation aufmerksam beobachtet. „Die Lage ist ernst“, sagt Bürgermeisterin Anke Schüler.
Wieck: Gemeinde warnt über App „Nina“
Gewarnt wird vor Hochwasser aufgrund des Deichbruchs. Touristen und Besucher werden gebeten, die Ortslage Wieck und Bliesenrade zu meiden oder umgehend zu verlassen, sollten sich diese dort noch aufhalten. Außerdem sollen die Boddendeiche nicht betreten werden. Anwohner werden gebeten, ihre Häuser vorsorglich zu sichern. Sandsäcke können am Parkplatz „Nordkaten“ abgeholt werden. Feuerwehren aus der ganzen Umgebung sind derzeit vor Ort.
Deichbruch in Wieck: 75 Häuser in Gefahr
In Wieck am Darß ist der Deich an mehreren Stellen gebrochen, an mehreren Stellen droht dieser auch noch weiter durchzubrechen. „Die Lage ist aktuell sehr dynamisch“, berichtet Kay Mittelbach, der Kreisbrandmeister im Landkreis Vorpommern-Rügen, gegenüber dem NDR. Ungefähr 75 Häuser seien derzeit vom Wasser gefährdet. Mittelbach hofft, dass das Wasser demnächst endlich zurückgeht. „Wie man aber sieht, ist das aktuell nicht der Fall“, so Mittelbach weiter. Die Pegel seien weiter hoch, da es im Bodden zu einem sogenannten „Badewanneneffekt“ kommt – das Wasser schwappe hin und her. Seit gestern Abend seien die Einsatzkräfte bereits im Einsatz.
Neben der Feuerwehr sind unter anderem auch der Landrat, der Landkreis und der Wasser- und Bodenverband vor Ort. Derzeit werde geschaut, welche Vorbereitungen noch getroffen werden können – unter anderem, inwiefern weitere Sandsäcke gepackt werden können. Möglicherweise komme noch ein Hubschrauber zum Einsatz, der sogenannten „Big Packs“ verteilt.
Backhaus warnt vor instabilen Dünen
Aufatmen nach dem Sturmhochwasser an der Küste – so betitelt das Ministerium für Umwelt eine aktuelle Mitteilung. Der für den Küstenschutz zuständige Minister Till Backhaus (SPD) hat darin Bilanz gezogen: „Im Vergleich zu Schleswig-Holstein und Süd-Dänemark hat Mecklenburg-Vorpommern aufgrund der Windrichtung Glück gehabt“, so Backhaus. Küstenschutzanlagen und Dünen hätten Gebiete geschützt, die sonst möglicherweise überflutet worden wären.
Manche Küstenregionen haben trotzdem Schaden genommen. Backhaus und sein Ministerium warnten vor instabilen Dünen. Gebietsweise haben sich demnach bis zu vier Meter hohe Abhänge gebildet, die jetzt gesichert werden müssen. „Ich appelliere an die Vernunft der Menschen, sich nicht in solchen Gefahrenbereichen aufzuhalten“, heißt es vom Minister weiter. Ein Sturmtief hatte am Freitag und in der Nacht zum Samstag für Hochwasser mit Wasserständen von bis zu 1,50 Metern über Normal gesorgt. Die Aufräumarbeiten dauerten zunächst an.
Pegel: Hohe Einsatzbelastung, gute Vorbereitung
Innenminister Christian Pegel (SPD) zufolge sei die Belastung für die Einsatzkräfte insbesondere in den Küstenregionen in der vergangenen Nacht hoch gewesen. Er zeigte sich am Vormittag gegenüber dem NDR erleichtert darüber, dass in Mecklenburg-Vorpommern niemand durch das Hochwasser lebensbedrohlich verletzt worden ist – was auch der guten Vorbereitung des Landes zu verdanken wäre. „Ich habe schon den Eindruck, dass wir durchgängig gut vorbereitet waren. Wir haben über die vergangenen Jahrzehnte aber auch viel gelernt“, so der Minister. Er bedankte sich bei allen Beteiligten.
Greifswald: Nur wenige Sturmschäden
In Greifswald (Landkreis Vorpommern-Greifswald) hat das Sturmtief nur wenig Schaden angerichtet. Nach Angaben der Stadt fuhr die Feuerwehr insgesamt fünf Einsätze im Zusammenhang mit dem Wetter. In zwei Fällen lösten sich Bauteile, die gesichert werden mussten. Bei den anderen drei Einsätzen wurden den Angaben zufolge abgebrochene Ästen oder Bäume geräumt. Das Hochwasser selbst stieg in der Nacht zum Samstag auf 1,50 Meter über dem Normalpegel an.
Deich in Wieck auf dem Darß gebrochen
In Wieck auf dem Darß ist ein Deich gebrochen ist. Nach Angaben der Leitstelle des Landkreises Vorpommern-Rügen hat die Sturmflut eine Lücke von rund zehn Metern gerissen. Das Ostseewasser läuft demnach auf eine Ackerflächen. Die Feuerwehr macht sich derzeit ein Bild von den Schäden.
Sassnitz: Promenadenweg zerstört
Sturm und Hochwasser sind auch an Sassnitz auf Rügen nicht ohne Schäden vorbeigezogen. Das Hochwasser hat nach Angaben der Polizei die Bodenplatten der Strandpromenade beschädigt. Viele Platten wurden demnach durch die Überflutung angehoben und teilweise weggeschwemmt. Zudem liege Treibgut wie Äste auf der Promenade.
Hafen Stahlbrode schwer beschädigt
Mehrere Straßen wieder freigegeben
Vielerorts sind über Nacht gesperrte Straßen wieder freigegeben worden. Dazu zählen „Am Strande“ in der Rostocker Innenstadt, die B196 zwischen Karow und Prora auf Rügen und die Bahnhofstraße zwischen Göhren und der B196. In Wismar sind „Am Hafen“, die Wasserstraße und die Ulmenstraße wieder befahrbar. Die Kreuzung Am Hafen/Schiffbauerdamm hingegen ist noch überflutet und vorerst noch gesperrt. Auch die Kreisstraße zwischen Pötenitz und Priwall im Kreis Nordwestmecklenburg kann noch nicht wieder passiert werden.
Rostock: Autos blieben auf der Straße im Wasser stecken
Graal-Müritz: Dünen um drei bis acht Meter weggespült
In Graal-Müritz haben die Sturmwellen östlich der Seebrücke auf rund einen Kilometer Länge etwa drei bis acht Meter der Dünen weggespült. Einige Abschnitte des Strandes wurden nach Angaben der Bürgermeisterin inzwischen vorübergehend gesperrt. Die Seebrücke und die Strandaufgänge rechts und links davon können genutzt werden.
Der höchste Pegelstand lag bei 1,58 Meter
Mehrere Sturmflutschäden auf Rügen
Auf Rügen sind durch den Sturm ein Hotel in Binz und ein Einfamilienhaus in Sagard beschädigt worden. Zudem fiel nach Angaben der Polizei ein Baum auf einen Wagon der Kleinspurbahn „Rasenden Roland“. Auch der Hafen Stahlbrode wurde in Mitleidenschaft gezogen. Laut Polizei wurde er stark beschädigt, zahlreiche Pflastersteine seien durch die Wellen herausgespült worden.
Feuerwehren räumen umgestürzte Bäume von den Straßen
An der Mecklenburgischen Seenplatte hat der Sturm offenbar keine schweren Schäden angerichtet. Im gesamten Landkreis rückten die Feuerwehren allerdings bei elf Einsätzen aus, um umgestürzte Bäume von den Straßen zu räumen. Das teilte ein Sprecher des Landkreises mit.
Ueckermünde: Pegel am Stettiner Haff sinken langsam
Langsam fallen nach der stürmischen Nacht auch die Wasserstände an den Küsten des Stettiner Haffs. Im Stadthafen Ueckermünde liegt der Pegel aktuell bei 5,89 Meter. Der Höchstwert lag am Abend bei 5,92 Meter, so Ueckermündes Hafenmeister Roland Till. Er rechnet damit, dass der Pegel am Montag gegen Mittag wieder seinen Normalwert bei 5,20 Meter erreicht. Zwei zusätzliche Spundwände in der Hochwasserschutzmauer sollen solange bleiben.
Auch Straßen am Priwall gesperrt
Wegen des Hochwassers sind im Landkreis Nordwestmecklenburg weiterhin zwei Kreisstraßen gesperrt. Die Strecke zwischen Volkstorf und Priwall sowie zwischen Pötenitz und Priwall sind derzeit nicht passierbar.
Straßen in Wismar, Rostock und Vorpommern-Rügen gesperrt
Vielerorts entspannt sich die Lage, dennoch gibt es noch Behinderungen. In Wismar zum Beispiel sind der Schiffbauerdamm und die Wasserstraße weiterhin gesperrt. Das gilt auch in Rostock für die entlang des Stadthafens verlaufende L22 „Am Strande“. Die vielbefahrene Hauptverkehrsstraße ist seit gestern Abend wegen Überschwemmungen für den öffentlichen Verkehr unbefahrbar. Auch im Landkreis Vorpommern-Rügen sind noch Straßen gesperrt. Die B196 zwischen Karow und Prora in beiden Richtungen, sowie die Bahnhofstraße zwischen Göhren und der B196. Hier sind mehrere Bäume umgestürzt.
Fährverkehr von Rostock soll am Vormittag wieder starten
Voraussichtlich ab 11:15 Uhr wird der Verkehr der Scandlines-Fähren zwischen Rostock und Gedser wieder aufgenommen. Scandlines musste am Freitag wegen ungewöhnlich starker Ostwinde und starker Strömung den Fährbetrieb einstellen
Viele Pegelstände in der Nacht gesunken
Ausgewählte Pegelstände gegen 05.30 Uhr:
Timmendorf/Poel: 1,40 Meter über mittlerem Wasserstand – Tendenz gleichbleibend
Wismar: 1,35 Meter über mittlerem Wasserstand – Tendenz leicht fallend
Stahlbrode: 1,02 Meter über mittlerem Wasserstand – Tendenz fallend
Stralsund: 1,04 Meter über mittlerem Wasserstand – Tendenz leicht fallend
Greifswald/Wieck: 1,01 Meter über mittlerem Wasserstand – Tendenz fallend
Sassnitz/Rügen: 0,97 Meter über mittlerem Wasserstand – Tendenz leicht steigend
Koserow/Usedom: 0,90 Meter über mittlerem Wasserstand – Tendenz fallend
Die aktuellen Wasserstände können auf der Pegel-Webseite des Landesamtes für Umwelt, Naturschutz und Geologie abgerufen werden.
Hochwasser an der Ostseeküste: Die Lage in Mecklenburg-Vorpommern
Keine Verletzten in MV bislang
Die Sturmflut an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns ist bislang vergleichsweise glimpflich verlaufen. Es wurden bislang keine Verletzten gemeldet, auch größere Schäden blieben aus. Eine Zusammenfassung der Geschehnisse von Freitag gibt es hier – im Liveticker vom 20. Oktober 2023:
Stumflut in MV: Wie ist die Lage am Sonnabend?
Guten Morgen! Nach einer turbulenten Nacht berichten wir auch heute wieder von den Auswirkungen der Sturmflut an der Ostseeküse von Mecklenburg-Vorpommern.
[…] Wie war die Lage am Sonnabend? Der Liveticker zum Nachlesen […]